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Sein eigener Boss an der Hotelrezeption sein

Bei ihm laufen nachts die Fäden eines ganzen Hotels zusammen: Amadou Diop ist Nachtportier des Vienna House Easy im Trierer Stadtteil Heiligkreuz.

Sein Arbeitstag beginnt dann, wenn es sich viele andere noch mal zu Hause vor dem Fernseher auf der Couch gemütlich machen oder bereits ins Bett gehen: Um 22.30 Uhr startet Amadou Diop durch. Bis zum nächsten Morgen um 7 Uhr hält er die Stellung an der Rezeption des gut 100 Zimmer und Suiten umfassenden Hotels unweit der Kaiserthermen. Nachdem sich auch die Kollegen des Spätdienstes gegen 23 Uhr in den Feierabend verabschiedet haben, zapft der 39-jährige Deutsch-Senegalese Übernachtungsgästen wie auch Nachtschwärmern an der Bar noch das eine oder andere Bier – ein Plausch über den zurückliegenden Tag oder das, was die Besucher erwartet, darf dabei oft nicht fehlen. "Wir haben fast das ganze Jahr über zahlreiche Touristen aus aller Welt bei uns, auch aus China kommen viele, um vor allen Dingen das Karl-Marx-Haus in Trier zu besichtigen", berichtet Diop. Zudem machen hier Business-Gäste, Urlauber oder wie am vergangenen Wochenende anlässlich der Rallye Deutschland Aktive, Funktionäre und Fans aus dem Motorsportzirkus  Station.

Aufgeregte Chinesen

An Bar oder Rezeption gibt es da für den Nachtportier des Vienna House Easy, das vorher unter Arcadia-Hotel firmierte, immer wieder interessante  Begegnungen – und mitunter auch Kuriositäten. "Gäste aus China sind zum Beispiel oft irritiert, wenn die Fenster in ihrem Zimmer auf Kipp sind. Einige glauben, da ist etwas kaputt und stehen dann manchmal ganz aufgeregt vor mir. Das Problem ist aber meistens schnell geklärt", sagt der Nachtportier lachend. Das Haus an der Metzer Allee in unmittelbarer Nachbarschaft zur Europäischen Richterakademie kennt er aus dem Effeff, schließlich beginnt sein Arbeitstag immer mit einem Rundgang. Nach Mitternacht wird es meist ruhig im Hotel. Dann kann sich Amadou Diop einem Schwerpunkt seiner nächtlichen Aktivitäten widmen: dem Tagesabschluss. Buchungen und Zahlungsvorgänge müssen dabei im Computer abgeglichen und aufgerechnet werden. Zwei, drei Stunden kann das schon mal in Anspruch nehmen. Zur Stärkung gibt es zwischendurch mal eine Tasse Kaffee oder ein Stück Kuchen.

"Ich bin mein eigener Boss"

Nachts zu arbeiten, kommt ihm sehr gelegen: "Dann bin ich an der Rezeption mein eigener Boss. Ich mag es, konzentriert zu arbeiten. Da geht vieles einfach effektiver und viel leichter von der Hand." Und doch hat er auch noch weit nach Mitternacht Kontakt zur Außenwelt: Ab und an läutet das Telefon, gilt es Anfragen per E-Mail zu beantworten – und auch Check-ins gibt es fast die ganze Nacht über.
2000 zog er aus dem  Senegal im Westen Afrikas ins französische Bordeaux, um hier ein Sprachen- und später ein Touristik-Studium zu absolvieren. Sechs Jahre später kam er über seine damalige Ehefrau nach Trier. Im Jahr darauf machte er mit dem heutigen Vienna House Easy über ein Praktikum erstmals Bekanntschaft. Nach weiteren beruflichen Engagements bewarb er sich vor ziemlich genau zwei Jahren auf die Stelle des Nachtportiers – und erhielt von der Hoteldirektorin Gabriele Schmitz schließlich den Zuschlag. Amadou Diop schätzt die Vielfalt, die sein Job mitbringt: Langweilig wird es bis zu seinem Dienstende nie. Dies und das, zu dem die Kollegen tagsüber nicht gekommen sind, erledigt er auch – wie etwa verschiedene Internetrecherchen oder das Bearbeiten von Reservierungsvorgängen. Wenn schließlich um 7 Uhr Feierabend – oder besser gesagt Feiermorgen – ist, freut sich schon Diops Sohn Ibrahim auf den Papa. "Rhythmus passt" Nach dem gemeinsamen Frühstück wird der Dreijährige in den Kindergarten gebracht, während sich die Mama wiederum auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle macht. Bis gegen 16 Uhr geht’s dann meist ins Bett. Anschließend bleiben noch ein paar Stunden für seine Lieben. "Dieser Rhythmus passt ganz gut – und ist durchaus auch noch familienfreundlich", zeigt sich Amadou Diop zufrieden. AA


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