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Theater am Theater - das sagen die Stadtratsfraktionen

Ein vor dem Bühnenschiedsgericht in Frankfurt, bei der die Klage des ehemaligen Trierer Schauspielchefs Ulf Frötzschner gegen seine ausgesprochene fristlose Kündigung verhandelt wurde, ist der neuste Ärger im Trierer Theater. Nun haben sich auch die Stadtratsfraktionen zu Wort gemeldet.
Foto: Symbolbild/Archiv

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Das sagt die CDU

Die CDU-Stadtratsfraktion hat einen Fragenkatalog zusammengestllt, um deren beantwortung sie in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses (15. September) bittet: 1. Warum wurden die Gremien des Rates im Vorfeld nicht zumindest über den Termin der Verhandlung
vom zuständigen Dezernenten informiert?
2. Wann wird der Dezernent die zuständigen Gremien informieren, nachdem die Presse bereits in den
vergangenen Tagen ausführlich über die Verhandlung berichtet hat?
3. Warum hat der Dezernent es nicht für nötig befunden, die Ratsmitglieder, zumindest die Mitglieder
des Kulturausschusses, umgehend nach der Verhandlung über den Verlauf und das Ergebnis zu informieren?
4. Hält der Dezernent es für korrekt, die Gremien zukünftig über die lokale Presse informieren zu lassen?
Oder hat der Dezernent darüber nachgedacht, in welcher Weise er zukünftig die Gremien über kulturpolitisch
bedeutsame Geschehnisse unterrichten will? Zu welchem Ergebnis ist er gekommen?
5. Welche Konsequenzen zieht der Dezernent aus dem Informationsdefizit für die Zukunft?
6. Ist der Dezernent der Auffassung, dass er die ihm obliegenden Verantwortung gegenüber den Ratsgremien
in diesem Fall ausreichend wahrgenommen hat? Wenn ja, wie kommt der Dezernent zu dieser
Auffassung? Wenn nein, welche Konsequenzen zieht der Dezernent daraus?
7. Wann erfolgte an wen die Ladung des Gerichts zu der Verhandlung?
8. Wann hatte die Stadt Trier, vertreten durch den Kulturdezernenten, Kenntnis von der Ladung?
9. Wer hat die Stadt Trier bei der Verhandlung vertreten? Warum hat der zuständige Dezernent nicht an
der Verhandlung teilgenommen?
10. In welcher Eigenschaft hat der Intendant des Trierer Stadttheaters an der Verhandlung teilgenommen?
11. Welche Befugnisse hatte der Intendant anlässlich der Verhandlung?

Das sagen die Grünen

Die Stadtratsfraktion der Grünen äußerten sich in einer Pressemitteilung vom 6. September noch folgendermaßen: "Entgegen der öffentlichen Darstellung in der Presse, war dies keine Verhandlung zur Klärung einer Schuldfrage sondern ein sogenannter Gütetermin, eine im Arbeitsrecht übliche Prozessform, zur Herbeiführung einer einvernehmlichen Einigung bei einem Rechtsstreit", erklärt Petra Kewes Fraktionsvorsitzende der Trierer Grünen. "Daher ist auch die Darstellung, die Stadt hätte einen Prozess verloren völlig falsch", so Kewes weiter. "Eine solche Richtigstellung wäre die dringlichste Aufgabe des Oberbürgermeisters bei der Pressekonferenz gewesen. Es gab nämlich lediglich einen vom Gericht, nicht ? wie auch zu lesen ? vom Intendanten, unterbreiteten Vorschlag für einen Kompromiss", sagte Johannes Wiegel, grünes Mitglied im Kulturausschuss der Stadt und ergänzt: "Dieser Vorschlag des Gerichts beinhaltete eine Abfindung in Höhe von 100.000 Euro und keine Rückkehr Frötzschners an das Theater." Petra Kewes erklärt dazu, dass ein solcher Vorschlag von den Parteien akzeptiert werden müsse. Die Haltung Frötzschners hierzu ist laut den Grünen noch unklar."Dass Herr Leibe für die Stadt nun jedoch schon entschieden zu haben scheint, diesen Vorschlag nicht anzunehmen und stattdessen einen geänderten Vergleich zu unterbreiten, bei dem Frötzschner für eine Spielzeit ans Theater zurückkehren und dann 50.000 Euro Abfindung erhalten soll, verwundert schon. Besonders vor dem Hintergrund, dass Rücklagen in Höhe von 300.000 Euro gebildet wurden und somit auch das Angebot des Gerichts darstellbar gewesen wäre", so Kewes. "Was die Rolle von Herrn Sibelius beim Gütetermin anbelangt, war er meines Wissens nach nur als Zeuge geladen, und nicht als Verhandler für die Stadt, die bei Gericht von einem Anwalt vertreten wurde. In einer Pressemitteilung vom 9. September rudert die Stadtratsfraktion dann allerdings zurück und schreibt: "Die Fraktion begrüßt die Klarstellung von Oberbürgermeister Wolfram Leibe zur Debatte um das weitere Verfahren zum Schlichtungsvorschlag des Schiedsgerichtes in Sachen des entlassenen Schauspielchefs Ulf Frötzschner: Der Steuerungsausschuss solle sich in der nächsten Sitzung mit der Thematik beschäftigen und in der Sache 'letztendlich entscheiden', so Leibe in einer Pressemitteilung der Stadt. Noch am Montag hatte der Stadtvorstand offenbar in einer Pressekonferenz diese Entscheidung schon vorweggenommen: Laut Leibe wird dieser 'dem Schiedsgericht mitteilen, dass er Frötzschners Vorschlag annehmen möchte.' Auch die Richtigstellung vom OB, es handele sich bei der 100.000 Euro Abfindung um einen Schlichtungsvorschlag und angebotenen Vergleich des Schiedsgerichts, ist nun sachlich korrekt dargestellt. Es sei ein gutes Zeichen im Hinblick auf die Zusammenarbeit von Rat und Verwaltung, dass die Entscheidung bezüglich des Schlichtungsvorschlags nun gemeinsam getroffen wird, so die Grünen abschließend."

Das sagen die Linken

Die Stadtratsfraktion sowie der Kreisverband der Linken schreiben in einer Pressemitteilung: "Sinkende Abozahlen bringen nicht nur Generalintendant Sibelius in Bedrängnis, sondern auch Kulturdezernent Egger. Es findet teilweise eine beispiellose verbale Schlammschlacht, die niemandem etwas nützt – am wenigsten den Angestellten des Theaters." Dazu Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Katrin Werner: "Der Debattenstil geht stellenweise unter die Gürtellinie und konstruktive Vorschläge tauchen nur selten auf." Werner sieht insbesondere bei Kulturdezernent Egger und Intendant Sibelius erhebliche Defizite in der gegenseitigen Absprache und der Suche nach wirksamen Lösungsvorschlägen, insbesondere im Hinblick auf die sinkenden Abozahlen: "Wenn keine der beiden Seiten auf einen grünen Zweig kommen, sollte darüber nachgedacht werden, Konsequenzen daraus zu ziehen und Platz zu machen für neue Wege. Des Weiteren tut die permanent negative Berichterstattung ihr Übriges. Beide sind nicht als Künstler auf der Bühne unterwegs, sie tragen Verantwortung! Herr Egger und Herr Sibelius: Brechen Sie Ihr Theaterstück ab und arbeiten Sie an einer gemeinsamen Erfolgsstory für das Theater Trier." Eine Schließung des Theaters oder Kürzungsmaßnahmen kommen für die Linke nach eigener Aussage nicht in Frage. '"Kultur und Theater sind und bleiben ein wichtiger Teil unserer Stadt. Kürzungen oder gar Schließungen stehen bei uns nicht zur Diskussion und widersprechen klar den Kulturleitlinien", stellt Stadtratsmitglied Paul Hilger klar. "Vielmehr müssen die Werte der Kulturleitlinien wiederbelebt werden. Dazu muss der Austausch mit der Öffentlichkeit gesucht werden, um das Angebot bedarfsgerechter zu gestalten. Dieser Austausch ist zu lange vermieden worden."


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