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Sommer, Sonne, Badetote

417 Menschen verloren 2019 in Deutschland ihr Leben bei Badeunfällen. Wie in jedem Jahr warnt die DLRG vor den Gefahren. Doch diesen Sommer könnte Corona die Situation sogar noch verschärfen – und das nicht nur an Seen und Flüssen.
Symolbild: Pixabay

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Kein Sommer ohne tragische Nachrichten wie diese aus den vergangenen Wochen: 23-Jähriger stirbt nach Bad im Rhein, Retter wird selbst zum Opfer und ertrinkt im See, Sechsjähriger nach Badeunfall in kritischem Zustand. Und in den kommenden Tagen könnten sich die Meldungen über Badetote sogar noch häufen. Der einfache, aber plausible Grund: Die Meteorologen haben gutes Wetter vorausgesagt! »Die Statistiken der letzten Jahre zeigen eine ganz klare Korrelation zwischen gutem Badewetter und Badetoten«, erklärt  Marco Vogt, Pressesprecher der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Landesverband Rheinland-Pfalz. Hätte es 2018, einem Sommer der Superlative, 22 Ertrunkene in Rheinland-Pfalz gegeben, seien es im durchwachseneren Sommer 2019 »nur« neun gewesen. »Man kann natürlich auch verstehen, dass die Menschen bei heißen Temperaturen Abkühlung suchen, wo es nur geht. Aber viele verlieren darüber ihr Risikobewusstsein und werden weniger sensibel für Gefahrensituationen, oft überwiegt der Leichtsinn«, so Vogt und warnt besonders davor, an unbewachten Badestellen ins kühle Nass zu springen. Denn hier komme es zu den meisten Unfällen. Gefährliche Strömungen, die an der Wasseroberfläche oft kaum zu erkennen seien, Bootsverkehr und Schlingpflanzen seien nur einige der Gründe dafür. Sorge mache Vogt aber vor allem eins: die fehlende Schwimmfähigkeit.

Nur vier von zehn Kindern können gut schwimmen

»Rund 60 Prozent der Zehnjährigen sind heute keine sicheren Schwimmer mehr. Und auch bei vielen Erwachsenen sieht es oft nicht viel besser aus, sie sind nicht fit genug und das Schwimmen – egal, ob in Naturgewässern oder nicht – nicht mehr gewohnt.« Das führe schnell dazu, sich selbst zu überschätzen und zum Beispiel zu weit hinaus zu schwimmen, dann aber keine Kraft mehr für den Rückweg zu haben. Die coronabedingt ausgefallenen Schwimmkurse würden die Lage zusätzlich verschärfen. Herbert Jaax von der DLRG Gerolstein e.V. sieht es ähnlich und ergänzt, dass es darüber hinaus immer weniger Schwimmbäder gibt, womit die Grundlage für das Erlernen des Schwimmens bereits fehlt: »Für den Bereich der Verbandsgemeinde Gerolstein sind wir mit drei Bädern noch gut aufgestellt.« Fehlende Ausbilder, ausgebuchte Kurse und weniger Schwimmunterricht an Schulen aufgrund der weiten Wege verschärfen das Problem laut Jaax zusätzlich.  Auch die DLRG Gerolstein e.V.  und der Schwimmclub Flipper Gerolstein e.V. mussten ihre Trainingsstunden/Wettkämpfe und ihre Schwimmausbildung für Nichtschwimmer  unterbrechen, hoffen jedoch, im Herbst das Training und die Schwimmausbildung wieder aufnehmen zu können. Von September bis Mai bieten die Vereine insgesamt jeweils drei Kurse für Nichtschwimmer. Rund 90 Kinder ab vier Jahren beteiligen sich jedes Jahr an den Schwimmkursen. Die Vereine erreichen jährlich jedoch deutlich mehr Anfragen, so dass nur rund 50 Prozent der Anmeldungen berücksichtigt werden können.

Tipps für den sicheren Badespaß:

  • Nur an bewachten Badestellen baden
  • Bei gehisster roter Flagge niemals baden
  • Kinder nie ohne Aufsicht am oder im Wasser spielen lassen
  • Abkühlen, bevor es ins Wasser geht
  • Niemals mit vollem oder ganz leerem Magen baden gehen
  • Wer friert, sollte das Wasser sofort verlassen
  • Nur wer sich wohl fühlt, sollte baden gehen
  • Kraft und Können nicht überschätzen
  • Nur ins Wasser springen, wenn es tief genug und frei ist
  • Nur wer in wirklich in Gefahr ist, sollte um Hilfe rufen
  • Luftmatratze, Autoschlauch oder Gummitiere bieten keine Sicherheit
  • Nicht baden, wo Schiffe und Boote fahren
  • Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich; Wasser sofort verlassen


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