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Judengasse: Infotafeln statt Schmierereien

Die Judengasse, wo einst das jüdische Leben blühte, präsentiert sich seit geraumer Zeit in einem unansehnlichen Zustand. Mit einem breiten Bündnis von Trier-Gesellschaft, städtischer Denkmalpflege, Universität, Stadtwerken und engagierten Einzelpersonen soll sich das nun ändern – und zwar schnell.
Schmierereien an den Wänden und bröckelnde Hausfassaden: Die Judengasse befindet sich aktuell in einem unansehnlichen Zustand. Foto: FF

Schmierereien an den Wänden und bröckelnde Hausfassaden: Die Judengasse befindet sich aktuell in einem unansehnlichen Zustand. Foto: FF

Schmierereien an den Wänden, abgeblätterter Putz an den Häuserfassaden, eine nicht ausreichende Beleuchtung im Dunkeln und nicht selten schlägt einem beißender Uringeruch entgegen: Die Judengasse, deren Eingang in der Simeonstraße liegt und die sich bis zum Stockplatz erstreckt, hat sich zu einer Schmuddelecke entwickelt. Das stellte der städtische Denkmalpflegebeirat bereits bei einer Begehung Mitte vergangenen Jahres fest und dies wurde auch von Dr. Elisabeth Dühr, Direktorin des Stadtmuseums, in der vergangenen Sitzung des Kulturausschusses bestätigt: "Die Judengasse befindet sich in einem schändlichen Zustand", betonte sie. Umso größer fiel ihr Dank an die Trier-Gesellschaft aus, die in einem ersten Schritt 10.000 Euro zur Verfügung gestellt habe, um mit einfachen Arbeiten wie einem Überstreichen der Schmierereien und einer gründlichen Säuberung die Gasse optisch aufzuwerten. Die Stadtwerke werden zudem die Beleuchtung erneuern. Geschehen soll dies bis Ostern, bevor mit dem Frühling die ersten Touristenscharen in die Innenstadt kommen.

Rituelles Tauchbad

In der ersten Blütezeit der jüdischen Gemeinde, vor den im Jahr 1349 in vielen deutschen Städten einsetzenden Pogromen aufgrund der um sich greifenden Pestepidemie, lebten in der Judengasse rund 300 Menschen. Neben einer Synagoge gab es ein rituelles Tauchbad (Mikwe), ein Gemeindehaus und weitere Einrichtungen. Der Friedhof war auf dem heutigen Viehmarktplatz – damals außerhalb des mittelalterlichen Stadtzentrums. Bis heute befindet sich das älteste noch existierende jüdische Haus in der schmalen Gasse.

10.000 Euro für Tafeln und Stele

Damit Touristen und Trierer künftig um die Geschichte der Judengasse wissen, hat die Universität 10.000 Euro zum Aufstellen von vier Plexiglastafeln und einer Stele gegeben. Bislang informiert lediglich ein mehrsprachiger Text am Eingang knapp darüber, dass das dicht bebaute Areal früher Mittelpunkt einer bedeutenden jüdischen Gemeinde war.

Historischer Pfad

Die Aufbereitung der Informationen übernimmt das Arye Maimon-Institut für die Geschichte der Juden der Universität Trier und die Bauhistorikerin Marzena Kessler. Grundlage sind unter anderem Forschungsergebnisse des Trierer Historikers Professor Alfred Haverkamp, der bereits in den 1970er-Jahren zur Judengasse forschte. Die Leitung des Projekts liegt bei dem Trierer Geschichtsprofessor Professor Lukas Clemens. Laut Bauhistorikerin Kessler sollen Tafeln und Stele einen "Historischen Pfad" bilden, der am Eingang der Judengasse beginnt und auf dem Stockplatz endet. Inhaltlich leicht zugängliche Texte geben den Lesern in fünf Stationen einen Einblick in das jüdische Leben in Trier. Die Leser erfahren unter anderem etwas zu den Anfängen der jüdischen Gemeinde, zu Bauten, zur rituellen Reinigung und zum religiösen Leben allgemein. Auch die Vertreibung der Juden und das Ende der Gemeinde Mitte des 14. Jahrhunderts werden thematisiert. Zudem wird es möglich sein, weitere Infos, Fotos und alte Pläne über einen QR-Code abzurufen. Bis spätestens Sommer soll der "Historische Pfad" realisiert sein. PA/RED


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