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"Unsere Ziele sind so bunt wie der Verein"

Vincent Maron, Bildungsreferent von Schmit-Z, dem queeren Zentrum Trier, spricht im Interview über den Christopher Street Day (CSD) und die generellen Anliegen der queeren Gemeinde.
Anlässlich des CSD solidarisierten sich in Trier kürzlich rund 1.000 Menschen mit den Anliegen des Schmit-Z, dem queeren Zentrum Triers. Neben Schirmherrin Katarina Barley (3.v.r.) führte auch Kulturdezernent Thomas Schmitt (2.vr.) den Protestzug an. Foto: Finkenberg

Anlässlich des CSD solidarisierten sich in Trier kürzlich rund 1.000 Menschen mit den Anliegen des Schmit-Z, dem queeren Zentrum Triers. Neben Schirmherrin Katarina Barley (3.v.r.) führte auch Kulturdezernent Thomas Schmitt (2.vr.) den Protestzug an. Foto: Finkenberg

Wie ist Ihr Resümee zum CSD 2019 in Trier? Was könnte man noch verbessern? Vincent Maron: "Wir waren sehr erstaunt über die rege Teilnahme bei der diesjährigen Demo. Wir rechneten mit rund 300 Personen und am Ende waren es knapp 1.000 Menschen. Die Demo war sehr schön für uns, denn nicht nur die angemeldeten Gruppen waren dabei, auch Bürger*innen aus Trier nahmen spontan teil und reihten sich ein. Das ist ein Zeichen von Solidarität und Akzeptanz unseres Vereins und daher auch unserer Ziele. Auch konnte erreicht werden, dass Geschäfte aus der Innenstadt sowie andere Einrichtungen zur Feier des Tages die Regenbogenflagge gehisst haben." Welches Anliegen der LSBTIQ-Bewegung für Deutschland halten Sie für das wichtigste? "Eine klare Hierarchie der Bedürfnisse und Anliegen ist schwer zu formulieren. Neben der geforderten Gleichstellung von lesbischen Paaren in Sachen Kinderwunsch, über die Überarbeitung des Transsexuellen-Gesetzes bis hin zum geforderten OP- Verbot an intersexuellen Kindern, gibt es eine lange Liste an Forderungen und Themen." Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf in Trier? "Handlungsbedarf im Kontext der Diskussion um Minderheiten gibt es nicht nur im Bereich unserer Thematiken. Daher besteht generell Handlungsbedarf sich der Thematik der Antidiskriminierungsarbeit zu öffnen, mehr Sichtbarkeit zu zeigen und das Thema auch anzugehen. Dies kann beginnen, indem für alle sechs Merkmale des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) eine beauftragte Person im Bereich der Stadtverwaltung beschäftigt wird bis hin zu einem offene Dialog über Hasskriminalität und Diskriminierung gegenüberallen Minderheiten oder Randgruppen." Was wollen Sie mit dem Schmit-Z dazu beitragen? Welche konkreten Ziele hat das Schmit-Z für Trier? "Unsere Ziele sind so bunt wie auch der Verein. Sicherlich wollen wir durch unsere traditionelle Kulturveranstaltungen (Rosa Karneval, Schmit-Z Theater, CSD…) die Themen in die Breite der Gesellschaft bringen. Daher ist Bildungsarbeit eines unserer wichtigsten Themen, wie bespielsweise durch unser SCHLAU-Projekt, welches Bildungsarbeit an Schulen leistet, unsere Beratung oder Schulungsangebote für Fachkräfte." Halten Sie den Einsatz seitens der LSBTIQ-Bewegung für gendergerechte Sprache und gendergerechte Toiletten in westlichen Staaten im Vergleich zu generellen weltweiten Anliegen für gerechtfertigt oder für überbewertet? "Auch hier gilt: Eine Hierarchie zwischen den Bedürfnissen von unterschiedlichen Gruppen herzustellen birgt die Gefahr von Missverständnissen, Unklarheiten und gegenseitiger Abgrenzung. Die gendergerechte Sprache, sowie auch der Diskurs zum Thema gendergerechte Toiletten ist ein Weg die Thematik von geschlechtlicher und sexueller Identität in den offenen Dialog zu bringen. Hier ist es besonders wichtig alle Menschen – auch jene mit Skepsis und noch offenen Fragen – einzuladen und gemeinsam zu sprechen. Daher ist uns dieses Thema ein dringendes Anliegen, da wir als Sprachrohr – in diesem Falle besonders für Transgender und Intersexuelle – agieren und dafür sorgen, dass die Themen nicht an den Rand gedrängt werden. Solche Prozesse benötigen jedoch immer Zeit, gegenseitiges Kennenlernen und Erlernen von neuem Wissen sowie das Erleben von neuen Erfahrungen." TS/FIN/RED


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