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Johannes Mager

Mutmaßliche Geldautomatensprenger sind gefasst

Daun. Den Zugriffen waren monatelange deutsch-niederländische Ermittlungen vorausgegangen.

Die Tatverdächtigen, die am 14. Februar mutmaßlich den Geldautomaten in Daun gesprengt haben, sind gefasst. Bei der Sprengung auf dem Hit-Parkplatz war laut Polizei ein Sachschaden in Höhe von 90.000 Euro entstanden. Auch die Geldautomatensprengungen in Höhr-Grenzhausen am 5. Januar (Sachschaden: 750.000 Euro), Gensingen am 9. Januar (Sachschaden: 200.000 Euro), Niederzissen am 6. Mai (Sachschaden: 350.000 Euro) sowie am 29. Mai in Kruft (Sachschaden: etwa 30.000 Euro und Ulmen (Sachschaden: 250.000 Euro) gehen laut Polizei wohl auf das Konto der Tatverdächtigen. Hinzu kommen drei Sprengungen in Nordrhein- Westfalen, zwei in Niedersachsen und eine in Hessen. Es entstand ein Sach- und Beuteschaden von mehr als vier Millionen Euro.

Am gestrigen Dienstag hatten in einer konzertierten internationalen Polizei- und Justiz-Aktion rund 100 Beamtinnen und Beamte aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und den Niederlanden 16 Objekte – darunter Geschäfts- und Wohnräume sowie Fahrzeugverleihfirmen – durchsucht. In den Tagen zuvor waren bereits zwölf andere Objekte durchsucht worden. Bei der Aktion wurden 13 mutmaßliche Geldautomatensprenger festgenommen. Aktuellen Ermittlungen zufolge stehen 17 Mitglieder einer niederländischen Gruppierung im dringenden Tatverdacht. An den vorausgegangenen Ermittlungen sowie am Großeinsatz waren die Zentrale Kriminalinspektion Osnabrück, die Staatsanwaltschaften Osnabrück und Mainz, die Landeskriminalämter Rheinland-Pfalz und Hessen, die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, das Polizeipräsidium Mittelhessen sowie auf niederländischer Seite die Staatsanwaltschaft Amsterdam (Openbaar Ministerie) und die Polizei (Politie) Amsterdam beteiligt. Die Arbeit erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und Europol.

Sprengstoff sichergestellt

Bei den Durchsuchungen fanden die Ermittler unter anderem mehr als 80 Mobiltelefone, mehrere PCs und Tablets sowie zahlreiche elektronische Datenträger. Alleine in einem Objekt in Recklinghausen befanden sich 35 Handys. In einem Gebäude in den Niederlanden wurden ein Jammer (Funkstörsender), gestohlene Kennzeichen sowie Kennzeichen-Duplikate festgestellt. Auch mutmaßliche Täterbekleidung sowie Unterlagen und Ordner wurden sichergestellt. Bei einer Durchsuchung bei Helmond in den Niederlanden zogen die Einsatzkräfte im Rahmen der Vermögensabschöpfung einen Audi S 5 sowie ein Motorrad BMW GS im Wert von ca. 40.000 Euro ein. Auch Tatmittel wie mehrere Sprengstoffpakete, Kabel, Benzinkanister, gestohlene Kennzeichen, Tatfahrzeuge, Mobiltelefone und Tatkleidung wurden bei den Durchsuchungen sichergestellt. Die Sprengstoffpakete wurden vor Ort durch Spezialkräfte der Polizei delaboriert. Im Rahmen der Strafverfahren, die die Taten in Rheinland-Pfalz betreffen, wurden zwei Mietwagenunternehmen in Mülheim an der Ruhr und Gladbeck sowie mehrere Objekte (Wohnanschriften/Garage) in den Niederlanden durchsucht. Vier der Tatverdächtigen wurden in diesem Zusammenhang festgenommen. Ein weiterer Tatverdächtiger ist flüchtig.

Laut den beteiligten Ermittlungsbehörden verwendeten die Täter in den meisten Fällen Festsprengstoff. Die Taten werden immer gefährlicher – für Anwohner, Passanten und Einsatzkräfte. Auch im waghalsige Fluchtverhalten nach den Taten sehen die Ermittlerinnen und Ermittler eine hohe kriminelle Energie. Teilweise entfernten sich die PS-starken Fahrzeuge mit Spitzengeschwindigkeiten von über 250 km/h über die Autobahnen vom Tatort. Vorausgegangen waren der konzertierten Aktion unter anderem monatelange verdeckte Ermittlungen. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Mietwagenfirmen gelegt, die die Tatfahrzeuge an die Sprenger vermieteten. Die Ermittlerinnen und Ermittlern aus den Deutschland und den Niederlanden brachten die Ermittlungsarbeit binnen eines halben Jahres erfolgreich zu Ende. Seit Januar 2022 waren Polizei und Staatsanwaltschaften in den vier Bundesländern den Tätern auf der Spur. Die Ermittlungen wurden auf europäischer Ebene durch die konzentrierte Mitwirkung von Europol vertieft und verdichtet.


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