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Erst gehauen, dann verliebt ...

Kaum Zeit durchzuschnaufen haben Diana Dadzite und Dirk Passiwan von Rollstuhl-Basketball-Bundesligist Doneck Dolphins Trier. Nach ihrer Teilnahme an den Paralympics von Rio geht es jetzt schon wieder in der Liga zur Sache.

Mitte September sind sie erst aus Brasilien zurück gekehrt. Wenn sich Aktive anderer Sportarten erst einmal einen ausgiebigen Erholungsurlaub gönnen und die Seele baumeln lassen, ging es für Dirk Passiwan und Diana Dadzite – beide sind nicht nur privat ein Paar, sondern   auch Mannschaftskollegen bei den Dolphins – fast nahtlos weiter. Sie arbeitet in der  Geschäftsstelle der Rollis, er in einem Steuerbüro. "Irgendwann muss man ja nochmal Geld verdienen", lachen beide. Ihren Lebensunterhalt können sie schließlich mit ihrem Sport beileibe nicht bestreiten. Zudem mussten sich die beiden mit den Dolphins auch auf die neue Bundesliga-Saison vorbereiten: Sonntag, 14 Uhr, geht es bei den BG Baskets in Hamburg wieder um Punkte. Knapp eine Woche später, am Samstag, 15. Oktober, 16 Uhr, kommt es zum ersten Heimspiel. Dann sind die Köln 99ers in der Uni-Halle in Tarforst zu Gast.

Erneuter Einzug ins Halbfinale?

Ob es noch einmal wie in der vergangenen Saison mit dem Halbfinaleinzug klappt? "Das wird ganz, ganz schwer. Unser primäres Ziel ist es, erst einmal die nötigen Punkte für den Klassenverbleib zu sichern", bekennt Spielertrainer Passiwan, der unverändert Top-Leistungsträger im Team der Trierer ist und über den Bundestrainer Nicolai Zeltinger einst sagte, er sei der "kompletteste Rolli der Welt". Mit der deutschen Nationalmannschaft schied der 39-Jährige Konzer in Rio knapp und unglücklich gegen Spanien aus (66:70), konnte aber trotz verpasster Medaille mit erhobenem Haupt die Heimreise über den Atlantik antreten.

Weltrekord geknackt

Diana Dadzite indes kehrte mit einer Gold- und einer Bronzemedaille zurück. Die aus Lettland stammende Dolphins-Spielmacherin befand sich am Zuckerhut auf erfolgreichen sportlichen Abwegen: Nach Gold im Speerwerfen – so ganz nebenbei brach sie einen Weltrekord, der schon 17 Jahre Bestand hatte – holte sie dank persönlicher Bestleistung im Diskuswerfen Bronze. Von Rio selbst haben beide während der Paralympics verhältnismäßig wenig gesehen und auch voneinander aufgrund der verschiedenen  Vorbereitungen auf die Wettkämpfe wenig gehabt. Den Goldmedaillen-Erfolg seiner Lebensgefährtin etwa habe er sich nach dem eigenen Spiel gegen Algerien via Handy angeschaut, berichtet Passiwan. 2008 war er bereits in Peking dabei, vier Jahre später folgten die Spiele von London. "Erstmals standen die Paralympics bei sehr vielen höher im Kurs als Olympia zuvor selbst", ist Passiwan überzeugt. Die Zuschauerzahlen seien mitunter höher als bei den Wettkämpfen zuvor gewesen. "Auch durch den Dopingskandal waren viele nicht so gut auf Olympia zu sprechen", berichtet Passiwan. Sein positives Gesamtbild rundeten  die Eindrücke vom olympischen Dorf ("Im Großen und Ganzen war das alles okay und nicht so, wie vorher in den Negativschlagzeilen zu lesen war.") ab. Ob er auch in Tokio 2020 dabei ist? "Das muss ich sehen. Schließlich  nehmen Training und Lehrgänge doch einiges an Zeit in Anspruch."

Mehr Rollstuhl gefahren

Passiwans Vater Otmar gründete einst die RSC Rollis. "Als Kind fuhr ich mehr im Rollstuhl, wie Fahrrad", erinnert sich der glühende Fan der Hamburger-SV-Fußballer, deren Heimspiele er als 18-Jähriger allesamt mit seinem alten VW-Golf besuchte. Als Kicker schaffte er es immerhin bis zur Kreisauswahl. 1994 wurden die Bestimmungen gelockert, konnten auch "Fußgänger" im Rollstuhlbasketball aktiv sein. Inzwischen kommt Dirk Passiwan ohne Rollstuhl aber nur noch bedingt aus. Knocheninfarkte und Nekrosen schränken ihn in seinen Bewegungen ein.

Von Rivalen zu Liebespaar

Partnerin Dadzite ist nach einem Autounfall seit rund drei Jahren querschnittsgelähmt. "Als ich noch in Zwickau und dann in Elxleben gespielt habe, waren Dirk und ich größte Rivalen, haben uns sogar auf dem Spielfeld gehauen. Trotzdem hat er mich im Oktober 2012 kontaktiert. Schnell habe ich gemerkt, dass er privat ein ganz anderer Typ ist", lacht die 30-Jährige. Ihre Beziehung durchlief nach der unfallbedingten Lähmung eine harte Probe. »Im Endeffekt ist es für eine Partnerschaft aber egal", betont Passiwan. "Auch der Sport hat mich aus dem Loch herausgeholt", ergänzt Dadzite. 

Auch dieses Trio war in Rio dabei

Weitere Akteure aus der Region waren bei den Paralympics aktiv: Die Bitburgerin Marina Mohnen holte mit der Frauennationalmannschaft der Rollstuhlbasketballerinnen in Rio die Silbermedaille, die Dolphins-Spielerin Tracey Ferguson wurde mit Kanada Fünfte. Die 22-jährige Leichtathletin Maike Hausberger vom Post-Sportverein Trier wurde derweil im Weitsprung Vierte. Zum Bronze-Rang fehlten der Athletin aus Butzweiler nur 24 Zentimeter. Die Studentin trat zudem im Wettkampf über 400 Meter an. Hier verpasste sie das Finale und wurde unterm Strich Fünfte des Vorlaufs. AA


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