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"Auf das richtige Gefühl verlassen"

Weihbischof Franz Josef Gebert kann sich in wichtigen Fragen auf sein "Bauchgefühl" verlassen: Heute genau wie vor über vier Jahrzehnten, als er sich entschied, Priester zu werden. Im Oktober hat er das 40-jährige Jubiläum seiner Priesterweihe an dem Ort gefeiert, an dem ihn 1977 Kardinal Joseph Höffner zum Priester weihte – in Rom.
Weihbischof Franz Josef Gebert. Foto: FF

Weihbischof Franz Josef Gebert. Foto: FF

"Es war kein langer Entscheidungsprozess, sondern eigentlich eine Sache weniger Minuten", erinnert sich Gebert an jenen Tag, an dem er sich mit 17 Jahren dazu entschloss, Priester zu werden. Als Sohn einer Winzerfamilie aus Schweich hatte er gerade die Ausbildung zum Weinhandelsküfer abgeschlossen und interessierte sich eigentlich für eine weiterführende weintechnische Ausbildung. "Als ich dann eines Samstags in der Kirche stand und auf die Beichte wartete, wusste ich plötzlich ganz klar: Ich möchte Priester werden. Also habe ich das dem Kaplan dann nach der Beichte gesagt." Gebert verließ sich auf jenes untrügliche Bauchgefühl, holte sein Abitur an der Abendschule nach und studierte in Trier und in Rom Theologie. Heute sagt er: "Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben – bereut habe ich sie an keinem Tag, auch wenn es wie in jeder Aufgabe mal schwierige Situationen gab."

"Ein schönes Gefühl"

Nach 40 Jahren ist Gebert nun als Weihbischof an den Ort seiner Priesterweihe, die große Jesuitenkirche St. Ignatius in Rom, zurückgekehrt. Dort werden traditionell am 10. Oktober die Priesterkandidaten des Collegium Germanicum, an dem auch Gebert studierte, geweiht. Es sei "ein schönes Gefühl" gewesen, an seinem persön-lichen Jahrestag die Weihe der jungen Mitbrüder im Gottesdienst zu erleben, schildert Gebert. In Rom habe er viele alte Bekannte getroffen und sich sehr gut an den Tag seiner Weihe erinnern können, an dem damals auch 150 Gemeindemitglieder aus Schweich gekommen waren, darunter auch Freunde und Familie. Anspannung habe er damals gespürt, "aber richtige Aufregung eigentlich nicht. Man bereitet sich ja doch lange auf diesen Tag vor."

Keine "Salamitaktik"

Ähnlich sei es ihm auch am gegangen, als Bischof Stephan Ackermann ihn im September zum Bischof weihte. Die Entscheidung von Papst Franziskus habe ihn zwar auf Grund seines Alters überrascht, aber er freue sich darüber, dass das Amt des Weihbischofs ihm noch einmal neue und interessante Aufgaben biete. "Eine Hauptanliegen in den nächsten Jahren wird definitiv die Umsetzung unserer Bistumssynode sein. Ich war und bin ein großer Befürworter der Synode und ihrer vier Perspektivwechsel. Es gibt da einen unendlich großen Kommunikationsbedarf und als Weihbischof möchte ich dazu beitragen, dass bei allen Spannungen gute Kommunikation gelingt und wir nicht auf der Hälfte des Wegs stecken bleiben." Er halte nichts von einer "Salamitaktik", die nach und nach Veränderungen nur dann anstoße, wenn man vor vollendeten Tatsachen stehe. "Die Synode biete die Chance, einen großen Sprung zu machen." Vor allem die Mitarbeiter im pastoralen Dienst wolle er intensiv einbinden. Auch seine Arbeit als Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes seit dem Jahr 2000 hat den neuen Weihbischof geprägt. Er sehe sich als "Anwalt für die diakonische Dimension der Synode". So sei ihm beispielsweise wichtig, dass es eine gut definierte strukturelle Zusammenarbeit zwischen Pfarreien und Caritasverbänden vor Ort gebe.

Geistige und emotionale Heimat

Egal ob als Bischofskaplan, als Subregens am Priesterseminar in Trier, als Leiter der Abteilung "Pastorale Dienste" im Bischöflichen Generalvikariat oder als Vorsitzender des Caritasverbands – immer habe er seine Arbeit zusammen mit anderen Menschen gemacht und dadurch immer Rückhalt gespürt und die Priesterlaufbahn nicht bereut. Eine Konstante in seinem beruflichen wie privaten Leben sei für ihn immer die Bindung an den Trierer Dom gewesen, sagt Gebert rückblickend. Seit seiner Zeit als Domvikar ab 1981 war er mit verantwortlich für die Liturgie, (also das gesamte gottesdienstliche Geschehen) im Trierer Dom. "Es war mir manchmal vielleicht gar nicht so bewusst, aber der Dom ist mir immer eine geistliche und emotionale Heimat gewesen, wie eine Grundmelodie in meinem Leben." So sei auch seine Frömmigkeit stark kirchlich geprägt, die Liturgie trage und gebe Halt, erläutert Gebert. Auf die ersten paar Wochen im Amt des Weihbischofs zurückschauend, kann sich Gebert auch dieses Mal auf sein Bauchgefühl oder anders ausgedrückt – sein Herz – verlassen: Ich bin froh und dankbar für dieses neue Amt. Es bringt mich nochmal aus anderer seelsorgerischer Perspektive mit den Menschen im Bistum zusammen.


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