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Werner Persy: Die Kreativität ist ihm eine treue Gefährtin

Der Erste Weltkrieg liegt sechs Jahre zurück, eine erste parlamentarische Demokratie wird mit der Weimarer Republik versucht, die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg stehen noch bevor. In dieser Zeit, im Jahre 1924, wird der vielseitig versierte Künstler Werner Persy in Trier als Beamtensohn geboren. Der 92-Jährige blickt auf ein bewegtes Leben zurück und ist der Kunst noch lange nicht überdrüssig.

"Weniger ist oft mehr", sagt Werner Persy und zaubert seinem vorliegenden Motiv mit nur einem effektvollen Tupfer weiß Leben ins Auge. Acrylfarbe benutzt er nicht. "Ich möchte den Endgültigkeitscharakter haben. Bei Aquarell oder Öl kann man nur schwer etwas ausbessern oder übermalen", merkt der Künstler an, "wie auch bei Holzschnitten. Jeder Schnitt ist eine Entscheidung. Doch die Arbeiten mit Holz oder Glas wurden mir im Laufe der Zeit zu schwer". Zudem gab er sein Atelier in Euren auf und ist mittlerweile nur noch selten – aktuell in Schweich – anzutreffen. Persy frönt seiner Leidenschaft bevorzugt von zu Hause in Bekond aus, wo er mit seiner Frau lebt. Das traute Heim trägt seine und seiner Frau Handschrift. Nicht nur an den Wänden.

Der Glaube an den Menschen

Seine Werke sind nicht ausschließlich in Deutschland zu entdecken, auch in Israel, Japan, Belgien oder den USA stellte er aus oder erhielt dort Aufträge. Im Jahr 2000 wurde er von der Stadt Trier mit dem Ramboux-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. "Das Darstellen des Menschen in all seinen Facetten, gerade in Verbindung mit Gott, hat für mich einen hohen Wert", bemerkt  Persy. Diese Vorliebe verhalf ihm zudem zu Popularität in sakralen Bereichen. Seien es Wandmalereien, Bilder oder die Gestaltung von Glasfenstern. "Doch es ist still geworden in diesem Sektor." Alles hat seine Zeit.

Zeit verwandelt uns nicht …

Nach seinem Abitur wurde Persy zum Militärdienst eingezogen. Dreieinhalb Jahre war er Jagdflieger. Der Hang zur Kunst ließ ihn allerdings nicht los. "Manchmal zog ich nachts die Füße eines schlafenden Kameraden unter der Decke hervor und zeichnete diese. Aufgrund der Kälte fing er dann an sich einzunässen", erzählt Persy und muss lachen. Erinnerungen an eine schwere Zeit, die mit Humor am leichtesten zu bewältigen war. Nach dem Militär folgte er seinem Herzen und besuchte in der schwierigen Nachkriegszeit die Kunstakademie in Düsseldorf. In dem Gedanken wurde er unterstützt von seinem engsten Umfeld, das um das außergewöhnliche Talent wusste. Nach langer Überzeugungsarbeit arrangierte sich auch sein Vater mit dem Entschluss. Am liebsten hätte er ihn jedoch in einer Beamtenlaufbahn gesehen...

… sie entfaltet uns nur

Nach dem abgeschlossenen Studium versuchte er sich ein Jahr lang als Kunsterzieher. Die Lehrertätigkeit entsprach allerdings nicht seiner persönlichen Vorstellung, wie er feststellen musste. Werner Persy fühlte sich als freischaffender Künstler wohler. Später stieß der vierfache Familienvater dafür häufig auf Unverständnis. "Mit dem Pinsel kannst Du keine Familie ernähren", bekam er oft zu hören. Doch was lange währt, bleibt endlich gut. Bereits im Kindesalter entdeckte er sein Faible. Der heute 92-Jährige erinnert sich: "Meine Mutter sagte immer liebevoll, 'Gib dem Jungen einen Bleistift mit Papier in die Hand, dann ist er versorgt'. Sie hatte recht." Und sie sollte recht behalten. Die Kreativität war und ist ihm allzeit eine treue Gefährtin.
Aufgrund seiner wertgeschätzten Begabung gestaltete er auch die Viezporz zu den Trierer Vieztagen in 2016. "Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll", sagte schon Johann Wolfgang von Goethe.

Über den Künstler

Werner Persys Grafiken und Gemälde sind im Besitz von öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland, unter anderem Kultusministerium Rheinland-Pfalz, Pfalzgalerie Kaiserslautern, Kunstsammlung Göppingen, Staatsbibliothek Hamburg, Stadtbibliothek Trier, Jüdische Gemeinde Trier.
Er führte größere Arbeiten an verschiedenen kirchlichen und öffentlichen Einrichtungen im In- und Ausland, unter anderem in Rom, Venedig, Berlin, Saarbrücken, Mainz, Trier, Saarburg, Prüm, Bonn, München, Ottobrunn, Boppard, Mülheim-Kärlich, in der Schweiz und in den USA aus. RP, Fotos: Pick


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