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Aber Urlaub auf Mallorca, das geht!

In Rheinland-Pfalz darf die Außengastronomie jetzt wieder öffnen - allerdings unter strengen Auflagen. Dazu zählt unter anderem ein negativer Corona-Schnelltest. Diese Regelung gilt zudem nur für Kreise oder Städte mit vergleichsweise niedriger Inzidenz.

Bei Hoteliers, Restaurantbetreibern und Privatzimmer-Vermietern liegen die Nerven blank. Der nach ihrer Meinung »gefühlt nicht enden wollende Lockdown« lässt viele Betriebsinhaber schier verzweifeln. Einer von ihnen ist Sven Faber aus Neuhütten. Richtig viel Geld haben er und seine Frau in den Umbau des Hauses zum Feriendomizil gesteckt. Er habe auch schon viele Anfragen zur Buchung gehabt. Und jedes Mal tat es ihm so richtig weh, wenn er absagen musste. Wie viele andere seiner Branche ist er enttäuscht über die für ihn nicht nachvollziehbaren Regeln. »Der Vorschlag, Urlaub in Ferienwohnungen, Ferienhäusern oder Apartments mit eigenen sanitären Anlagen zu machen und der Möglichkeit der Selbstversorgung erhielt von mehreren Länderchefs kein Gehör und wurde lediglich als Protokollnotiz in die BUND-Ländererklärung beigefügt. Ein ausgebuchter Flug aus unserer Republik in Richtung Mallorca jedoch wird gestattet«, macht der Besitzer des Ferienhauses »Traumzeit« seinem Ärger Luft. Immerhin träfen sich auf Mallorca Menschen aus aller Welt. Völlig unverständlich ist für ihn, dass von Urlaub im Ausland nur abgeraten wird, während Urlaub im eigenen Land komplett verboten wird. »Wo liegt da der Sinn?«, so seine Frage an die Politik.

»Wir sind doch keine Teststation«

Ähnlich sieht das auch Monika Traut-Bonato (Foto) vom Casino-Restaurant in Föhren. Auch sie würde sich  über  ein bisschen mehr Normalität freuen. »Allerdings fühlen wir uns kräftig von der Politik im Stich gelassen hinsichtlich der Konditionen und der Option, Gäste draußen bewirten zu dürfen. Die Zahl der Neuinfektionen ist derzeit wieder am Steigen und somit erhöht sich auch der Inzidenzwert täglich. Gastronomische Einrichtungen dürfen bei Inzidenzwerten unter 100 im Außenbereich unter Beachtung der allgemeinen Schutzmaßnahmen und Vorhaltung eines Hygienekonzepts öffnen. Das heißt übersetzt, dass wir voraussichtlich nach einem kleinen Zeitraum der begrenzten Öffnung wieder schließen müssen. Und in dieser kurzen Öffnungsphase einfach reinkommen und genießen – geht nicht. Denn wer es wagt, ohne Anmeldung und gültigen Test zu kommen, darf postwendend wieder nach Hause gehen«, so die Erklärung der »Casino«-Sprecherin auf der Facebook-Seite des Restaurants.   Die Corona-Bekämpfungsverordnung hat dies alles bis in Detail geregelt. Und nimmt beim Testen sogar die Gastrobetriebe in die Pflicht: »Der Test ist direkt vor dem Betreten der Einrichtung in Anwesenheit einer von dem Betreiber der Einrichtung beauftragten Person von den Gästen durchzuführen«, heißt es in der Verordnung. »Wir sind ein Restaurant, keine Teststation, die Personal abstellt, um Gäste auf Covid zu testen. Das ist ja wohl echt ein Witz!  Wenn man uns so viel zutraut, dann beantragen wir an dieser Stelle auch gleich die Lizenz zum Impfen – dann geht es vermutlich etwas schneller damit«, bringt Monika Traut-Bonato auf den Punkt, was viele Gastronomen denken.  Die Öffnungsoption Außenbereich bedeute für sie und alle anderen gastronomischen Einrichtungen nur halbe Belegung, dreifaches Personal, dreifache Kosten. »Und dann kommt die nächste große Unbekannte: Das Wetter. Es trägt dazu bei, dass aus jeder normalen Gastronomie dann auch wirklich eine Erlebnisgastronomie werden kann. Bei Windstärke 10 dürfen Sie dann Ihr lauwarmes Essen bei Temperaturen unter 10 Grad und aufkommenden Regen so wirklich genießen. Und die anschließende Erkältung gibt es noch kostenlos dazu.« Manchmal hilft wohl wirklich nur noch Sarkasmus.  

Harter Lockdown über Ostern - oder doch nicht?

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Rheinland-Pfalz hat die Entscheidung, die Außengastronomie wieder zu öffnen, begrüßt. »Das ist ein erster Dominostein, wenn auch mit einem Wermutstropfen«, sagte Dehoga-Präsident Gereon Haumann. Seit November letzten Jahres habe man eine komplette Branche einfach »weggesperrt«, so Haumann, der Verband erwarte nun eine echte Perspektive für seine Mitglieder.
Ganz anders sieht das die Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Die bezeichnete diese Lockerung als »ein wichtiges Signal an die Gastronomie, die seit November geschlossen ist.« Nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen sollte die Außengastronomie allerdings über Ostern wieder komplett schließen. Nachdem es jedoch von allen Seiten  heftige Kritik an dem Beschluss zur sogenannte Osterruhe für Gründonnerstag und Karsamstag gehagelt hatte, entschied Bundeskanzlerin Angela Merkel, diesen Beschluss zu kippen.  Was nun wie und wann in Kraft treten wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest... FIS


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