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Gute Noten für Biotüte

Die Abfallwirtschaft Region Trier (A.R.T.) hatte das Gutachten in Auftrag gegeben.
Grafik: A.R.T./Archiv

Grafik: A.R.T./Archiv

Seit rund einem Jahr erhitzt die Einführung der Biotüte die Gemüter im Landkreis Vulkaneifel. Auf politischer Ebene hat sich die Versammlung des Zweckverbands der Abfallwirtschaft Region Trier (ZV A.R.T.) immer für dieses System ausgesprochen. Bei vielen Bürgern machte sich hingegen Unmut breit. Wissenschaftlich begleitet wurde die Biotüte im Auftrag der A.R.T. seit Mai 2018 vom Witzenhausen Institut. In seinem rund 80-seitigen Gutachten fällt das Institut nun ein positives Urteil. Im Ergebnis sei die Biotüte als Bringsystem, wie es der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (ZV A.R.T.) umgesetzt hat, von der Erfassungsleistung für Biogut, das aus den Haushalten stammt, gleichwertig wie das System der Biotonne, heißt es dort. 2019 und 2020 hatte das Institut dazu die Müllsammlungen anhand von Stichproben verschiedener Container untersucht. Da die Biotüte im Landkreis Vulkaneifel erst 2020 eingeführt wurde, konnten auch erst im vergangenen Jahr Sammelcontainer aus der Region in die Studie eingebunden werden. Von den 25 Tonnen, die 2020 untersucht wurden, stammten insgesamt sieben von Sammelplätzen in Lissendorf, Kirchweiler, Bongard, Daun, Kelberg, Gerolstein und Schalkenmehren. Nun liefert die Untersuchung etliche Zahlen. So gab es Ende 2020 im Landkreis Vulkaneifel 690 Bring-Behälter für die Biotüte an 486 Sammelplätzen. Durchschnittlich stand somit 125 Einwohnern ein Container zur Verfügung. Über die Biotüte wurden 2020 in der Vulkaneifel 41,9 Kilo Abfall pro Person gesammelt. Das ist im Vergleich zu den anderen Kreisen und Städten, die dem Zweckverband A.R.T. angehören, ein äußerst hoher Wert. Der Durchschnittswert im Verbandsgebiet lag bei nur 19,4 Kilo. Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass der Wert in diesem Jahr auf durchschnittlich 23 Kilo Biomüll pro Kopf steigt. Die Untersuchung ergab, dass die Mülltrennung sehr klappt. Rund 95 Prozent der Abfälle waren im Landkreis Vulkaneifel in den Biotüten richtig einsortiert. 2,9 Prozent hingegen waren Fremdstoffe wie Plastik – der höchste Wert im Verbandsgebiet. Der Biomüll setzte sich zu 48,9 Prozent aus Küchenabfällen, zu 21,1 Prozent aus Speiseresten und zu 5,7 Prozent aus Gartenabfällen zusammen. Das Gutachten hat auch die Folgen des Wechsels von der Biotonne zur Biotüte im vergangenen Jahr untersucht. So seien 2019 noch 65,4 Kilo Biogut pro Vulkaneifeler über die hauseigenen Tonnen entsorgt worden. Über die Biotüte waren es 2020 hingegen nur noch 41,6 Kilo. Grund dafür ist laut Studie, dass in der Biotüte im Gegensatz zur hauseigenen Tonne kaum Gartenabfälle entsorgt werden. Dafür sei sie auch nicht vorgesehen. Vergleiche man aber ausschließlich die Küchen- und Nahrungsabfälle, seien 2019 pro Person 30,6 Kilo und 2020 pro Person 29,1 Kilo zusammengekommen. Dafür seien an den Grüngutsammelstellen in der Vulkaneifel 2020 pro Person 58 Kilo mehr an Grünschnitt entsorgt worden als 2019. Zusammengefasst sei 2020 sogar 15 Prozent mehr an Bioabfall in der Vulkaneifel angefallen. Gegner des Bringsystems brachten in der Vergangenheit unter anderem die Vermehrung von Ungeziefer in den Tonnen als Argument gegen die Biotüte auf den Tisch. Tatsächlich hat die Studie festgestellt, dass von den 25 verbandsweit untersuchten Tonnen nur zwei nicht von Maden besiedelt wurden. Zwölf der Tonnen hingegen waren stark von Maden befallen, fünf weitere sogar sehr stark. In der Studie hat das Witzenhausen Institut zudem die Auswirkung des Sammelsystems auf das CO2-Aufkommen abgeschätzt. Im Fokus standen dabei die Fahrten zu den Sammelstellen. Im Durchschnitt legt ein Einwohner der Vulkaneifel rund 1,5 Kilometer für Hin- und Rückweg dorthin zurück. Das macht laut Studie pro Jahr rund 2,4 Millionen Kilometer, um den gesamten Biomüll in der Vulkaneifel in die Sammelcontainer zu bringen. Im gesamten Gebiet des Zweckverbands kommen so sogar zwölf Millionen Kilometer zusammen. Dabei rechnet die Studie mit der Annahme, dass der weitaus größte Teil der Fahrten im Rahmen anderer Erledigungen, beispielsweise dem Einkauf, erfolgt. Hinzu kommen Autofahrten ausschließlich zum Sammelplatz sowie Entsorgungen der Biotüten per Fahrrad oder zu Fuß. Insgesamt hat das Institut auf dieser Basis errechnet, dass jeder Einwohner pro Jahr rund ein Kilo CO2 produziert, um seinen Biomüll zum Container zu bringen. Das erscheine im Vergleich zum durchschnittlichen jährlichen CO2-Ausstoß von 11.000 Kilo pro Person vergleichsweise gering, heißt es in der Studie. Nicht verglichen wurde in de Studie, wie hoch der CO2-Ausstoß wäre, wenn stattdessen hauseigene Biotonnen durch Müllfahrzeuge geleert würden. Diesem CO2-Ausstoß hat die Studie die potenziellen Einsparungen an CO2 gegenübergestellt. Aus dem Abfall in den Biotüten wird Biogas gewonnen, das unter anderem in einem Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt wird. Dadurch werden fossile Brennstoffe in der Stromgewinnung eingespart. Vereinfacht gesagt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Einsparung von CO2 etwa doppelt so hoch ist wie der Ausstoß durch das Wegbringen der Biotüten. Nur gestreift wird im Gutachten das Problem, dass Menschen, die in der Mobilität eingeschränkt sind, die Einwurfklappen der Biocontainer oft nicht erreichen können. Deshalb habe der Zweckverband begonnen alle Standorte mit kleineren 660-Liter-Containern auszustatten. Die Studie finden Sie als PDF-Dokument neben/unter diesem Bericht.


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