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Gastronomie fühlt sich ungerecht behandelt

Der seit Monaten anhaltende Stillstand im Hotel- und Gaststättengewerbe bedroht viele Inhaber auch in der Region in ihrer Existenz.
Foto: Archiv

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Man kann nicht behaupten, dass sich Janine Russo zu wenig für ihre Betriebe einsetzt. Ihre beiden Hotels mit angeschlossenem Restaurant sowie ein Lebensmittelladen fordern von der 53-Jährigen und ihrer Familie vollen Einsatz – und das 24 Stunden, sieben Tage in der Woche. Doch seit Ende Oktober herrscht zumindest im Hotel-Restaurant Zunftstube und der Saargalerie staatlich verordneter Stillstand. Insgesamt 20 Mitarbeiter musste Russo in die Kurzarbeit schicken. Sie selbst hat seit fünf Monaten kaum noch nennenswerte Einkommen. »Wir Gastronomen müssen von dem leben, was wir erarbeiten«, sagt sie. »Da sind die versprochenen Hilfen, wenn sie denn kommen, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein!« Janine Russo ist merklich wütend, wenn sie über die politischen Entscheidungen spricht. Für eines ihrer Hotels hat sie kürzlich erst die Novemberhilfe erhalten. Doch nach Abzug aller Kosten wie Miete, Kurzarbeitergeld für ihre Angestellten, Versicherungen, Betriebs- und Nebenkosten sowie Steuern bleibt so gut wie nichts übrig, berichtet sie. Die Konzepte sind aus ihrer Sicht nicht durchdacht genug. Zwar könne sie, wie vom Dehoga gefordert, die Außengastronomie am 15. März wieder öffnen. »Aber schauen Sie nach draußen. Bei dem Wetter werden keine Gäste kommen«, sagt Russo.

Schließen ist letzte Option

Würde sie jetzt öffnen, hätte sie doppelt verloren, denn mit dem Empfang von Gästen verlöre sie Anspuch auf staatliche Unterstützung. Auch ihre Mitarbeiter müsste sie von der Kurzarbeit abmelden. Die Fixkosten stünden dann in keinem Verhältnis zu den zu erwartbaren Einnahmen. »Warum werden wir ungefragt und ohne Not arm gestellt«, fragt Russo. Mit Blick auf die vollen Supermärkte fühlt sie sich und ihre Branche ungerecht behandelt. »Schließen ist für jeden Geschäftsmann die letzte Option«, betont die Gastronomin. Aus ihrer Sicht müsse viel mehr Geld in die Beschaffung der Impfstoffe fließen. Schnelltesten vor ihren Restaurants sei ohnehin logistisch nicht zu machen. »Und woher weiß ich, dass die zu Hause gemachten Tests auch wirklich von dem jeweiligen Gast an diesem Tag stammen?« Schon in der Phase nach dem ersten Lockdown habe Russo mit der Kontakterfassung einen enormen bürokratischen Aufwand gehabt. »Die Politik muss endlich ihren Job machen. Wir arbeiten hier mit unseren Händen, die Politiker sollten ihre Köpfe benutzen und das tun sie nicht«, fordert Russo.Derzeit plant sie mit der Wiedereröffnung am 1. April. Irgendwie muss es weitergehen. »Mit meinen 53 Jahren kann ich nicht von vorn anfangen.« (JK)


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