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Viel mehr als ein Notruf

Seit nun 25 Jahren haben von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen die Möglichkeit, Hilfe bei einer professionellen Einrichtung zu finden. Doch was viele nicht wissen – der Frauennotruf Trier bietet viel mehr als die Anruf- und Beratungsmöglichkeit.
Der Frauennotruf Trier bietet viel mehr als Anruf- und Beratungsmöglichkeiten. Foto: Kamla

Der Frauennotruf Trier bietet viel mehr als Anruf- und Beratungsmöglichkeiten. Foto: Kamla

Mit der Gründung der Institution, die sich auf die Frauenbewegung der 70er und 80er Jahre zurückführen lässt, wurde eine Anlaufstelle für Frauen geschaffen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Ruth Petri, hauptamtliche Mitarbeiterin des Frauennotrufs, weist darauf hin, dass sexualisierte Gewalt nicht immer in den strafrechtlichen Bereich gehen muss: „Frauen können sich an uns wenden, sobald ihre persönliche Grenze in einem Bereich überschritten wurde, der als unangenehm empfunden wird.“ Zusammen mit Diplompädagogin Judith Vana berät und unterstützt Petri nicht nur betroffene Frauen, sondern auch Angehörige, Fachkollegen, Kollegen aus anderen Beratungsgebieten oder auch Lehrkräfte, wenn beispielsweise eine Schülerin betroffen ist.

„Daneben ist es aber auch ein politischer Job, denn wir müssen immer wieder auf dieses Themenfeld hinweisen“, so die Psychologin. „Unser Ziel ist es, dass sich die Gesellschaft ändert. Wir leben in einer Kultur, in der es Alltag ist, dass Frauen ein Stück weit abgewertet und als Sexualobjekt betrachtet werden. Die Gesellschaft ist von männlicher Dominanz geprägt. Und Sexualität ist nur eine Ausformung von Macht. Somit ist Gewalt an Frauen immer auch strukturell bedingt.“ Aus diesem Grund bietet der Frauennotruf auch Informationsveranstaltungen an, hält Vorträge oder macht mit Flyern (wie beispielsweise am Stand auf dem Weihnachtsmarkt) auf das Thema aufmerksam. Diese Bildungs- und Präventionsangebote richten sich dabei an verschiedene Zielgruppen.

Seit letztem Jahr gibt es auch einen Selbstbehauptungskurs für Seniorinnen, den der Frauennotruf zusammen mit dem Seniorenbüro Trier organisiert. In Workshops sollen Teilnehmer lernen, wie sie bestärkter auftreten können, wie sie ihre Grenzen erkennen und deutlich formulieren.

Ruth Petri möchte auch auf die Selbsthilfegruppe hinweisen, die sich einmal im Monat trifft (erster Dienstag im Monat, 17 bis 18.30 Uhr) und zu der betroffene Frauen jederzeit willkommen sind. „Der Aufbau ist locker, wir reden über die Themen, die die Frauen gerade beschäftigen. Ein Einstieg ist deshalb jederzeit möglich. Hauptziel ist das Zusammensein, mit Frauen, die einen verstehen und sich gleichfühlen“, erklärt Petri.

Dass es kein leichter Schritt ist, zur Gruppe zu kommen oder beim Frauennotruf anzurufen, ist ihr bewusst. „Wichtig ist, sich überhaupt erst mal Hilfe zu suchen, auch wenn es nur die Freundin ist, mit der man gut reden kann“, rät Ruth Petri betroffenen Frauen. „Sich ein Stück zu öffnen ist, was vielen gut tut.“

Bei der kostenlosen Beratung des Frauennotrufs wird den Frauen dann geholfen, die Dinge zu sortieren und einordnen zu können, vor allem auch in dieses gesellschaftliche Denken, bei der solche Geschehnisse nur Ausdruck der Machtverhältnisse ist. Die Nummer des Frauennotrufs lautet 0651/200 6588, bundesweites Hilfetelefon: Telefon 08000 116 016. HK


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