Seitenlogo
SP

Nero-Ausstellung: Aktuelle Bezüge hergestellt

Die genaue Betrachtung der Nero-Zeit – weg vom früher verbreiteten, simplen Bild des wahnsinnigen Despoten – bietet Erkenntnismöglichkeiten von aktueller Brisanz. So leiteten der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann und Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, ihre Ansprachen zur Eröffnung der Nero- Ausstellung ein.
Bischof Dr. Stephan Ackermann (von links), Oberbürgermeister Wolfram Leibe, Superintendent Dr. Jörg Weber, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Prof. Dr. Christian Witschel (Universität Heidelberg) erhalten als erste eine Ausgabe des Begleitbands zur Ausstellung überreicht. Foto: Bistum Trier

Bischof Dr. Stephan Ackermann (von links), Oberbürgermeister Wolfram Leibe, Superintendent Dr. Jörg Weber, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Prof. Dr. Christian Witschel (Universität Heidelberg) erhalten als erste eine Ausgabe des Begleitbands zur Ausstellung überreicht. Foto: Bistum Trier

Dass der damals noch jungen Gemeinschaft der Christen die Schuld für den Brand von Rom im Jahr 64 nach Christus in die Schuhe geschoben werden konnte, hatte gesellschaftliche Gründe. "Innen- und Außenwahrnehmung der neuen Religion klafften auseinander. Während die Christen sich als von Liebe geprägte Gemeinschaft sahen, wurden sie von anderen als Bedrohung empfunden", erklärte Bischof Ackermann.

Mailänder Vereinbarung

Dass Nero Rom selbst anzünden ließ um Platz für seinen neuen Palast zu schaffen, gilt inzwischen als wissenschaftlich widerlegt. Auch der brennende Hass auf die Christen, der ihm in späteren Jahrhunderten zugeschrieben wurde, ist vermutlich ins Reich der Legende zu verweisen. Verfolgung und Tötung von Anhängern des damals neuen Glaubens wurden aber angeordnet. Und im als religiös tolerant bekannten römischen Reich schien dies auf öffentliche Akzeptanz zu stoßen. Einige von Neros Nachfolgern auf dem Kaiser-Thron gingen jedenfalls mit weitaus grausamer Härte gegen Christen vor. Erst unter Kaiser Konstantin wurde in der Mailänder Vereinbarung von 313 Toleranz als Prinzip festgeschrieben. "Erstmals wurde in diesem Dokument das Recht auf freie Religionsausübung formuliert. Aber es ist bis heute bedroht", spannte Ackermann den Bogen zur Gegenwart. Die Frage nach dem Recht der freien und öffentlichen Ausübung von Glauben sei für das Zusammenleben in Deutschland gerade höchst aktuell.

Zusammenarbeit gelobt

Ein Blick hinter die üblichen Klischees zu Nero lohne, urteilte auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Schirmherrin der Ausstellung lobte insbesondere die hervorragende Zusammenarbeit der drei Trierer Museen, die sich bereits bei der Konstantin-Schau 2007 bewährt habe. Durch die Kooperation mit einer Vielzahl von internationalen Häusern wie dem Pariser Musée de Louvre, dem British Museum in London oder dem Staatlichen Russischen Museum St. Petersburg stehen der neuen Präsentation Nero-Objekte von Weltrang als Leihgaben zur Verfügung.

Nero-Ausstellung

Nicht nur zu Lebzeiten – bis heute wirft die Figur des römischen Kaisers Nero Fragen auf. An der Spurensuche zu dieser als schillernd und grausam beschriebenen Herrscherpersönlichkeit beteiligt sich im Rahmen einer jüngst eröffneten Ausstellung auch das Museum am Dom. "Nero und die Christen" heißt derjenige Teil der großen Präsentation, der dort zu sehen ist. Zusammen mit der Schau "Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann" im Rheinischen Landesmuseum Trier und den im Stadtmuseum Simeonstift gezeigten Exponaten zu "Lust und Verbrechen, der Mythos Nero in der Kunst" soll ein differenziertes Gesamtbild gezeichnet werden. Bis zum 16. Oktober steht das Kooperationsprojekt der drei Museen nun allen Besuchern offen. Weitere Infos zur Austellung gibt es hier.


Meistgelesen