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Johannes Mager

» Tafel« arbeitet am Limit

Innerhalb weniger Wochen ist die Anzahl der Menschen, die der Verein »Tafel Daun« wöchentlich versorgt, von rund 300 auf rund 800 gestiegen.
Die Ehrenamtler der Dauner »Tafel« bieten jede Woche eine große Auswahl an Lebensmitteln und mehr an. Das muss alles vorbereitet werden.

Die Ehrenamtler der Dauner »Tafel« bieten jede Woche eine große Auswahl an Lebensmitteln und mehr an. Das muss alles vorbereitet werden.

Bild: Rita Schmaus

Daun. Die Dauner »Tafel« ist am Limit. Seit Anfang Mai nimmt sie keine neuen Kunden mehr auf. Rund 300 Menschen haben die rund 70 Ehrenamtler bis vor Kurzem mit Lebensmitteln versorgt – vor allem Senioren mit niedriger Rente, Alleinerziehende und Geflüchtete, die schon länger hier leben. Seit der Ankunft der Geflüchteten aus der Ukraine im Kreis Vulkaneifel seien rund 500 Personen hinzugekommen, sagt Rita Schmaus, die sich beim Verein um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Personal, Nahrungsmittel, Räumlichkeiten – die aktuelle Situation übersteigt die Gegebenheiten. Dass die »Tafeln« die ausgegebenen Lebensmittel aus Spenden der Geschäfte bestreiten könnten, sei sowieso schon lange nicht mehr der Fall. »Wir müssen immer schon zukaufen. Und unser Kontostand ist nicht besonders groß«, sagt Rita Schmaus. Auch wenn auf einen Aufruf hin jüngst viele kleine und große Spenden zusammengekommen seien. »Dafür sind wir sehr dankbar«, betont Rita Schmaus. Geflüchtete aus der Ukraine seien nicht verpflichtet, einen Bedürftigkeitsnachweis vorzulegen und müssten bislang auch nichts zahlen. Letzteres werde die »Tafel« aber nun ändern, kündigt Schmaus an – wobei sich die Zahlung auf zwei oder drei Euro pro Familie beschränke. Außerdem werde die »Tafel« ein Rotationsprinzip einführen, dass nicht mehr jeder Kunde jede Woche etwas bekomme.

Auch einige neue Helfer hätten sich gemeldet. Doch es werden weitere benötigt. »Wir brauchen Menschen, die helfen. Wir brauchen Fahrer, die die Sachen nicht nur abholen, sondern auch Verpackung und Müll wegbringen.« Dienstags und mittwochs beginnen die Arbeiten. Sechs bis sieben Stunden arbeiten die Ehrenamtler alleine am Donnerstag, dem Ausgabetag, ohne Pause. »Das kann so nicht sein. Das ist ein Fulltimejob. Und wir sind alle nicht die jüngsten«, sagt Rita Schmaus: »Und wir haben ja auch noch Corona.« Die Angst sich anzustecken, sei – auch mit Blick auf das Alter der Ehrenamtler – immer dabei. Auch deshalb seien immer nur fünf Kunden im Verkaufs- und fünf Kunden im Aufenthaltsraum, während draußen 50 bis 70 Menschen warten. Auch im strömenden Regen.

Rita Schmaus vermutet, dass noch mehr Menschen aus der Region die Dauner »Tafel« aufsuchen, wenn zum 1. Juli das 9-Euro-Ticket eingeführt wird. Dann würden sicher auch Menschen kommen, die lange nicht dagewesen seien, weil sie sich das Busticket nicht leisten können. Hinzu komme, dass die Dauner »Tafel« die einzige im ganzen Vulkaneifelkreis sei. Wie das Problem gelöst werden kann, wisse sie nicht, sagt Rita Schmaus: »Ich bin nicht böse, wenn die Menschen zur Tafel weitergeleitet werden. Das ist kein Vorwurf. Aber man darf die Tafeln nicht als selbstverständlich ansehen.« Sie wünscht sich, sich zeitnah mit Politik und Verwaltung zusammenzusetzen, um Lösungen zu finden.

Wer sich bei der Dauner Tafel gerne als ehrenamtlicher Mitarbeiterin oder Mitarbeiter einbringen möchte, kann sich per E-Mail an info@dauner-tafel-ev.de  oder bei Rita Schmaus per WhatsApp unter Tel. 0177/7999041 melden.

www.dauner-tafel-ev.de


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