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Regionaler Arbeitsmarkt unter Druck

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch im Mai für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Region Trier gesorgt. Statt des zu dieser Jahreszeit üblichen Rückgangs verzeichnet die Statistik der Arbeitsagentur einen Zuwachs der Arbeitslosenzahl um 6,7 Prozent. Damit sind aktuell 12.767 Personen arbeitslos, 804 mehr als im Vormonat. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert das Ankurbeln der Wirtschaft und Stärkung des Sozialstaates.
Foto: Archiv

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„Politische Stimmen, die den sozialen Kahlschlag im Windschatten der Krise vorantreiben, die Löhne kürzen und Arbeitnehmerrechte beschneiden wollen, gefährden den sozialen Frieden. Die Krise trifft zuallererst und am härtesten diejenigen, die niedrig bezahlt und zu schlechten Bedingungen systemrelevante Schwerstarbeit leisten – in der Pflege, im Supermarkt, beim Ausliefern von Paketen. Es reicht einfach nicht, diesen Beschäftigten vom Balkon Beifall zu klatschen. Sie brauchen endlich existenzsichernde Löhne, eine soziale Absicherung und Gute Arbeit. Das sind wir ihnen schuldig", kommentiert James Marsh, DGB Regionsgeschäftsführer Trier, die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur.

Leichte Entspannung auf dem Stellenmarkt

Nach einem extremen Einbruch im Vormonat meldet die Agentur für Arbeit Trier wieder eine leichte Entspannung auf dem Stellenmarkt. Der Behörde wurden 651 neue Stellen gemeldet, 67,4 Prozent mehr als im Vormonat. Der Bestand stieg damit auf 3.840 offene Stellen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Bestand jedoch um 28,7 Prozent oder absolut 1.544 gemeldete Jobangebote, niedriger. Stefanie Adam, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Trier sieht darin einen Hoffnungsschimmer: „Die Unternehmen sind offenbar wieder bereit, Fachkräfte einzustellen, um den Neuanfang und ihre Zukunft nach der Corona-Pandemie zu sichern.“  

Mehr freie Stellen auf dem Ausbildungsmarkt

Aus Sicht der Agentur für Arbeit belegen die Zahlen der Statistik zum Ausbildungsmarkt, dass die Ausbildungsbereitschaft von Unternehmen in der Region nach wie vor hoch ist. Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsplätze lag Ende Mai bei 3.905. Das sind zwar 342 weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres, aber 322 mehr als noch im Februar vor der Krise. „Das zeigt, dass das Ausbildungsverhalten der Unternehmen auch in Krisenzeiten nicht kurzfristig geopfert wird“, erklärt Stefanie Adam. „Die eigene Ausbildung ist eine strategische Entscheidung und wird als Zukunftsinvestition zur Sicherung des eigenen Fachkräftenachwuchses betrachtet“.  Besonders viele Ausbildungsstellen melden das Verarbeitende Gewerbe, gefolgt von Handel, KfZ-Instandhaltung und –Reparatur sowie das Baugewerbe. Noch gibt es 1.118 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber um Berufsausbildungsstellen im Agenturbezirk Trier. Doch ihnen stehen durchschnittlich knapp zwei (1,89) Ausbildungsstellen offen. Die Krise habe für Unsicherheit besonders seitens junger Menschen auf Ausbildungssuche gesorgt, weiß Stefanie Adam. „Wir haben daher in der Agentur für Arbeit Trier den Ausbildungsmarkt in den Fokus unseres Handelns gerückt. Unsere Berufsberatung bietet dazu umfassende telefonische und Online-Beratung an“. Attraktive Apps und Angebote auf Social Media Kanälen rundeten das Angebot ab. „Unentschlossene haben noch gute Chancen auf eine Ausbildung nach den Sommerferien.“

Widerspruch vom DGB

Die heute veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen nicht nur einen dramatischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen, sondern auch einen starken Einbruch bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden und Auszubildenden. „Es zeichnet sich eine veritable wirtschaftliche Krise ab, deren Dauer nicht abzusehen ist. Bereits vor Corona war es für viele Arbeitssuchende nicht einfach, binnen eines Jahres eine neue Anstellung zu finden. Unter den Bedingungen einer solchen Krise entfaltet das System Hartz IV seine volle Härte. Wenn wir verhindern wollen, dass Menschen massenhaft in eine gesetzlich verordnete Armut rutschen, dann müssen wir über eine deutliche Verlängerung des Arbeitslosengeld I diskutieren. Die bisherige Bezugsverlängerung um drei Monate wird dem Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs keinesfalls gerecht.“, so der Regionsgeschäftsführer weiter. Zentral sei für Marsh jetzt auch, die Wirtschaft anzukurbeln und dabei auf Investitionen in zukunftsfähige Branchen und Technologien zu setzen, mit denen der sozialökologische und digitale Wandel gelingen kann: „Die Bundesregierung muss schnell ein Konjunkturpaket auf den Weg bringen. Dabei darf sie jetzt die Betriebe und die Kommunen nicht vergessen und sie muss in sinnvolle arbeitsmarktpolitische Instrumente zur Finanzierung der Weiterbildung und Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten investieren. Es muss jetzt auch darum gehen, die Menschen fit für die Arbeit der Zukunft zu machen", fordert Marsh.

Blick in die einzelnen Regionen

Stadt Trier In der Stadt Trier ist die Zahl der Arbeitslosen im Mai um 350 Personen auf 4.248 angestiegen. Die Arbeitslosenquote hat sich damit gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Steigerung um 2,0 Prozentpunkte. 63 Trierer Unternehmen haben im Mai für 664 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Damit stieg die Gesamtzahl der Anzeigen aus der Stadt Trier seit März auf 1.389 und die der darin bezifferten Beschäftigten auf 16.040. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich von Kurzarbeit betroffen sind, zeigt sich erst, wenn die Betriebe die konkreten Abrechnungslisten der Agentur für Arbeit einreichen. Landkreis Trier-Saarburg Im Landkreis Trier-Saarburg fällt die Steigerung der Arbeitslosenquote mit 0,1 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat moderater aus als in den anderen Kreisen. Sie liegt jetzt bei 3,4 Prozent und damit 0,9 Prozent höher als im Mai 2019. Die Zahl der arbeitssuchenden Menschen im Kreis Trier-Saarburg stieg um 134 auf 2.772. Auch hier haben weitere Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. 51 neue Anzeigen für 655 Beschäftigte gingen bei der Agentur für Arbeit ein. Seit März sind damit insgesamt 1.136 Anzeigen für 12.009 Beschäftigte gestellt worden. RED


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