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Straßenstrich: "Die Frauen leiden am meisten"

Der Trierer Straßenstrich sollte sicherer werden – das wollten SPD und Linke in einem gemeinsamen Antrag erreichen. Der ist vom Stadtrat aber in den Steuerungsausschuss verwiesen worden, sprich tun wird sich so schnell nichts.

In dem Antrag von SPD und Linke wurde unter anderem gefordert, schnellstmöglich Müllbehälter und Sanitäranlagen aufzustellen und die Beleuchtung zu verbessern. In der Begründung waren die Zustände als unhaltbar kritisiert worden (wir berichteten). Die Grünen setzten sich unter anderem für einen verbesserten Notruf ein. Der Stadtrat hat den Antrag zur Klärung in den Steuerungsausschuss verwiesen. Der Einschätzung schlossen sich Vertreter anderer Fraktionen an, verwiesen aber auf Fragen, die noch zu klären seien. Genannt wurden unter anderem die offenen Kosten und die Frage der Ver- und Entsorgungsanschlüsse für die Sanitäranlagen. Zudem beklagte UBT- Ratsmitglied Christiane Probst in ihrer Funktion als Ortsvorsteherin in Ruwer/Eitelsbach, der Ortsbeirat sei nicht rechtzeitig über den Antrag informiert und einbezogen worden.

"Es fühlt sich nicht gut an"

Das Verhalten des Stadtrates stößt gerade auf Seiten der Prostituierten auf Unverständnis: "Es fühlt sich nicht gut an, wenn ein Antrag immer wieder diskutiert werden muss! Die Lage ist eindeutig und sehr schlimm. Die Frauen leiden am meisten unter den schlechten Bedingungen des Straßenstriches", sagt Nicole Schulze. Die 40-Jährige arbeitet selbst auf dem Straßenstrich in der Ruwerer Straße und ist Vorstandsmitglied im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD). "Seit dem 1. Juli 2017 ist das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, das uns schützen soll. Große Bordell-Betreiber sind dadurch gezwungen ihre Läden umzubauen und beispielsweise Notknöpfe in den Räumen anzubringen. Die Straße wird aber vergessen. Diskutieren hilft nicht, handeln wäre besser", sagt sie.

Eingeschränkte Arbeitszeiten als Sicherheitsrisiko

Kritik an der Situation auf dem Trierer Straßenstrich gibt es auch von A.R.A. (Anerkennung, Respekt, Augenhöhe), der neuen Beratungsstelle für Prostituierte in der Saarstraße. "Wir bemängeln hauptsächlich die mangelnden Hygienebedingungen", sagt A.R.A.-Psychologin Zuhal Resne und weiter: "Es gibt keine Mülleimer, keine Waschgelegenheit und keine Toilette. Die eingeschränkten Arbeitszeiten von 22 bis 4 Uhr stellen ein Sicherheitsrisiko dar, die allermeisten Sexarbeiter fühlen sich im Hellen sicherer." Man verstehe allerdings, dass Veränderungen diesbezüglich auch die Anwohner beträfen und sei jederzeit offen für Gespräche.

SPD bedauert Entscheidung

Auch die SPD-Stadtratsfraktion bedauert die Entscheidung. "Wir hätten uns ein klares Votum gewünscht, um eine möglichst schnelle Umsetzung und damit eine echte Verbesserung für die betroffenen Frauen auf den Weg bringen zu können", teilt Isabell Juchem, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, auf WochenSpiegel-Anfragen mit. "Wir werden unsere Anliegen nach einer besseren Hygienesituation und mehr Sicherheit aber auch weiterhin bei der Beratung im zuständigen Fachausschuss fordern und auf eine zeitnahe Umsetzung pochen. Hier ist letzten Endes aber natürlich die Verwaltung gefordert, einen realistischen Zeitplan zu erarbeiten, wenn konkrete Maßnahmen politisch beschlossen werden."

Verrichtungsboxen für Trier?

Nicole Schulze befürwortet Verrichtungsboxen, wie sie in anderen Städten – wie beispielsweise Köln- bereits zum Einsatz kommen. "Es wäre schön, wenn man auch in Trier so etwas für die Frauen bauen würde. Es bietet Sicherheit, Hygiene, Kontrolle und Beratung." Schulze war selbst mehrere Jahre in der Geestemünder Straße in Köln tätig und kennt das System der Verrichtungsboxen.

Interviews zum Thema

  • Das vollständigen Interview mit Sexarbeiterin Nicole Schulze finden Sie hier.
  • Das komplette Interview mit A.R.A.-Psychologin Zuhal Resne gibt es hier.
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