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Statt dem Pfarrer wirkt nun die Ärztin

Gegen Leerstand im Ortskern und medizinische Mangelversorgung: Mehrener Pfarrhaus wurde zur Landarztpraxis umgebaut.
Das Mehrener Pfarrhaus wurde durch einen Flachdach-Anbau erweitert. Somit liegen alle Praxisräume und Funktionsräume im Erdgeschoss. Foto: Roland Thelen

Das Mehrener Pfarrhaus wurde durch einen Flachdach-Anbau erweitert. Somit liegen alle Praxisräume und Funktionsräume im Erdgeschoss. Foto: Roland Thelen

Leerstände im Ortskern und Schwierigkeiten bei der medizinischen Versorgung sind zwei Probleme, die viele Dörfer auf dem Land prägen. In Mehren kommt nun ein Projekt zum Abschluss, das beiden Problemen gleichzeitig entgegentritt. Nach neunmonatiger Bauzeit wurde im ehemaligen Pfarrhaus Mehren in der Dorfmitte eine neue Landarztpraxis fertiggestellt. Ende 2019 war der damalige Kaplan Sabi George als letzter Bewohner des Pfarrhauses ausgezogen. Dass das Haus ab dann leer stehen würde, war schon lange vorher bekannt. Angeregt durch ein Quartierskonzept, das die Ortsgemeinde Mehren in Auftrag gegeben hatte, begann die Kirchengemeinde St. Matthias Mehren im Herbst 2018 damit, den Plan, das ortsprägende Pfarrhaus in eine Landarztpraxis umzuwandeln. Hinzu kam, dass die Ärztin Dipl.-Med. Christel Werner, die sich um ihre Patienten in einer Praxis am östlichen Ortsrand Mehrens kümmert, einen zentraler gelegenen Standort suchte. Seit Ende der 1950er Jahre besteht die Arztpraxis in Mehren durchgängig. Für die gesamte Umgebung Mehrens ist sie von großer Bedeutung, denn in der Praxis von Christel Werner werden Patienten aus Mehren und Umgebung mit etwa elf Dörfern sowie fünf Seniorenheimen betreut. In einem guten Zustand war das 1730 erbaute Gebäude da bereits, denn das Haus wurde zuletzt in den 1990er Jahren mit hohem finanziellem Aufwand grundlegend saniert und restauriert. Zahlreiche Umbaumaßnahmen waren dennoch notwendig, um das Haus praxistauglich herzurichten. Dabei achtete man bei der Planung natürlich darauf, den Denkmalschutz zu wahren. So wurden nur geringe Eingriffe in die historische Bausubstanz des denkmalgeschützten ehemaligen Pfarrhauses durchgeführt. Auch die Nutzung des Bürgerhauses und des Pfarrheimes ist weiterhin ohne Einschränkungen gewährleistet. Bereits der erste Vorentwurf hatte gezeigt, dass alle Vorgaben und Anforderungen erfüllt werden und dieser das Optimum für die zukünftige hausärztliche Versorgung des Dorfes Mehren und seines Umlandes darstellt.

Praxisräume wurden barrierefrei gestaltet

Erweitert wurde das Gebäude durch einen Anbau. Dadurch wurde es ermöglicht, alle Praxisräume und die zugehörigen Funktionsräume im Erdgeschoss – sowohl am Altbau als auch im Anbau – unterzubringen. Der Haupteingang und die Praxisräume konnten somit insgesamt barrierefrei gestaltet werden. Insgesamt stehen der Arztpraxis nun 145 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Ebenso barrierefrei angelegt wurde der Zugang vom Parkplatz des Bürgerhauses zum sogenannten »Pfarrhof« durch eine behindertengerechte Rampe. Ein weiterer Vorteil des Standortes ist die ausreichende Anzahl an Parkplätzen, die im direkten Umfeld zur Verfügung steht. Allerdings ist die Praxis auch mit dem Bus gut erreichbar, da sich eine Haltestelle unmittelbar vor dem Haus befindet. Die Bauherrin des Projekts ist die katholische Kirchengemeinde St. Matthias Mehren. Insgesamt 375.000 Euro kostete die gesamte Maßnahme. Dabei konnte die Kirchengemeinde nicht auf Zuschüsse aus dem Bistum Trier zurückgreifen, sondern musste ohne Bistumshilfen auskommen. Allerdings wurden aus dem europäischen LEADER-Projekt, dessen Ziel es ist, die Lebensqualität und die wirtschaftliche Lage der ländlichen Region zu verbessern, Fördermittel in Höhe von 175.000 Euro bewilligt. Erst durch diese Unterstützung konnte das Landarztpraxis-Projekt realisiert werden. Allerdings wäre das Projekt dennoch beinahe gescheitert. Grund dafür waren die Bindefristen des LEADER-Projekts, die an die Fördergelder gekoppelt waren. Doch der ehemalige Dauner Bürgermeister Werner Klöcker sorgte dafür, dass die neue Landarztpraxis letztlich doch noch realisiert werden konnte. Um die hausärztliche Versorgung in der Region zu gewährleisten, hat die Verbandsgemeindeverwaltung Daun mit der Kirchengemeinde einen Mietvertrag für den Zeitraum von zwölf Jahren abgeschlossen und die Praxis an Christel Werner langfristig weitervermietet. In den Betrieb gehen sollen die neuen Praxisräume am 1. Juli. Einen Tag zuvor werden die Räume offiziell durch Dechant Klaus Kohns eingesegnet. Bei dem kleinen Festakt wird die Landarztpraxis dann in Person von Klöckners Bürgermeister-Nachfolger Thomas Scheppe an die Verbandsgemeindeverwaltung Daun als neue Mieterin übergeben. Auch Landrätin Julia Gieseking und LEADER-Manager Markus Kowall werden der Übergabe beiwohnen.


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