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Theater Trier: Neue Spielzeit startet mit Stück über Marx

In der kommenden Spielzeit übernimmt Manfred Langner die Intendanz am Trierer Theater. Der künftige Intendant startet an seiner neuen Wirkungsstätte mit einer Uraufführung zum Marx-Jubiläum. Der Arbeitstitel lautet "Marx’ Bankett".
Foto: Symbolbild/Archiv

Foto: Symbolbild/Archiv

Für das Stück wurde der renommierte israelische Dramatiker Joshua Sobol vom Theater Trier beauftragt, für das Jubiläumsjahr 2018 ein großes Schauspiel über Karl Marx und seine Bedeutung in der Kulturgeschichte zu schreiben. Der Zuschauer wird dabei Augenzeuge und Teilnehmer an einem fiktiven "banquet révolutionaire". Bankette dieser Art kamen in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Form der politischen Demonstration in Mode, nachdem der König in Paris im Vorfeld der Revolution von 1848 politische Versammlungen und Reden verboten hatte. Die Bürger in Frankreich umgingen dieses Verbot, indem sie sich in großen Gruppen in Gasthäusern, Wirtshausgärten oder an anderen öffentlichen Plätzen vordergründig zum Essen trafen – zu einem Bankett, in dessen Verlauf aber nicht nur gegessen und getrunken wurde, sondern bei dem auch leidenschaftliche Reden gehalten, revolutionäre Lieder gesungen und politische Debatten geführt wurden.

Marx wird mit seiner Philosophie konfrontiert

Im Rahmen eines solchen fiktiven Banketts wird der 200-jährige Marx mit seiner Philosophie und deren Wirkung bis in unsere Zeit konfrontiert. Weggefährten wie seine Frau Jenny von Westfalen, Friedrich Engels, Heinrich Heine erscheinen in diesem Rahmen ebenso wie Nachfahren und Persönlichkeiten, die sich auf Marx beziehen, von Lenin und Rosa Luxemburg bis hin zu dem zeitgenössischen Neo-Marxisten Thomas Piketty. Mit Liedern, Streitreden und Szenen entwickeln Gegner wie Befürworter ein
komplexes Panorama um Karl Marx und den Marxismus.

Hintergrund

Der vielfach preisgekrönte Dramatiker Joshua Sobol zählt zu den bekanntesten Theaterautoren unserer Zeit. Als Sohn osteuropäischer Einwanderer lebte er als Mitglied einer zionistischen Jugendbewegung bis 1965 in einem Kibbuz und studierte dann an der Sorbonne in Paris, wo er in Philosophie promovierte. Sein erstes Stück "The Days to Come" wurde 1971 am Stadttheater Haifa uraufgeführt, wo Sobol später von 1984 bis 1988 auch künstlerischer Leiter war. Sobols internationale Karriere begann 1983 mit "Weiningers Nacht" ("The Soul of a Jew") über den österreichischen Philosophen und Selbstmörder Otto Weininger am Theater Haifa, das zur Eröffnung des Edinburgh Festivals eingeladen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Mit "Ghetto" landete Sobol ein Jahr später einen weiteren Welterfolg, der in mehr als 20 Sprachen übersetzt und in über 25 Ländern aufgeführt wurde. Nach der Deutschen Erstaufführung an der Berliner Volksbühne in der Inszenierung von Peter Zadek wurde "Ghetto" zum besten Stück und zur besten Aufführung des Jahres gewählt. Als es 1988 im Zuge der Uraufführung seines Stückes "Das Jerusalem Syndrom" zu heftigen Auseinandersetzungen und Protesten in ganz Israel kam, trat Sobol von seinem Posten als künstlerischer Leiter des Theaters in Haifa zurück und widmete sich nur mehr dem Schreiben. Seither hat er neben drei Romanen mehr als vierzig Dramen veröffentlicht, bei zahlreichen Produktionen Regie geführt und an Universitäten im In- und Ausland gelehrt.
Mit Manfred Langner verbindet Joshua Sobol eine langjährige Zusammenarbeit, in deren Verlauf bereits seine Schauspiele "Der Kaufmann von Stuttgart" und "Blutgeld – Adenauers Weg" in Deutschland uraufgeführt wurden.


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