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In Trier können Kinder ihren Schnuller an den Baum hängen

Die Tradition ist 100 Jahre alt und kommt aus Dänemark. In deutschen Großstädten wie Berlin, Frankfurt, Karlsruhe, München und Köln gibt es sie auch. Jetzt bekommt Trier auch zwei davon. Die Rede ist von Schnullerbäumen. Mit einem Hubsteiger werden Kinder, die ihren Schnuller abgeben möchten, nach oben gefahren wo sie ihn an einen Ast hängen dürfen. Ausgesucht wurden zwei Bäume im Nells Park und am Mattheiser Weiher.
Vom Hubsteiger aus hängt Felix seinen Schnuller an den Baum im Nells Park. Foto: Presseamt Stadt Trier

Vom Hubsteiger aus hängt Felix seinen Schnuller an den Baum im Nells Park. Foto: Presseamt Stadt Trier

Der kleine Julius schläft noch tief und fest im Kinderwagen, als ihn seine Mutter an diesem sonnigen Herbstnachmittag durch den Nells Park schiebt. Ihr Ziel: Der erste Schnullerbaum in Trier, an den Kinder ihre Schnuller hängen können. Wach wird der zweieinhalbjährige Julius erst, als der große Hubsteiger anspringt. Dann ist er direkt begeistert: Er darf sich die Farbe eines Helms aussuchen und ein Sicherheitsgurt wird ihm angelegt – spannend. Julius muss sich jedoch noch einige Minuten gedulden, denn auf dem Hubsteiger wird gerade Felix mit seinem Papa in die Luft gehoben. Der Grund ist ein ganz besonderer: Der Fünfjährige verabschiedet sich von seinem Nuckel und hängt ihn an den Schnullerbaum. Zwar ist er schon länger schnullerfrei, wie seine Mama am Boden erzählt, während sie die Aktion begeistert beobachtet, "aber jetzt sind sie endgültig alle aus dem Haus".

Tradition aus Dänemark

Die Idee für einen Schnullerbaum im Nells Park und am Mattheiser Weiher hatte Christine-Petra Schacht, die Leiterin des städtischen Grünflächenamts. Die Vorteile liegen für sie auf der Hand: "Das Kind verbindet das Abgeben mit einem positiven und spannenden Erlebnis. Der dem Baum geschenkte Schnuller bleibt über viele Jahre dort hängen und kann besucht werden." Die Tradition ist 100 Jahre alt und kommt aus Dänemark. Doch auch in Deutschland gibt es immer mehr Schnullerbäume, etwa in Berlin, Frankfurt, Münster und Köln. Mit den beiden Bäumen im Nells Park und am Mattheiser Weiher ist Trier Vorreiter in Rheinland-Pfalz – lediglich auf einem Krankenhausgelände in Landau gibt es bereits einen Schnullerbaum. Baudezernent Andreas Ludwig findet die Idee klasse: "Es soll eine Hilfe für die Eltern sein. Als zweifacher Vater weiß ich, dass es schwierig sein kann, wenn das Kind den Schnuller abgeben soll."

Urkunde mit "Schnullerstempel"

Jetzt ist endlich Julius dran: Mit seinem Papa steigt er in den Hubsteiger und fährt einige Meter hoch in die Luft, wo er seinen Nuckel an den Stamm des Kuchenbaums hängt. Seinen Namen verdankt dieser übrigens dem nach Kuchen riechenden Laub im Herbst. Traurig ist Julius – ebenso wie Felix – nicht, als er seinem Schnuller Tschüss sagt, im Gegenteil: Die Freude über die spannende Aktion steht beiden ins Gesicht geschrieben. Nur der kleine Nils kann sich nicht so recht mit dem lauten Gerät anfreunden. Einladungen von seinen vier Großeltern, mit ihnen in den Hubsteiger zu kommen, schlägt er mit Kopfschütteln aus, sodass kurzerhand seine beiden Opas in die Luft gehoben werden und den Schnuller des Enkels aufhängen. Eine persönliche Urkunde erhält Nils – ebenso wie alle anderen Kinder an diesem Nachmittag – natürlich trotzdem, selbstverständlich versehen mit dem offiziellen "Schnullerstempel" der Stadt Trier.

Im Detail

  • Die Bäume befinden sich im Nells Park und am Mattheiser Weiher in der Nähe der Spielplätze.
  • Das Grünflächenamt bietet – abhängig vom Wetter – einmal monatlich einen Termin pro Standort an. Im Nells Park jeden zweiten und am Mattheiser Weiher jeden vierten Donnerstag im Monat, jeweils 15 bis 16 Uhr. Nächster Termin ist der 26. Oktober am Mattheiser Weiher.
PA/RED


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