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Ist Trier eine "Hurenhochburg"?

Hurenhauptstadt oder nicht? Diese Frage hat in der vergangenen Woche für großes Aufsehen in Trier gesorgt (der WOCHENSPIEGEL berichtete online). Die überregionale Tageszeitung "Die Welt" hatte auf ihrer Internetseite einen Beitrag über Prostitution in Deutschland veröffentlicht.Der Artikel führt in einer Grafik auch die Dichte an Prostituierten pro Einwohnerzahl auf. Trier belegt in diesem Ranking einen unrühmlichen 2. Platz. Die Zahlen der "Welt" sind jedoch falsch, wie der WOCHENSPIEGEL herausfand. Aber wie ist es um das älteste Gewerbe der Welt in Trier wirklich bestellt - wir haben nachgeforscht.

"Die Welt" hatte in ihrem Beitrag 250 Prostituierte für die ganze Stadt Trier geschätzt und eine Dichtevon 237 Prostituierten pro 100.000 Einwohner ermittelt. Die Zahlen beruhen auf einer Anfrage, die die "Welt"bereits im Frühsommer an das Polizeipräsidium Trier gerichtet hatte. Daraufhin gab das Präsidium eine Schätzung von rund 250 Prostituierten für seinen ganzen Zuständigkeitsbereich an, der sich neben Trier auch über Daun,Idar-Oberstein, Wittlich und Prüm erstreckt. Auf Anfrage erklärte die Pressestelle des Präsidiums:"Die Polizei geht davon aus,dass in der Stadt Trier etwa 170 Prostituierte ihrem Gewerbenachgehen. Diese Zahl ist kein statistischer Wert. Sie setzt sich vielmehr aus polizeilichen Kontrollergebnissen,Einsätzen und Ermittlungen zusammen. Statistische Daten liegen hier nicht vor,da die Ausübung der Prostitution keiner polizeilichen Meldepflicht unterliegt. "Welt-Online" räumt Fehler ein "Die "Welt-Online" räumte gegenüber der WOCHENSPIEGEL Redaktion den Fehler ein und sicherte zu die Daten zu aktualisieren. Doch auch mit den korrigierten Zahlen würde Trier unter den Städten mit der größten Prostitutionsdichte in Deutschland auf Rang acht stehen, wenn man den weiteren Zahlen der "Welt" glauben will.Wie viele Sexarbeiterinnen es in Trier aber nun genau gibt,bleibt weiterhin im Dunkeln,denn es gibt keine Meldepflicht.Das heißt, dass sich nicht alle Prostituierten auf dem Amt registrieren lassen müssen.Auf Anfrage erklärte das Presseamt der Stadt, dass in Trier fünf Straßenprostituierte gemeldet seien. Zudem seien in Trier 16 gewerbliche Zimmervermittlungen, Bordellbetriebe,Bars oder ähnliche Betriebe registriert. "Fluktuation der Prostituierten ist sehr stark" Nach Auskunft von Florence Humbert, Koordinator in der Trierer Ortsgruppe der Frauenrechtsorganisation"Terre des Femmes", sind es aber mehr als 170 Prostituierte,die in der Moselstadt ihrer Arbeit nachgehen. "Es gibt hier zwischen 13 und 15 Bordelle. Im Schnitt arbeiten dort 10 Prostituierte. Da kommt man fast schon auf die Zahl von der Polizei." Hinzu kämen die Prostituierten auf dem Straßenstrich und die Wohnungsprostitution. Auch Florence Humberg hält es für schwierig, konkrete Zahlen zu nennen:"Die Fluktuation der Prostituierten ist stark und trägt zur Intransparenz bei. Deswegen kann man keine genauen Zahlen nennen."Gerade die private Wohnungsprostitution scheint dabei ein großes Dunkelfeld zu sein. Weder "Terre des Femmes", noch Ordnungsamt oder Polizei können hier Schätzungen machen. Ordnungsamt nicht für Privatwohnungen zuständig Für die Privatwohnungen ist das Ordnungsamt, das den Straßenstrich im Blick hat, nicht zuständig. Die Polizei kann nur dann einschreiten, wenn eine Straftat vorliegt oder der Verdacht auf eine solche besteht. Wobei laut Angaben der Polizei-Pressestellepräventiv Kontrollen in den Wohnungen durchgeführt werden. Florence Humberthält die Kontrollen des Trierer Rotlichtmilieus für zu schwach. Sie führt aber auch aus, dass dies nicht auf das Versagen der örtlichen Behörden zurückgeführt werden kann, sondern vielmehrein politisches Problem ist. "Trier ist ein ganz heißes Pflaster" Fakt ist: Solange es keine einheitliche Meldepflicht für Sexarbeiterinnen gibt, wird es schwer sein, ihre Anzahl genau zu beziffern. Entsprechend unterschiedlich sind die Einschätzungen darüber,ob Trier als Hurenhochburg zu sehen ist oder nicht. Schon im Juli hatte der WOCHENSPIEGEL über das Thema Prostitution in Trier berichtet. Florence Humbert hatte bereits damals erzählt, dass Prostitution in Trier und im Umland ein großes Thema sei. "Trier ist in dieser Hinsicht ein ganz heißes Pflaster. Das liegt daran,dass Trier eine Grenzstadtist und viele Freier aus dem angrenzenden Ausland kommen,wie aus Luxemburg oder Frankreich, denn dort sind Bordelle verboten", so Humbert im damaligen Interview.Die Stadt teilt diese Einschätzung nicht, wie das Presseamt auf Anfrage des WOCHENSPIEGELS nun verlauten ließ. Fazit: Ob Trier nun eine Hurenhochburg ist oder nicht,wird sich so schnell wohl nicht klären lassen... Foto: Symbolbild Fotolia


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