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Martina Greve

Band-Serie "Trier backstage": Lily Remy

Keine Frage - Lily Remy hat den Blues gelebt, auf der Bühne wie im Privaten. Und die Sängerin sagt, sie lebe ihn heute noch: Wenn die Schatten der Vergangenheit sie einholen und der Körper Alarm schlägt. In solch dunklen Momenten ist Ehemann Harald Remy - Seelenpartner und Liebe ihres Lebens - ihr Fels in der Brandung. Er erinnere sie daran, wer sie wirklich ist und was sie am meisten will: für ihre Familie da sein, singen, leben.
Frontfrau Lily Remy und ihre »Friends«: Hans Maxheim, Henning Wirtz, Edgar Kinzig, Adolf »Addy« Schneider und Dieter Hauser (v. l.). Foto: Wiesner

Frontfrau Lily Remy und ihre »Friends«: Hans Maxheim, Henning Wirtz, Edgar Kinzig, Adolf »Addy« Schneider und Dieter Hauser (v. l.). Foto: Wiesner

Fotos aus frühen Tagen lassen erahnen: Elisabeth war ein fröhliches, unbeschwertes Kind. Zu gern tanzte und sang das sommersprossige Mädchen aus Mertesdorf zu den Klängen aus der heimischen Musiktruhe. Der Vater, von dem sie die kraftvolle Stimme erbte, verschaffte ihr 1966 ihre erste Band: die »Fools«. Da war Lily gerade 13 Jahre alt. »Mein Vater hat mich immer zur Probe gefahren und wieder abgeholt«, erinnert sich die heute 60-Jährige. Es ist die Blütezeit des »Beat«, die Ära der Beatles und der Rolling Stones. Und so kommt der Stein auch für Lily ins Rollen: Mit 16 lernt sie Trompeter Edgar Bösen alias »Alb Hardy« kennen, der sie erst zu den »Black Cats«, dann als eine von zwei Sängerinnen in seine legendäre und weit über Trier hinaus bekannte Showband holt. »Eigentlich war diese Musik nicht mein Ding«, verrät die Frau mit der starken Stimme. Viel lieber singt Lily den Blues. Dann ist sie ganz bei sich, lässt sich von ihren Emotionen leiten und nicht davon, wie andere sie gerne sehen würden.

"Ich war jung und ein bisschen verrückt"

Immerhin: Sie kommt herum, sieht Europa, während ihre Mutter sich daheim um Töchterchen Sabine kümmert. Doch das Heimweh zieht den erklärten Familienmenschen immer wieder zurück nach Trier. »Kind statt Karriere« ist für die junge Frau kein Problem - das große Geld habe sie mit ihrer Musik ohnehin nie machen wollen, sagt sie heute. So sind die 70er für Lily Remy geprägt von verschiedenen Bands und Projekten - zu viele, um sie alle aufzuzählen. Sie konzentriert sich ganz auf ihre musikalischen Vorlieben, managt sich selbst und mischt als erste Frau die Trierer Blues- und Rockszene auf. »Damals war ich jedes Wochenende unterwegs. Ich war jung und ein bisschen verrückt, habe immer das gemacht, was ich wollte - eben anders als andere Frauen.« Doch dann durchdringt der Blues auch ihr Privatleben: Die einst »wilde Blues-Lily« zieht sich in den 80ern komplett von der Bühne zurück. Es dauert Jahre, bis Lily Remy wieder zu sich selbst findet. Dann lernt sie Harald Remy - Vater von zwei Kindern aus erster Ehe - kennen, den sie 1997 heiratet. »Wir sind eine echte Patchwork-Familie. Ich liebe meine beiden Stiefkinder Jessica und Erik, als wären es meine eigenen«, verkündet Lily Remy voller Stolz. Sie fasst neuen Lebensmut und widmet sich einmal mehr ihrer größten Leidenschaft, der Musik. »Lily and her Sentimentals« frönen wieder ganz dem Blues, und auch ihre aktuelle Formation »Lily & Friends« begeistert seit 2007 sowohl die treue Anhängerschaft der ersten Stunde als auch Fans der jüngeren Generation. Die »Friends« um Gitarrist Adolf »Addy« Schneider, eines der Gründungsmitglieder der »Fools«, beweisen eindrucksvoll, dass der Blues auch nach über 40 Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat. Lily Remy, inzwischen vierfache Oma, prägt auch als 60-Jährige mit ihrer explosiven Stimme den Sound der Band. Wer sich davon überzeugen möchte, ist am Samstag, 14. Dezember, um 20 Uhr ins Trierer Exhaus eingeladen. Dann rocken »Lily & Friends« gemeinsam mit der saarländischen Formation »Bad Man's Blues« den Balkensaal. dw


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