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Reinhold Schommer: Als Winnetou in der Rolle seines Lebens

Vom 28. Juni bis 21. Juli zeigen die Karl May Freunde Pluwig in diesem Jahr das Stück "Winntou III". Mit der Karl-May-Bühne hat sich Reinhold Schomer aus Trier-Irsch einen Lebenstraum erfüllt. Seit nunmehr 18 Jahren mimt er den edlen Apatschenhäuptling. Damit ist er derzeit der längstaktive Bühnen-Winnetou.

Schon als Kind gab es für Reinhold Schomer nichts Grandioseres als den edelmütigen Häuptling der Apatschen. Sein Taschengeld investierte er in den 1960er-Jahren für den Besuch der Verfilmungen von Karl Mays berühmtesten Werken und sein erstes Fanmaterial. "Die Filme haben mich sehr beeindruckt. Die tollen Landschaften, die Kulissen, die Musik und die tollen Kostüme!" Stolz zeigt Schomer die Bilder, die in seinem "Winnetou-Wohnzimmer" hängen und die Helden seiner Kindheit zeigen. Regale voller Bücher, Fotobände und Zeitschriften zieren den Raum. "Auch heute sind sie noch immer meine Vorbilder! Friede, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte. Diese Werte aus der Botschaft Mays sind mir persönlich  auch sehr wichtig!" 

Erstes Indianerkostüm mit zehn

Als zehnjähriger Junge nähte ihm seine Mutter sein erstes Indianerkostüm, wofür ein einfacher Sackleinenstoff verwendet wurde. 20 Jahre später, zu seinem 30. Geburtstag gönnte er sich sein erstes Winnetoukostüm. "Das hat mich schon stolz gemacht, dieses Kostüm zu besitzen", sagt er. Aber es gab kaum Anlässe es zu tragen. Außer an Karneval gab es kaum Gelegenheiten. Im Jahr 2000 kam dann die Wende. Bestärkt und mit Unterstützung von Jugendfreunden und Weggefährten kam er auf die Idee, in der Region Trier ein einmaliges Karl-May-Spektakel für den guten Zweck zu initiieren. Mit "Der Schatz im Silbersee" lockte man, erweitert durch Zusatzveranstaltungen, 3169 Zuschauer an den Silbersee in Hockweiler. Hierfür nahm er viel auf sich. Er kaufte ein Pferd, lernte Reiten und kaufte Leder für ein weiteres Kostüm, was Ehefrau Lydia und Tochter Irene in mühevoller Arbeit in ein Replikat des bekannten Filmkostüms der 60er-Jahre verwandelten. "Ohne den Rückhalt meiner Familie wäre alles viel schwieriger geworden. Doch wir hielten zusammen und der Erfolg gab uns Recht. Von der Begeisterung und der Nachfrage der ersten Spielzeit in Hockweiler waren wir total überwältigt! Schnell wurde damals klar: Es muss weiter gehen."  

Vom Steinbruch zur Freilichtbühne

Doch das Gelände in Hockweiler stand nur für eine einmalige Nutzung zur Verfügung, weshalb man in das benachbarte Pluwig umzog und dort eine geeignete Lokalität im alten Steinbruch fand. In Windeseile musste innerhalb von drei Monaten aus dem völlig zugewachsenen Steinbruch ein brauchbares Freilichtbühnenareal geschaffen werden. "Im Vergleich zu heute war das alles noch sehr improvisiert", sagt Schomer. Man habe für die aktiven Darsteller nur ein aufgestelltes Zelt als Umkleidebereich zur Verfügung gehabt, als Sanitäranlage wurde eine Baustellentoilette genutzt. Die Verkabelung für die Bühnentechnik lag versteckt hinter Büschen oder unter Sandaufschüttungen.

Besuch von Pierre Brice

Doch im Laufe der Jahre habe der Verein sich sowohl bühnen- als auch kulissentechnisch stark weiterentwickelt. In einer heutigen Spielzeit haben über 13.000 Karl-May-Interessierte die Gelegenheit, ein Wildwest-Abenteuer anzuschauen. Hierfür hat Schomer an nahezu unzähligen Samstagen hunderte von Stunden ehrenamtlich mit seinen Vereinsfreunden gearbeitet. Gegenwärtig sind unterirdische Strom- und Datenkabel sowie eine Gasleitung für pyrotechnische Zwecke längst Standard, auch für die Zuschauer stehen großzügige Toilettenanlagen neben dem behindertengerechten Zuschauerbereich bereit. "Wir können heute in einigen Details mit den großen, kommerziellen Bühnen mithalten. Nicht nur, was die Kostüme und die Pyrotechnik betrifft. Darauf kann der Verein stolz sein", sagt er mit fester Stimme. Auf die Frage des für ihn größten Moments der Bühnengeschichte erzählt er vom Besuch des großen Winnetou-Darstellers Pierre Brice im Jahr 2007 in Pluwig. "Doch leider ist mein Idol inzwischen verstorben", beklagt Schomer.

Fast alle Stücke gezeigt

In den alle zwei Jahre stattfindenden Spielen im alten Pluwiger Steinbruch in der Region Trier wurden mittlerweile fast alle der bekanntesten Wildwestromane Karl Mays auf die Bühne gebracht. "Es war klar, dass jetzt Winnetou III an die Reihe kommt", erklärt Schomer nickend. Der Höhepunkt der Winnetoutrilogie sei gleichzeitig auch eines der dramatischsten aller Karl-May-Werke, da es bekanntlich den Tod des großen Apatschenhäuptlings beinhalte. Nach intensiver Überlegung hat sich der mittlerweile 61-jährige Schomer nun entschieden,  nach der 2019er Saison die Silberbüchse abzugeben. "Eines steht aber fest: Solange ich kann, werde ich dem Verein zur Verfügung stehen und in den Spielen mitwirken! Die Karl-May-Bühne ist ein wichtiger Teil meines Lebens."

Hintergrund

Alle zwei Jahre lassen die Karl-May-Freunde den Klassiker um Winnetou und Old Shatterhand wieder aufleben. In diesem Jahr steht das wohl traurigste Kapitel - Winnetous Tod - auf dem Spielplan. Der Kartenvorverkauf läuft für zwölf Aufführungen vom 28. Juni bis 21. Juli. Karten für das Spektakel sind über den Ticketshop im Internet erhältlich sowie in vier Vorverkaufsstellen: Haarvitrine Thonet in Trier (Ecke C&A), Provinzialgeschäftsstelle Haag in Pluwig und den Touristinfos in Kasel und Kell am See. RED


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