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Weinkönigin und Dirndlmacherin

Kathrin Hegner wirbt zwei Jahre lang für den Ruwerwein. Dabei trägt sie ein Kleid, das sie selbst entworfen und genäht hat. Mit dem Wochenspiegel sprach die Majestät über ihr Outfit, das für sie mehr ist als ein Kleid der Alpenwelt – und natürlich über den Wein.

Die Geschichte des Dirndls ist lang. Kathrin Hegner aus Waldrach war noch lange nicht auf der Welt, als die Tracht laut Wikipedia als rein städtisches Modephänomen auftrat. Zum Interview trägt die 22-Jährige ihr Weinköniginnenkleid – von ihr selbst entworfen und genäht. Das Mieder ist aus schwarzem Samt, die Schürze aus champagnerfarbener und der Rock aus apfelgrüner Seide. Mit ihrem Hobby Nähen liegt die Auszubildende zur Gesundheits- und Krankenpflegerin des Trierer Mutterhauses laut Forschern voll im Trend. Uroma, Oma und Mutter haben es ihr vorgemacht. Die talentierte Urahnin soll immer gesagt haben: „Man sieht nie wie lange man an etwas gesessen hat, sondern nur wie es aussieht.“ Kathrin Hegners hält sich daran.

Schon in der Schule fürs Dirndl interessiert

Sie sitzt solange an einer Sache bis sie damit zufrieden ist. Beim Nähen heißt das, auch schon mal auftrennen oder komplett neu nähen. Zum Dirndl war sie über eine sogenannte „besondere Lernleistung“ in Jahrgangsstufe 12 gekommen. Ausführlich hatte sie sich mit dem Thema „Dirndl und Tracht“ auseinander gesetzt, infolge dessen mit Moderne und Werteverfall. „Es lag nahe, erst ein Dirndl zu nähen und dann darüber zu schreiben“, sagt die blonde junge Frau.  Faszinierend findet sie, dass das Kleid etwa als Oktoberfesttracht verbindet, ein Gemeinschaftsgefühl schafft, und „man trotzdem individuell sein kann“. Etwa 35 Dirndl hat sei bisher angefertigt, für Freunde oder die Cousine, die in München lebt, und für ihre beiden Prinzessinnen Sophie Heinz, 18, und Lusisa Becker, 19. 

„Du würdest auch eine schöne Weinkönigin abgeben“

Seit dem 11. Juni wirbt Kathrin Hegner mit den beiden für den Ruwerwein. Mit der Bemerkung eines Gastes: „Du würdest auch eine schöne Weinkönigin abgeben“, in der Straußwirtschaft des Weinguts Gebrüder Steffes, fing alles an. Dort, in Nachbarschaft ihres Elternhauses, kellnert sie hin und wieder. Im Januar dieses Jahres hatte Kathrin Hegner dann ja zu dem Ehrenamt rund um den Ruwerwein gesagt. Die ehemalige Deutsche Weinkönigin Mechthild Weis aus Mertesdorf ist übrigens eine Kleincousine der Mutter von Kathrin I.

Bei der Krönung gelassen geblieben

An den Tagen vor der Krönung während des Ruwerweinfestes in Kasel sei sie weitaus mehr aufgeregt gewesen als am Tag selbst, sagt sie rückblickend. Seitdem hatte sie schon einige Auftritte und ihr Wissen rund um den Wein noch verfeinert. Etwa während eines Weinseminars mit Jasmin Reichert für angehende und amtierende Majestäten in Zell an der Mosel. „Nach einem Sektempfang haben wir Weine aus verschiedenen Anbaugebieten erschmeckt, errochen und erprobt“, sagt Hegner. Wenn sie über Wein spricht, schwelgt Hochachtung vor den Winzern mit: „In einer Flasche steckt so viel Arbeit und Geschichte drin“, sagt sie.  Beeindruckt haben sie auch die Konzer: Die Weinmajestäten waren mit einer Yacht abgeholt und von der Anlegestelle  aus mit Oldtimer-Cabriolets zum Fest gefahren worden.

Terminkalender ist voll

Kathrin Hegners Terminkalender ist in den kommenden Wochen proppenvoll: Ein Weinfest reiht sich an das nächste. Auch wenn Ninorta Bahno während des Olewiger Weinfestes gekrönt wird, wird die Ruwerweinkönigin dabei sein und ein paar liebliche Worte sprechen. Die 25-jährige Syrerin war auch während ihrer Krönung im Ruwertal mit von der Partie. Kathrin Hegner hat sich bereits, wie sie sagt, daran gewöhnt, nun des Öfteren im  Mittelpunkt zu stehen. Ihre Woche bräuchte aktuell mehr als sieben Tage. Sie steckt mitten in den Prüfungsvorbereitungen. Nach der Ausbildung wird sie ab Oktober Pflegeexpertise in Vallendar studieren. Ihre Hobbys bleiben auf der Strecke: Statt 18 Kilometern joggt sie momentan nur 12 - und die Nähmaschine ruht erst einmal.


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