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Nilgänse erobern die Ufer der Region

Für einige sind sie harmlose Wasservögel, die gefüttert werden wollen – für andere eine echte Plage: Nilgänse bevölkern seit Jahren die Gewässer der Region.
In Trier kann man den Nilgänsen inzwischen an vielen Orten über den Weg laufen. Auch am Teich bei den Kaiserthermen hat sich eine Gänsefamilie samt Jungen niedergelassen und genießt den Sommer im Park. Foto: Urban

In Trier kann man den Nilgänsen inzwischen an vielen Orten über den Weg laufen. Auch am Teich bei den Kaiserthermen hat sich eine Gänsefamilie samt Jungen niedergelassen und genießt den Sommer im Park. Foto: Urban

Heuschrecken, Stechmücken und Frösche waren gestern: Die neue Plage aus Ägypten sind für viele Anwohner die Nilgänse, die seit einigen Jahren Deutschland besiedeln. Sie sind etwas kleiner als Schwäne, ihr Gefieder ist braun bis grau und ihre Augen sind von einem intensivem Rotbraun umgeben.

Als Ziervögel nach Europa

In der Fachsprache nennt man sie "Alopochen aegyptiaca". Allgemein sind sie eher bekannt als Nilgänse und stammen ursprünglich aus Afrika. Schon seit dem 18. Jahrhundert wurden sie oft als Ziervögel in Europa gehalten. Durch Tiergehegeausbrüche in den sechziger Jahren in den Niederlanden hat sich ihre Population auch hierzuland ständig erhöht. 2017 waren es etwa 10.000 Brutpaare in Deutschland. In Rheinland-Pfalz bevorzugen sie größere Stillgewässer in einem landwirtschaftlichen Umfeld, wo es geeignete Gänseweiden gibt. Auch Gewässer in Stadtparks werden gerne besiedelt. Guido Eberhardt von der Fischereiaufsicht und dem Gewässerschutz Trier hat die Vögel schon an vielen Orten in der Region gesichtet. "Man sieht manchmal bis zu 50 Tiere an der Mosel. Sie sind auch im Nells Park und an vielen Weiheranlagen zu finden. Manchmal laufen sie auch durch die Stadt." Obwohl sie ursprünglich aus dem warmen Süden stammen, fühlen sie sich auch an unseren Gewässern wohl und haben sich inzwischen gut angepasst.

Flexibel und gefräßig

Die Tiere sind in der Wahl ihrer Nistplätze äußerst flexibel. Sie brüten in Baumhöhlen, zwischen Felsen und auf Dächern. Außerdem kann die Nilgans mehrmals im Jahr brüten. Dank des sich immer stärker ändernden Klimas kann sie ihre Jungen derzeit äußerst erfolgreich durchbringen. In der Brutzeit tolerieren die eigentlich scheuen Tiere keine anderen Entenvögel neben sich und vertreiben einheimische Arten wie die Stockgans. In wenigen Einzelfällen soll sie sogar andere Vögel getötet haben.

Nilgänse sorgen für Unmut

In Schwimmbädern verschmutzen sie nicht nur mit ihrem Kot den Beckenrand und die Liegewiesen, sondern können auch Krankheitserreger übertragen. Es besteht die Gefahr, dass tote Tiere die Vogelgrippe übertragen können, weshalb gefundene Kadaver dem Veterinäramt oder dem Gewässerschutz gemeldet werden sollten. Doch auch die lebenden Exemplare sorgen für Unmut. Gerne bedienen sie sich an den Pflanzen in Gärten und schaden landwirtschaftlichen Feldern, indem sie die Saat vernichten. Da Nilgänse sehr laut werden können, stören sie oft Anwohner. In Parks zischen sie Menschen an und zeigen sich mitunter aggressiv. Das passiert jedoch nur, wenn ihr Lebensbereich in der Nähe von viel besuchten Wegen liegt und die Vögel ihre Jungen verteidigen wollen. Guido Eberhardt rät daher, die Tiere nicht unnötig zu provozieren und sich von ihnen fernzuhalten.

Zum Abschuss freigegeben

Aufgrund ihrer Verbreitung wird die Nilgans zwischen November und Januar regelmäßig zur Jagd freigegeben. Vom 1. September bis zum 31. Oktober darf die Jagd auf die Tiere auch auf gefährdeten landwirtschaftlichen Kulturen zur Schadensabwehr ausgeübt werden. In Rheinland-Pfalz ist die Jagd aber bisher nicht erlaubt. Lena Gilcher, Mitarbeiterin des Naturschutzbunds Nabu, hält dies auch für wenig sinnvoll: "Bei der Jagd besteht unter anderem eine große Verwechslungsgefahr mit anderen Gänsen. Anstelle von Abschüssen hält der Nabu eine gezielte Lenkung der weidenden Gänse sowie ein angepasstes Management von öffentlichen Grünflächen für sinnvoller. Dazu zählten ein Fütterungsverbot sowie extensive, langrasige Grünlandflächen."

Füttern verboten

Auch Guido Eberhardt rät davon ab, die Tiere mit Brot zu füttern. Denn das führe dazu, dass sie sich an den Menschen gewöhnen und immer wieder kommen. Gibt es keine konzentrierten Fütterungen an einem Ort, verteilen sich die Vögel besser an den Gewässern und gehen selbst auf Nahrungssuche. So könne verhindert werden, dass die Nilgänse zu zutraulich werden und vermehrt in die Ortschaften kommen.  Wie sich die Nilgans-Population weiter entwickeln wird und ob ihr aggressives Verhalten einen langfristigen Effekt auf andere Tierbestände hat, wird sich erst in der Zukunft zeigen.

Wissenswertes

  • Sie gehören zur Familie der Entenvögel und können bis zu 15 Jahre als werden
  • Die Männchen werden bis zu 2200 Gramm schwer und die Weibchen 1800 Gramm
  • Sie werden bis zu 75 Centimeter groß und ihre Flügelspannweite beträgt etwa 135 centmeter
  • Sie brüten hauptsächlich von Mai bis August. Meist haben Sie zwischen fünf und acht Eiern
  •  Nahrung:  hauptsächlich  Gräser, Würmer, Krebstiere,  Schnecken und Wasserpflanzen
  • Feinde: Mensch, Greifvögel, Füchse, Marder

Lesermeinung

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