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Manfred Kronenburg: Zwischen Frust und neuen Aufgaben

Er ist der "Mister Motorsport" der Stadt und weit darüber hinaus. Manfred Kronenburg leitet seit vier Jahrzehnten das Racing-Team Trier und war eineinhalb Jahrzehnte lang der örtliche Chef bei der ADAC Rallye Deutschland. Dass der Weltmeisterschaftslauf künftig nicht mehr sein Zentrum in der Moselmetropole hat, schmerzt Kronenburg unverändert sehr...

Direkt nach der Rallye packte er seine Koffer und spannte gemeinsam mit seiner Ehefrau Marlene für einige Tage an der belgischen Nordseeküste aus. »Runter kommen nach den stressigen Wochen«, lautete hier einerseits seine Devise. Schließlich galt es, als Rallye-Abschnittsleiter für Trier in wochenlanger, akribischer (ehrenamtlicher) Tätigkeit etliche Angelegenheiten zu klären – von den Parkmöglichkeiten für Fans, der Gestaltung von Empfängen bis hin zur Beschilderung in der Stadt.
Frustabbau war für Kronenburg im Urlaub aber auch angesagt: "Die Art und Weise, wie die Rallye aus unserer Stadt abgezogen wird, kann ich einfach nicht nachvollziehen. So geht man seitens des ADAC nicht mit einem langjährigen, vertrauensvollen und sehr zuverlässigen Partner um."

Frust ist geblieben

Der 68-jährige frühere Leiter der Bußgeldstelle beim Polizeipräsidium bedauert, dass eine seiner vielen innovativen Ideen, die er im Laufe der vergangenen 15 Jahre bei und mit der Rallye in Trier verwirklicht hat (unter anderem der "Circus Maximus" als innerstädtischer Rundkurs), nicht mehr umgesetzt wird: ein Duell auf zwei Spuren zwischen der Porta Nigra und dem Balduinsbrunnen. Lapidar sei das mit zu hohen Kosten abgewiegelt worden, berichtet Kronenburg. Überhaupt: Geld hat beim Wechsel des Rallye-Zentrums von Trier ins Saarland eine große Rolle gespielt. Entscheidung stand viel früher Im Nachhinein ist Kronenburg davon überzeugt, dass der Mitte März veröffentlichte Entschluss des ADAC, den Schwerpunkt des jährlich um die 200.000 Besucher anziehenden und somit auch für Hoteliers und Händler sehr lukrativen Motorsportspektakels zu verlagern, schon viel früher feststand. "Das", so der Ur-Trier-Süder, "hat sich aus bestimmten Fragestellungen ergeben." Ein gesamtes Bundesland, dessen Sportminister Klaus Bouillon noch dazu sehr motorsportbegeistert ist, hat um die Rallye gebuhlt. Außerdem standen frühere Trierer Stadtobere nicht immer so hinter dem Großevent wie aktuell Oberbürgermeister Wolfram Leibe...

Kapitel abgeschlossen

Kronenburg wünscht "meinen Motorsportfreunden von der Saar viel Spaß und Erfolg bei der künftigen Ausrichtung der Rallye". Für ihn selbst ist dieses Kapitel allerdings abgeschlossen. Gerne hätte er noch zwei Jahre und damit bis zu seinem 70. Lebensjahr weitergemacht. Konsequent wie er ist, sieht "Mister Motorsport" aber keine Basis mehr, um sich hier weiter einzubringen. Dank an die Stadt "Dabei", verrät Kronenburg, "hängt mein Herz eigentlich am Bergrennsport." Die Abschnittsleitung  des jährlich in der zweiten August-Hälfte über die Bühne gehenden Rallye-Weltmeisterschaftslaufs habe er aus Verbundenheit zu seiner Heimatstadt und als "Dankeschön für die damalige Stadtspitze mit OB Helmut Schröer und Dezernent Georg Bernarding« übernommen. Bereits 1977 zeichnete Kronenburg, dessen Söhne Marco und Timo ebenfalls im Motorsport engagiert sind, für den Europameisterschaftslauf im Bergrennen zwischen Fell und Thomm verantwortlich. 2011 war dann Schluss damit. "Angesichts von Autos, die immer mehr PS unter der Haube haben, war es immer schwieriger, für adäquate Sicherheit zu sorgen. Todesfälle bei anderen Rennen häuften sich. Das war für uns das Signal, aufzuhören."

Racing-Team gibt es noch

Das 50 Mitglieder starke Racing-Team Trier, unter dessen Führung das Bergrennen stand, gibt es noch. "Unsere Initialen stehen mittlerweile für Reiseteam Trier", lacht Kronenburg. Überhaupt – das Reisen will er nun forcieren. Außerdem lässt er durchblicken: "Wenn ich mich organisatorisch in der Stadt einbringen kann, bin ich grundsätzlich offen." Ein neues Aufgabenfeld (Tour de France mit Trier als Etappenort?) bahnt sich ja vielleicht schon in Kürze an...

Hintergrund: Racing Team Trier

1967 ging in der Fahrschule Auler in Trier alles los: Unter dem Dach des Automobilclubs von Deutschland wurde das Racing-Team Trier gegründet. Damals standen ferngesteuerte Modellautos im Mittelpunkt der Aktivitäten. 1971 nahmen die Rennen neue Ausmaße an: Das Trierer Bergrennen zwischen Fell und Thomm wurde ins Leben gerufen. 1974 wechselte man unters Dach des ADAC. Zwei Jahre später übernahm der heute noch amtierende Manfred Kronenburg den Vorsitz. Zum 50-jährigen Bestehen plant er für den 10. Juni 2017 einen Festakt. www.racingteam-trier.de AA


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