Seitenlogo
FIS

Ehefrauen, Kinder und andere Herausforderungen

Bekannt wurde Niko Formanek durch den Quatsch Comedy Club, Schmidts Mitternachtsshow oder die StandUpMigranten von Abdelkarim. Am Sonntag, 25. September, 18 Uhr, präsentiert er im Rahmen des Saar-Hunsrück Literatur- & Musikfestivals in Saarburg in der KulturGießerei sein aktuelles Programm. Wir haben mit ihm über das Älterwerden, Teenager-Kinder, eine gute Ehe und sein Programm gesprochen.
Bekannt wurde Niko Formanek durch den  Quatsch Comedy Club,  Schmidts Mitternachtsshow oder die StandUpMigranten von Abdelkarim.  Am Sonntag, 25. September, 18 Uhr, präsentiert  er im Rahmen  des  Saar-Hunsrück Literatur- & Musikfestivals in Saarburg in der KulturGießerei   sein aktuelles Programm. Foto: FF

Bekannt wurde Niko Formanek durch den Quatsch Comedy Club, Schmidts Mitternachtsshow oder die StandUpMigranten von Abdelkarim. Am Sonntag, 25. September, 18 Uhr, präsentiert er im Rahmen des Saar-Hunsrück Literatur- & Musikfestivals in Saarburg in der KulturGießerei sein aktuelles Programm. Foto: FF

Herr Formanek, ich habe gelesen, dass es in Ihnen in Ihrem Programm nicht  um die Midlife-Crisis geht, sondern darum, dass auch Mütter und Väter über 40 einmal wirklich etwas zum Lachen haben.   Damit implizieren Sie, dass Menschen über 40 eigentlich nichts mehr zu lachen haben. Ist das so? Also ich bin sicher, dass Mütter und Väter über 40 durchaus genug zum Lachen haben. Also das hoffe ich zumindest. Aber ich bin mir sicher, dass in meinem Programm noch ein paar neue Blickwinkel aufzeige und Bilder zeichne, die sie sicher noch mehr zum Lachen bringe. Ich spreche in meinem Programm vor allem über Situationen und Themen, mit denen Eltern immer wieder, oft überraschend, konfrontiert sind. Situation, die in dem Moment in dem sie passieren vielleicht peinlich, manchmal auch schmerzhaft, aber - vorausgesetzt niemand kommt gesundheitlich zu Schaden und es gibt ein »Happy End« - in Rückschau auch Anlass zum Lachen geben. Geben Sie unseren Lesern doch einen kurzen Einblick in Ihr Programm in Saarburg? Es geht um mysteriöse Dinge die Eltern, vor allem auch Ehefrauen - denn ich zähle den Ehemann in einer Familie nur bedingt als Elternteil und viel öfter einfach nur als ein weiteres Kind - immer wieder beschäftigen, verblüffen und herausfordern. Wenn ich ehrlich bin bewundere ich die Genialität der Evolution, die einen Mann wie mich so progreammiert kann, dass wir Herausforderungen wie z.B. Ehe und Familie überhaupt annehmen. Es also einen, von der Natur aus geschaffenen und gesteuerten Geisteszustand gibt, in dem wir Männer überzeugt sind dass wir das alles nicht nur schaffen, sondern dabei auch noch brillant sind, ist ein wahres Wunder der Evolution. Oder anders ausgedrückt, dass wir als Mann im entscheidenden Moment offensichtlich keine Ahnung haben auf was wir uns mit einer Familiengründung einlassen und dies auch noch naiv fröhlich, glücklich und voller Stolz und Zuversicht tun. Und wir sind dabei nicht allein. Wir werden dabei auch noch von einer Frau unterstützt, die so ein Abenteuer mit uns beginnt und ein solches offensichtliches Risiko schultert. Ein Abenteuer, dass uns mit schwierigen Frage konfrontiert: Sind Teenager wirklich von diesem Planeten? Wo ist der süße kleine Engel aus der Geburtenstation geblieben? Wie konnte es passieren, dass ich als Ehemann und Vater endgültig sämtliche territorialen Rechte in meinem eigenen Haus verloren bzw. „freiwillig“ abgegeben habe? Es geht um die Geduld und Großmut, die meine Frau seit Jahren beweist, wenn sie mit meiner männlichen Tolpatschigkeit, meinem Hang zur männlichen Selbstüberschätzung und meinen ehrgeizigen, oft aber naiven, Versuchen ein brillantes Familienoberhaupt zu sein konfrontiert ist.
Aber es geht auch um das Glück und die unglaublich schönen Momente die man erfahren darf, wenn man so eine Familie hat. Natürlich immer neben ernüchternden und erniedrigenden Momenten, wie wenn zum Beispiel die Lehrerin meines Sohnes nach meinem ersten Elterntag in der Schule meiner Frau per SMS eine Familientharapie empfiehlt. Wie ist das denn eigentlich bei Ihnen? Wie stehen Sie zum Älterwerden? Ich habe kein Problem mit dem Älterwerden. Ich bin jetzt 51 und genieße die Macht, die wir Alten politisch und gesellschaftlich haben. Ich bin dankbar, dass ich noch gesund bin und diese Zeit wirklich genießen darf. Ich gebe zu, dass mein Gehirn oft nicht im gleichen Tempo mitbekommt, dass ich älter geworden bin. Ich stehe jeden Tag frühmorgens vor dem Spiegel und denke bewundernd: »Na Niko, du siehst noch immer gut aus. Passt.“ Bis dann im Hintergrund meine 18-jährige Tochter verschlafen an mir vorbeitorkelt und mir als Morgengruß zuruft: »Guten Morgen, Wrack!« Nein, also da tue ich ihr jetzt Unrecht. Sie sagt „Guten Morgen“ und den Rest denkt sie sich nur - aus Rücksicht auf ihren alten Vater. In Ihrem Show-Programm findet sind auch immer Banales aus dem Alltag mit Ihrer Frau und Ihren beiden Kindern. Wie finden die das? Gibt es auch mal Probleme deswegen? Ich würde das nicht als „Banales“ bezeichnen. Die größte Herausforderung einer langen glücklichen Ehe und auch Familie ist es doch mit dem „Banalen“ umzugehen. Das „Banale“ ist unser aller täglich Leben und nimmt doch die größte Lebenszeit ein. Nur wer das „Banale“ meistert kann Höhepunkte und Außergewöhnliches erst richtig bewerten und schätzen. Ja, fast alle Geschichten bei mir sind zu einem großen Teil wahr und so passiert. Natürlich übertreibe ich schamlos und schmücke sie auch aus. Aber ich bin überzeugt dass alle Eltern die in meine Show kommen zu 90 Prozent die gleichen, oder sehr ähnliche, Situationen erlebt und durchlebt haben.
Für meine Familie war das vor allem zu Beginn meiner Bühnenkarriere vor knapp sechs Jahren eine neue und nicht einfache Erfahrung. Aber ich erzähle ihnen alles was ich auf der Bühne erzähle vorab und wenn sie sich bei einer Geschichte unwohl fühlen mache ich sie auf der Bühne natürlich nicht. Inzwischen haben sie kaum mehr ein Problem damit. Im Gegenteil, manchmal grinsen sie mich an wenn wieder was Witziges passiert und ich höre sie seufzen: »Das schreibt er jetzt sicher wieder auf.«
Dazu kommt nartürlich auch, dass am Ende meiner Geschichten immer meine Frau und die Kinder natürlich die wahren Helden sind. Ich bin der - hoffentlich liebenswerte - Depp. Die wahren Helden meiner Familie sind meine Frau und meine Kinder, die es trotz allem mit mir mehr als nur aushalten.
Sie sind seit 30 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet, immer noch glücklich, so ist zu lesen. Wie haben Sie das geschafft und was ist Ihr Erfolgsrezept für eine gute Ehe? Ich bin mir nicht sicher ob „ich“ das geschafft habe. Ich habe vor allem einmal Glück gehabt eine Frau wie meine zu finden. Dann habe ich das Glück gehabt, dass sie in ihr die Kraft, den Mut und die Risikobereitschaft gefunden hat es mit mir zu versuchen. Und scheinbar habe ich die letzten Jahrzehnte so gut improvisiert, dass sie mich nicht nur nicht verlassen, sondern mit mir auch noch eine wunderbare Familie mit zwei Kindern gegründet hat. Kann es ein Rezept geben? Eher nicht, aber hier ist was ich glaube das wichtig ist: Man muss sich immer wieder vor Augen halten wie glücklich man ist, wenn man eine gesunde Familie haben darf. Da sollte man zuerst einmal ganz demütig „Danke“ sagen und aus vollem Herzen genießen. Ganz wichtig ist es auch, zumindest meiner Erfahrung nach, immer ganz klar zu zeigen wie sehr man den Partner/die PartnerIn liebt aber vor allem auch schätzt. Und zwar sowohl im familiären wie auch in ihrem beruflichen Umfeld. Ich bin ungeheuer stolz wie erfolgreich meine Frau in ihrer beruflichen Karriere ist und das sage ich ihr auch regelmäßig. Man muss auch bereit sein die gemeinsame Lebens- und Ehezeit zu teilen. Was meine ich damit? Ich habe zweimal meine „Karriere“ für ein paar Jahre unterbrochen, damit auch meine Frau eine Chance hat sich beruflich zu verwirklichen. Da habe ich mich um die Kinder gekümmert. Dafür darf ich jetzt wieder als „Clown“ auf Tour gehen und auf Kreuzfahrtschiffen spielen. Mir ist aber auch bewusst, dass wir sehr privilegiert sind, denn natürlich muss es auch die karrieretechnischen und finanziellen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen geben, um das so machen zu können. Wir haben dieses Glück gehabt und haben es bisher noch. Auch dafür bin ich überaus dankbar. Vor allem im Wissen, dass wirklich nicht jeder so eine Chance bekommt. Wir sind uns dieses Privilegs sehr bewusst. Was schätzen Sie als Österreicher am deutschen Publikum? Alles. Ich habe bisher ausnahmslos positive Erfahrung mit deutschem Publikum gemacht. Die Menschen hier sind bereit zu lachen, sich unterhalten zu lassen und dies auch zu zeigen. Sie sind offen und bereit sich positiv überraschen zu lassen. Das ist vor allem wichtig wenn man, so wie ich gerade, noch am Anfang einer Solo-Karriere steht. Die meisten kennen mich ja nicht wenn sie in die Show kommen. Aber es ist sehr schön zu merken, dass man eine faire Chance bekommt zu überzeugen. Natürlich liegt es dann vor allem an mir die Qualität zu bieten, die sich zahlendes Publikum auch verdient. Es ist für mich eine große Ehre und eigentlich immer auch noch ein viel größeres Vergnügen vor deutschem Publikum spielen zu dürfen. Wie kommt ein studierter Journalist mit einem guten Job als Kommunikationschef beim Bertelsmann-Verlag eigentlich zur Comedy? Ich habe in meinem Berufsleben im Schnitt fast alle fünf Jahre eine relativ harte Job-Kehrtwendung gemacht. Was mich aber immer - und zwar Zeit meines beisherigen Lebens - begeleitet hat war und ist meine Bewunderung für Satiriker und Comedians die Menschen zum Lachen bringen und großartig unterhalten. Egal welchen Job ich hatte, ich wollte immer einmal in meinem Leben auf einer Bühne stehen und sehen, ob ich das auch kann? Ende 2009 war es dann soweit. Da habe ich dann die ersten Schritte gewagt. Meine Frau und Familie war mutig genug mich dabei nicht nur zu unterstützen, sondern mich zu bestärken. Heute kann ich sagen, es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens und ich genieße jede Sekunde die ich vor Publikum auf kleinen oder großen Bühnen stehen darf. Wenn ich Glück habe und dabei auch noch kommerziel halbwegs erfolgreich bin kann ich jetzt schon sagen, dass ich diesen Job nie wieder aufgeben werde. Kein Wechsel mehr. Sie haben auch einige Jahre in den USA gelebt. Nach ihrem Studium sind Sie in der Politik gelandet, um genau zu sein, im Wahlkampf-Business. Liegen darin möglicherweise die Wurzeln dafür, dass Sie ins Komödiantische gewechselt sind? Das glauben und vernmuten viele. Die Saat, unbedingt „Comedy“ machen zu wollen, wurde sicher in den USA in meiner Studienzeit gesäät. Aber das Thema „Politik“ hat damit gar nichts zu tun. Dass ich in Wahlkämpfen beruflich tätig war ist auch genau der Grund warum ich mich auf der Bühne von allem was auch nur anähernd „politisch“ ist fernhalte. Zuerst einmal habe ich selber erste Reihe fußfrei erlebt, welch hartes, undankbares und unangenehmes Geschäft Politik sein kann. Im Gegensatz zu fast allen „politischen“ Kabarettisten war ich richtig dabei. In den USA und in Österreich. Ich selbst würde die Bühne nie als einen Ort oder ein Werkzeug sehen um Menschen politisch zu ändern, aufzuklären oder zu beeinflussen. Ich war und bin immer der Meinung: Wenn man etwas verändern will, dann muss man sich auch engagieren und persönliche Risiken eingehen. Aber das ist meine persönliche und subjektive Meinung. Außerdem glaube ich nicht, dass ich so genial und brillant bin, dass Menschen nur darauf warten von mir die politische Welt erklärt zu bekommen. Da gibt es Menschen die viel klüger als ich sind und das besser können. Derzeit werden die Menschen mit „Politik“ bombardiert. In den Medien, bei Diskussionen, im Freundeskreis, in sozialen Netzen, überall. Ohne zu bewerten ob das gut, schlecht oder hilfreich ist muss man das mal einfach so zur Kenntnis nehmen. Ich gehe privat keiner politischen Diskussion aus dem Weg, ich kämpfe und argumentiere wofür ich stehe, aber ich mache das nicht auf der Bühne. Ich freue mich dann am meisten, wenn Menschen die in meine Show kommen zwei Stunden „abschalten“ können, sich unterhalten lassen und über Dinge herzlich lachen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht weltbewegend wirken, aber in Wahrheit unser Leben lebenswert und schön machen. Kehren wir besser wieder zurück zu Ihrem Besuch in Saarburg: Kennen Sie Saarburg und die Region um Trier? Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal in Saarburg bin. Ich war vor rund 20 Jahre einige Male in Trier. Zu der Zeit war ich der Kommunikationschef von CLT-UFA in Luxemburg, heute die RTL-Group. Damals habe ich ein paar sehr schöne Abende in Trier verbracht, aber wie gesagt, dass ist schon einige Jährchen her. Wird Ihre Familie in Saarburg dabei sei, wie lange bleiben Sie und worauf freuen Sie sich am meisten? Meine Familie ist nicht dabei. Meine Fau ist in ihrem Job sehr beschäftigt, die Tochter macht gerade ihre ersten Schritte ins Studentenleben nachdem sie im Frühjhar ihr Abitur gemacht hat und mein lieber Sohn ist natürlich noch in der Schule oder sonst vor einem Bildschirm. Aber alle waren schon mal mit. Z.B. im Quatsch Comedy Club in Berlin oder auch auf einer Kreuzfahrt als ich wieder einmal die Ehre hatte als Gastkünstler mit AIDA unterwegs sein zu dürfen. Nachdem ich diesmal auch quasi direkt „vom Schiff“ nach Saarburg komme bleibe ich nur eine Nacht. Ich freue mich dann nach 18 Tagen auf Tour auch wieder darauf nach Hause zur Familie zu kommen. Es klingt jetzt natürlich wie ein Klischee, aber ich freue mich besonders darauf einen wunderschönen Abend zusammen mit möglichst vielen SaarburgerInnen verbringen zu dürfen und sie dabei möglichst gut zu unterhalten. Hoffentlich kann ich ihnen zwei sehr vergnügliche Stunden bereiten. Ich werde mich auf alle Fälle sehr bemühen und alles geben. Vielen Dank für das nette Gespräch. Interview: Andrea Fischer


Meistgelesen