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Region rüstet auf: Immer mehr haben "Kleinen Waffenschein"

Immer mehr Menschen in der Region um Trier bewaffnen sich. Seit 2013 hat sich die Zahl der Anträge für den Kleinen Waffenschein verzehnfacht. Die Zahl der Anträge auf Ausstellung dieses Scheins stieg in Trier von 29 im Jahr 2015 auf bisher 150 im Jahr 2016. Im Kreis Trier-Saarburg ist die Steigerung noch gravierender. "2015 gab es 27 Anträge, 2016 waren es bis jetzt 183", weiß Thomas Müller, Sprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und reichen von der Angst vor Einbrüchen bis hin zur Silvesternacht in Köln. Die Polizei sieht die Entwicklung kritisch.
Verwechslungsgefahr: Eine Gaspistole lässt sich optisch kaum von einer scharfen Waffe unterscheiden. Foto: Fischer

Verwechslungsgefahr: Eine Gaspistole lässt sich optisch kaum von einer scharfen Waffe unterscheiden. Foto: Fischer

Waren es im Jahr 2013 noch 15 Waffenscheine, die ausgestellt wurden, so sind es dieses Jahr bereits 150. Das jedenfalls ergab eine Anfrage der Linksfraktion im Stadtrat. Trier liegt damit im bundesweiten Trend. Es ist laut Presseamt der Stadt also kein Trier-spezifisches Phänomen.

Trügerische Sicherheit und Verwechslungsgefahr

Für die Linksfraktion sind die Zahlen dennoch alarmierend. "Zwar handelt es sich nicht um 'scharfe' Waffen, jedoch können auch diese Kaliber schwere bis tödliche Verletzungen verursachen, wenn sie aus nächster Nähe abgefeuert werden. Außerdem sind sie für Laien so gut wie nicht von scharfen Waffen zu unterscheiden", schreiben die Linken in einer Pressemitteilung.  Ähnlich sieht es auch die Trierer Polizei: "Wir sehen jede Art von Bewaffnung sehr kritisch und raten davon ab – auch von erlaubnisfreien Waffen", teilt die Pressestelle des Polizeipräsidiums auf WochenSpiegel-Anfrage mit.
Neben den rechtlichen Voraussetzungen, die zu beachten seien, erfordere der Einsatz von Waffen auch eine sichere Handhabung, an der es Laien oft fehle. "Besitzer solcher Waffen könnten sich in trügerischer Sicherheit wähnen und die erforderliche Vorsicht vernachlässigen", heißt es weiter. Die Polizei warnt auch vor einer Gewaltspirale, die dadurch in Gang gesetzt werden könnte. "Was, wenn das Gegenüber ebenfalls – vielleicht sogar berechtigterweise – bewaffnet ist? Eine weitere Gefahrensituation könnte sich einstellen, wenn derjenige in eine Polizeikontrolle gerät. Heute gängige Gasdruckpistolen sehen ‚scharfen‘ Pistolen oft zum Verwechseln ähnlich, sodass eine klare Einordnung auf den ersten Blick auch für den Fachmann schwerfällt."

Kölner Silvesternacht und Einbrüche

Für die steigende Beliebtheit des Kleinen Waffenscheins scheint es unterschiedliche Gründe zu geben. Für die Linksfraktion ist es vor allem die Hetze von rechts: "Im Zuge der Flüchtlingskrise wurden rechte Kräfte nicht müde, gegen Geflüchtete zu hetzen und ein Klima von Angst und Bedrohung zu schaffen. Der Erfolg ihrer Mühen spiegelt sich letztlich wider, in der gewachsenen Bereitschaft der Bevölkerung, sich zu bewaffnen. In Anbetracht der gestiegenen Zahlen ausländerfeindlich motivierter Straftaten ist es außerdem nicht auszuschließen, dass die Waffen nicht bloß zur Verteidigung dienen", sagt Fraktionsvorsitzende Susanne Kohrs. Für die Stadt Trier wiederum hängt der Anstieg maßgeblich mit den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln zusammen.

Verschärfung und gründlichere Kontrolle

Das bestätigt auch ein Waffenhändler aus der Region, der nicht namentlich genannt werden möchte: "Nach Köln ist die Nachfrage kurzzeitig dramatisch gestiegen." Der Waffenhändler führt als Grund aber auch die Angst der Kunden vor Einbrüchen an. "Bei einigen ist schon eingebrochen worden. Andere sind bedroht worden. Sie fühlen sich mit der Waffe sicherer, weil sie schon alleine durch die Lautstärke auf sich aufmerksam machen können."Um einen weiteren zahlenmäßigen Anstieg der Kleinen Waffenscheine zu verhindern, fordert die Linksfraktion eine breite politische Informationspolitik. Auch eine deutliche Verschärfung der Antragsauflagen und eine gründlichere Kontrolle der Antragsteller und ihrer Motivation zur Beantragung eines Waffenscheins erachtet die Fraktion als notwendig.


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