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Andrea Fischer

Mehr Schlagkraft für die Nationalparkgemeinden

Thalfang/Hermeskeil. Mehr Schlagkraft für die Nationalparkkommunen: Das neue Team soll Probleme und Zukunftsthemen aktiv anpacken

m Hunsrückhaus am Erbeskopf hat die kommunale Nationalparkversammlung neben dem neuen Vorsitzenden Hartmut Heck (vorne, Zweiter von rechts) auch dessen neuen Stellvertreter Hans-Joachim Billert (vorne, Zweiter von links) und eine sechsköpfige Gruppe gewählt, die eigene Initiativen einbringen und mit dem Nationalparkamt gemeinsam umsetzen soll.

m Hunsrückhaus am Erbeskopf hat die kommunale Nationalparkversammlung neben dem neuen Vorsitzenden Hartmut Heck (vorne, Zweiter von rechts) auch dessen neuen Stellvertreter Hans-Joachim Billert (vorne, Zweiter von links) und eine sechsköpfige Gruppe gewählt, die eigene Initiativen einbringen und mit dem Nationalparkamt gemeinsam umsetzen soll.

Bild: Nationalparkamt

Ein Blick in das letzte Jahr und ein Ausblick in das neue: Was passiert gerade im Nationalpark Hunsrück-Hochwald - in der Natur, in Forschung & Monitoring, in der Regionalentwicklung, an den Toren, in der Besucherlenkung, im Naturerleben, der Öffentlichkeitsarbeit und in der Bildung? Gemeinsam mit Partnern, Kooperationspartnern und Förderern, Gremien und Kommunen, der Dachmarke und vielen anderen Unterstützern entwickelt die Nationalparkverwaltung das Schutzgebiet weiter. Ein kurzer Überblick zum Jahresbeginn.Im Nationalpark ist die Entwicklung der Natur geprägt durch die Veränderung des Klimas. War in den Jahren zuvor das Thema Klimawandel eher noch abstrakt und gefühlt sehr weit entfernt, so zeigen sich spätestens seit dem Dürresommer 2022 auch in den Hochlagen des Hunsrücks die Folgen sehr deutlich. Der Borkenkäfer konnte sich im trockenen Sommer stark vermehren und hat, wie auch in vielen anderen Waldgebieten deutschlandweit, hier ganze Fichtenwälder befallen.

Durch diese Naturdynamik ist der Anteil des Wildnisbereichs im Nationalpark bei ca. 50 Prozent. Sollte die Naturdynamik so weitergehen, ist im Nationalpark Hunsrück-Hochwald voraussichtlich im Jahr 2030 bereits 75 Prozent seiner Fläche der Wildnis überlassen. Als „Entwicklungs-Nationalpark“ hat der Nationalpark Hunsrück-Hochwald dieses Ziel dann in der Hälfte der eigentlich 30 Jahre, die hierfür vorgesehen sind, erreicht. Aber auch außerhalb der Kernzone geht es voran. Nach der Corona-bedingten Unterbrechung ist man in der Nationalparkverwaltung froh, den engen Vor-Ort-Dialog fortsetzen zu können.

In dieser Woche tagte die Kommunale Nationalpark-Versammlung. Der Nationalpark startet im Januar mit einer seiner wichtigen Gremien, in dem die Vertretungen der Landkreise sowie der Verbands- und Ortsgemeinden vom Nationalparkamt in alle wichtigen Planungen und Maßnahmen eingebunden werden. Hierbei wurde ein neuer Vorsitzender gewählt. Hartmut Heck, Verbandsbürgermeister aus Hermeskeil, führt nun die Versammlung an. Neuer Stellvertreter ist Hans-Joachim Billert. Gemeinsam mit einer neu einberufenen Lenkungsgruppe soll die Zusammenarbeit verstärkt und mit Blick auf knappe Ressourcen arbeitsteilig organisiert werden.

Rückblick 2022

Der Nationalpark arbeitet regional und überregional mit vielen Kooperationspartnern und Institutionen zusammen. Gemeinsam wurden im letzten Jahr viele Projekte vorangetrieben.In der Forschung wurden mit externen Forschungspartnern einige neue Projekte gestartet und noch laufende fortgeführt. Gemeinsam arbeitete man 2022 an der Zusammenführung von Forschungsdaten, an der Fernurkundung beim Monitoring der Waldschutzzonen, dem bundesweiten FFH-Monitoring der Wildkatze, dem Großkarnivorenmonitoring sowie der Fortführung des BfN-Projekts „Schalenwildmonitoring in deutschen Nationalparks“.

In der Regionalentwicklung sind viele Akteure mit Freude und Mut dabei. Der Nationalpark hat aktuell mehr Partnerbetriebe denn je. Sogar noch mehr als vor der Corona-Pandemie. Gemeinsam mit den vielen LEADER-geförderten Betrieben und der Qualitätsgemeinschaft der touristischen Organisationen wird so das Engagement für mehr Nachhaltigkeit, Qualität und Regionalität deutlich.

Der Ausbau der Nationalpark-Tore schreitet voran. Am Keltenpark ist mittlerweile das Dach auf dem Gebäude. Gemeinsam mit und angeführt von dem Zweckverband NLP-Tor Keltenpark wurde hier in den letzten Jahren ein Leuchtturm für den Nationalpark entwickelt. Am Nationalpark-Tor Erbeskopf wurde die Erstellung der Außen-Ausstellung vorangetrieben. Kurz vor Weihnachten übernahm dort ein neuer Pächter den Betrieb des Bistro-Cafés.

Mit dem Nationalparkbus wurde 2022 ein neues Gäste-Angebot gestartet, um die Schönheiten der Nationalpark-Region per Bus erlebbar zu machen. Die Touren werden von zertifizierten Nationalparkführern in Kooperation mit den Touristikern der Nationalpark-Region organisiert.

Seit 1. August 2022 gibt es ein neues Busnetz im Landkreis Birkenfeld. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist jetzt besser öffentlich angebunden. Besuchende können bequem per Bahn anreisen und die neuen Nationalparklinien nutzen, um die Nationalpark-Tore, Partnerbetriebe oder weitere Attraktionen zu erreichen. Schulen und Kitas sind deutlich besser an die Anlaufpunkte des Nationalparks angebunden, was die Nachfrage nach Schulklassenangeboten deutlich erhöht.

Die Bildungsangebote des Nationalparks haben im letzten Jahr einen Booster erhalten. Seit Sommer 2022 wird eng mit 15 Schulen und 5 Kitas zusammengearbeitet, es wurden die ersten Nationalpark-Schulen und -Kitas ausgezeichnet. Für Schulen und Kitas wurden spezielle Lehr- und Lernmaterialien zum Nationalpark entwickelt, gemeinsam mit abgeordneten Lehrkräften und den Nationalen Naturlandschaften, um so den Nationalpark einfacher und besser in den Schulalltag zu integrieren.

Ausblick 2023

Man muss davonausgehen, dass auch in diesem und den kommenden Jahren die Naturdynamik durch den Klimawandel geprägt sein wird. Im Kernbereich des Nationalparks wird das akute Geschehen an Rasanz verlieren, wenn das Gros der alten Fichten nicht mehr frisch vom Borkenkäfer befallen werden kann. Hier wird vielmehr entlang von Straßen und Wegen die sogenannte Verkehrssicherung an Bedeutung gewinnen, wenn die Bäume Zug um Zug zusammenbrechen.

Das Nationalparkamt setzt weiterhin einen Schwerpunkt auf Forschung und Monitoring, um den Prozess begleiten und dokumentieren zu können. Beim Borkenkäfermanagement im Randbereich wurde gemeinsam mit Landesforsten Rheinland-Pfalz eine Waldschutz-Strategie für den Hunsrück entwickelt. Im „Lagezentrum Borkenkäfer“ arbeitet der Nationalpark mit Experten aus Waldschutz, Technik und Vertrieb mit fünf Forstämtern von Landesforsten Rheinland-Pfalz.

Auch mit den Feuerwehren steht man im Dialog. Obwohl Moderholz sogar die Feuchtigkeit auf den Flächen hält, gibt es Sorge vor höherer Waldbrandgefahr. Hier wurden gemeinsam Konzepte erarbeitet und digital aufbereitet, welche Wege befahrbar sind, welche Routen gewählt werden müssen, wo Wasserentnahmestellen sind und in welchen Bereitstellungsräumen die Fahrzeuge sich sammeln sollen. Auch gemeinsame Übungen stehen auf der Agenda. Es gilt der Grundsatz, dass bei Waldbränden im Nationalpark gelöscht wird.

Derzeit läuft die Evaluierung der deutschen Nationalparke im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz. Auch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald wird geprüft, ob das Schutzgebiet und die Arbeit der Verwaltung den anerkannten Standards genügen und wo gegebenenfalls nachgeschärft werden muss. Der Gesamtbericht wird in 2024 vorliegen. Es zeigt sich aber bereits jetzt, dass vor dem Hintergrund der Kern-Zielsetzung eines Nationalparks und angesichts der Ausstattung mit Ressourcen die Zusammenarbeit mit der Region und den vielen dort engagierten Akteuren noch weiter ausgebaut und aufgabenteiliger verzahnt werden muss. Das Nationalparkamt muss und wird hier seinen Fokus auf die Bildung für nachhaltige Entwicklung und die per Gesetz vorgegebenen Aufgaben wie Forschung und Monitoring, daraus abgeleitete Bildungsangebote und schutzgebietskonformes Naturerleben fokussieren.

Der Ausbau der Tore wird 2023 weiter voranschreiten. Aktuell wird das neue Jahresprogramm Wildkatz fertiggestellt. Die bekannten Nationalpark-Akademien starten im Februar wieder jeden vierten Montag im Monat, das Bürgerforum wird im April stattfinden und auch gemeinsame Waldbegänge mit Nationalpark-Leiter Dr. Harald Egidi an einigen Samstagen werden angeboten. Für Schulen und Kitas entstehen weitere Lehr- und Lernmaterialien zu vielen Themen im Nationalpark. Digitale Angebote werden diese ergänzen.

Das Partner-Netzwerk wächst derzeit immer noch. Hier wird der Fokus auf mehr Sichtbarkeit des Nationalparks in den Betrieben liegen. Auch der Einzug des Regionalentwicklungsvereins ins Nationalparkamt ist mehr als nur ein Symbol dieser ausgebauten Zusammenarbeit. Ergänzt und befördert wird die nachhaltige Tourismus- und Regionalentwicklung von der Qualitätsgemeinschaft, der sich alle Nationalpark-Gemeinden angeschlossen haben. Nachhaltigkeit ist im Tourismus und in der Region zu einem „echten“ Thema geworden. Wie auch Naturparke und Biosphären tragen wir als Nationalpark so zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung bei.

Das ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich. Für die Gäste, die Betriebe, die Gemeinden – und den Natur- und Klimaschutz; genau darum geht es uns – im Kern!


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