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"Darmkrebs ist in rund 90 Prozent der Fälle heilbar"

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 70.000 Menschen neu daran, mehr als 30.000 Menschen pro Jahr sterben sogar daran. Dabei ist die Krankheit, wenn sie frühzeitig bekannt und behandelt wird, in circa 90 Prozent der Fälle heilbar. Um auf das Thema aufmerksam zu machen und die Menschen dafür zu sensibilisieren, hat die Felix-Burda-Stiftung vor 17 Jahren im Rahmen der Informationskampagne "Deutschland gegen Darmkrebs" den "Darmkrebsmonat März" ins Leben gerufen.
Dr. med. Stefan Burg. Foto: St. Franziskus Krankenhaus Saarburg

Dr. med. Stefan Burg. Foto: St. Franziskus Krankenhaus Saarburg

Deutschlandweit bieten Ärzte, Städte, Kliniken und Gesundheitsorganisationen in dieser Zeit besondere Aktionen rund um das Thema an. Auch das Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg beteiligt sich an der Aktion. Neben einer Telefonsprechstunde, in der er Betroffenen und Interessierten ausführlich Auskunft gibt, beantwortet Dr. med. Stefan Burg, Chefarzt Innere mit den Schwerpunkten Hämatologie/Onkologie und Gastroenterologie, im Interview mit dem WochenSpiegel zahlreiche Fragen zum Thema "Darmkrebs":

Herr Dr. med. Stefan Burg, wie entsteht Darmkrebs eigentlich?
Dr. med. Stefan Burg: "In 90 Prozent der Fälle entsteht Darmkrebs aus zuerst gutartigen Gewebewucherungen, den sogenannten Polypen, die im Laufe der Zeit entarten und sich zu einem bösartigen Tumor entwickeln. Aber keine Angst, das passiert nicht über Nacht. Ganz im Gegenteil! Es können 10 bis 15 Jahre ins Land gehen, bis aus einem gutartigen Polyp Darmkrebs wird. Deshalb ist das Thema Vorsorge und Früherkennung gerade bei dieser Krebsart auch so enorm wichtig, denn rechtzeitig erkannt und behandelt, ist Darmkrebs in rund 90 Prozent der Fälle heilbar."

Welche Möglichkeiten zur Früherkennung gibt es denn?

"Die zuverlässigste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs ist eine Darmspiegelung, die sogenannte Koloskopie. Dabei wird mit einem dünnen, flexiblen Schlauchsystem, an dessen Spitze sich eine Minikamera befindet, der gesamte Dickdarm bis zum Dünndarmübergang untersucht. Polypen können dabei sowohl erkannt, als auch direkt entfernt werden."

Ist das schmerzhaft?
Eine Darmspiegelung dauert in der Regel nur etwa 20 bis 30 Minuten und ist im Allgemeinen nicht schmerzhaft. Manche Patienten empfinden jedoch das Einführen und Vorschieben des Schlauchsystems, des sogenannten Endoskops, als unangenehm. Auf Wunsch können sie deshalb eine leichte Narkose erhalten, sodass sie gar nichts spüren."

Was muss ich bei einer Darmspiegelung beachten?
"Damit der Arzt das Darminnere während der Untersuchung gut sehen kann, muss der Darm vollständig entleert sein. Dazu ist es notwendig, am Nachmittag vor der Untersuchung den Darminhalt vollständig abzuführen und auch am Morgen der Untersuchung keine feste Nahrung mehr zu sich zu nehmen."

Wer ist besonders von Darmkrebs betroffen?

"Das Erkrankungsrisiko steigt ab dem 50. Lebensjahr spürbar an. Das durchschnittliche Alter bei Diagnosestellung ist etwa Mitte 60. Deshalb wird die Vorsorgedarmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr sogar von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Wenn allerdings ein Darmkrebs bei Verwandten ersten Grades aufgetreten ist, dann sollten auch schon jüngere Menschen zur Darmspiegelung gehen, denn 20 bis 30 Prozent aller Darmkrebspatienten haben ein vererbtes familiäres Darmkrebsrisiko."

Welche Symptome sind typisch für Darmkrebs?
"Das Tückische an Darmkrebs ist, dass er keine spezifischen Symptome hat und im Anfangsstadium meist auch keinerlei Beschwerden verursacht. Treten Symptome wie Blut im Stuhl, krampfartige Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und starker Gewichtsverlust auf, sollten Betroffene aber auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Die Symptome können zwar auch auf völlig harmlose Erkrankungen, wie zum Beispiel Hämorrhoiden hinweisen, sie können aber auch ein Indiz für Darmkrebs sein."

Wie kann man Darmkrebs behandeln?
"Die Behandlung richtet sich vor allem nach der Art des Tumors und dem Stadium der Erkrankung. Bei kleinen, örtlich begrenzten Tumoren (Stadium I) genügt meist eine Operation, um Heilung zu erreichen. Hat der Tumor jedoch bereits die Darmwand durchbrochen, Lymphknoten befallen und sogar Metastasen gebildet, sind zusätzlich zur Operation meist auch noch eine Chemo- und oder Strahlentherapie notwendig."

Was kann ich zur Vorbeugung tun?
"Eine gesunde Lebensweise ist für ein gesundes Leben immer förderlich. Vermeiden Sie deshalb Nikotin und den übermäßigen Genuss von rotem Fleisch, Kohlenhydraten, Zucker und Alkohol. Nehmen Sie stattdessen lieber weißes Fleisch, Fisch, viel Gemüse sowie ausreichend Ballaststoffe zu sich. Und versuchen Sie sich so viel wie möglich zu bewegen. Das A und O in Sachen Vorbeugung ist und bleibt aber die regelmäßige und frühzeitige Vorsorge durch eine Darmspiegelung." RED


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