Seitenlogo
SP

AKW Cattenom: 30. Jahrestag der Kühlturmbesetzung

Vor genau 30 Jahren besetzten Aktivisten der Hamburger Umweltschutzorganisation Robin Wood einen Kühlturm des Atomkraftwerkes (AKW) in Cattenom. Am Morgen des 10. Oktober 1986 bestiegen neun Aktivisten den Turm hissten ein Transparent mit der Aufschrift "Strom ja – so nicht! Non au Nucleaire". Unterstützung bekam die Umweltschutzorganisation bei der Aktion von der französischen Partnerorganisation Robin des Bois sowie von der Aktion 3.Welt Saar, die verantwortlich mitarbeitete in der Internationalen Aktionsgemeinschaft gegen Cattenom.
Foto: Symbolbild/Archiv

Foto: Symbolbild/Archiv

Zunächst besuchte am 10. Oktober 1986 eine 24-köpfige "Projektgruppe" auf Einladung der Kraftwerksleitung die Baustelle des AKW Cattenom, dessen Block 1 kurz vor der Inbetriebnahme stand. Den Besuch angemeldet hatte der "Projektleiter" Studienrat Robert Wald, der mit einer Gruppe "arbeitsloser Jugendlicher und Lehrer" das Projekt "Atomkraftwerke und der Lebensnahbereich" initiiert hatte, die zuvor schon im AKW Brokdorf gewesen war. Während die "Projektgruppe" bei der offiziellen Besichtigung der AKW-Baustelle mitgebrachte Transparente am Reaktorgebäude von Block 3 und an zwei Kühltürmen befestigte, erklommen neun andere Robin Wood-Aktivisten den Zaun um das AKW. Im dichten Nebel bestiegen sie den 165 Meter weiteren Kühlturm und hissten ihr Transparent.

Telefonkette in Gang gesetzt

Gleichzeitig setzten die Aktivisten der Aktion 3.Welt Saar eine Telefonkette in Lothringen, Luxemburg und Deutschland in Bewegung, um mehr Atomkraftgegner und Presse an den Ort des Geschehens einzuladen. Rund 200 Demonstranten kamen spontan zum AKW, wurden aber schnell von Polizei und Militär zurückgedrängt und auf dem Marktplatz des Örtchens Cattenom in Schach gehalten. Viermal wurden die Kühlturmbesetzer von Hubschraubern aus attackiert und mit einem Reizgas-Gemisch besprüht. Um 19.30 Uhr, als eine gewaltsame Räumung des Kühlturms von der Polizei angedroht wurde, entschieden sich die Umweltaktivisten zum Abstieg. Die Aktion war damals ein großes Thema in den Medien.

Anlass war Weiterbau von AKW

Anlass der Aktion war das Festhalten der französischen Electricité de France (EDF) und der deutschen Betreibergesellschaft Preussen Elektra am Weiterbau der Atomkraftwerke Cattenom und Brokdorf – trotz des Atomunfalls in Tschernobyl im gleichen Jahr, der Europa bis heute radioaktiv belastet.

"Deutliches Zeichen gesetzt"

"Wir besuchten mehrere Wochen lang mit Aktiven von Robin Wood aus Hamburg die Gegend um das AKW und führten Gespräche mit Atomgegnern aus Frankreich, Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Ziel war es, ohne abhöranfällige Telefonate die Atomgegner im Dreiländereck auf diese clandestine Aktion vorzubereiten und für den Tag X Menschen zu mobilisieren", so Roland Röder von der Aktion 3.Welt Saar. "Für uns war es wichtig, diese Aktion gemeinsam mit Atomgegnern in der Region um Cattenom zu gestalten", so Anne Scheerer von Robin Wood. "Wir haben mit dieser Aktion ein deutliches Zeichen gegen den atomaren Wahnsinn gesetzt. Und das tun wir auch heute noch, 30 Jahre danach, sowohl bei Robin Wood, als auch bei der Aktion 3.Welt Saar."


Meistgelesen