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Alte Pleiner Mühle: Herzensangelegenheit Brücke

Der Lieserpfad. »Wanderpapst« Manuel Andrack persönlich bekennt sich zu ihm als eine der schönsten Strecken in der Eifel. Für viele Wanderer ein beliebtes Etappenziel ist die Alte Pleiner Mühle – bisher gut zu erreichen über eine Beton-Stahl-Brücke. Die ist seit der Flutkatastrophe aber Geschichte.

von Stephanie Baumann Die erste Cola, leckeres Schinkenbrot, fröhliche Runden, herzliche Gastfreundschaft: ganze Generationen haben schöne Erinnerungen an die Alte Pleiner Mühle. Bis heute nutzen sie Naturfreunde gerne als letzte Einkehr vor dem Etappenziel Wittlich, oder auch als Ausgangspunkt für Tageswanderungen. Seit einigen Jahren hat das historische Gebäude direkt an der wildromantischen Lieser mit Thomas Sausen und Ursula Steffens neue Besitzer. Das junge Paar verliebte sich in das Anwesen, richtete im ehemaligen Wirtschaftsgebäude eine Ferienwohnung ein und schmiedet gerade weitere Pläne für das alte Gemäuer.

Glück im Unglück

Ein bisschen verliebt ist auch Diana Kebschull. Seit April hat sie den traditionellen Gasthof mit dem urigen Biergarten gepachtet. »Wir sind richtig toll gestartet. Die Wiederöffnung wurde sehr gut angenommen,« erzählt sie. 75 Prozent ihrer Gäste kämen dabei über den Lieserpfad, schätzt Kebschull. Zumindest war das vor dem Hochwasser so. Nun haben die Lieserfluten die Gehwegbrücke einfach fortgerissen. Auch die Betonpfeiler sind beschädigt. Diana Kebschull erinnert sich an den Abend der Flut: »Gegen 23 Uhr hatte sich die Lieser schon in einen reißenden Fluß verwandelt, als sich ein großer Treibholzstamm im Geländer verfing. Dann ging alles ganz schnell. Die Flutgewalten rissen die Brücke einfach weg und fast schlagartig stand auch das Gelände unter Wasser.« Eigentlich hat Diana Kebschull ihr Lokal an diesem Abend gar nicht geöffnet, will wegen der Wetterprognose nur kurz nach dem Rechten sehen. Auch Eigentümer Thomas Sausen ist schnell vor Ort und kümmert sich. »Wir hatten noch Glück im Unglück, denn das Mühlengebäude blieb größtenteils vom Wasser verschont,« sagt Sausen, der auch einen Tag später noch in Arbeitskluft und Gummistiefeln auf dem Gelände unterwegs ist, um es zu sichern.  Zwar ist der traditionelle Gasthof immer noch von der Straßenseite her erreichbar, trotzdem hoffen Besitzer und Pächterin auf eine Lösung, die viel genutzte Verbindung zwischen Eifelsteig und Lieserpfad schnell wieder herstellen zu können.  

Viele offene Fragen  

»Uns ist schon sehr bewusst, dass unser Problem im Vergleich zu den schrecklichen Katastrophen im Ahrtal oder in der Eifel nur ein ganz kleines ist,« unterstreichen die beiden und helfen erst mal anderen. »Freunde an der Ahr haben alles verloren, was sie hatten«, bedauert Thomas Sausen. Diana Kebschull trocknet die Sitzkissen der Terrassenstühle und lädt alle Helfer, die in den letzten Tagen auch in der Kreisstadt Wittlich im Einsatz waren, zum Essen ein, Feuerwehr, Polizei, DRK, Mitarbeiter der Stadt. . . Wie es jetzt weiter geht, weiß noch niemand so genau, auch in anderen Orten der Verbandsgemeinde gibt es große Schäden, die gerade dokumentiert werden (wir berichteten). »Vielleicht könnte die Brücke in veränderter Form wieder errichtet werden,« überlegt Sausen laut. »Eine weiter oben im Hang verankerte Hängebrücke würde nicht mehr der Hochwassergefahr ausgesetzt sein und könnte ev. eine kleine Attraktion für diesen Bereich des Lieserpfades darstellen,« ergänzt der Ingenieur. Auch die Social-Media-Gemeinde nimmt regen Anteil am Dilemma. Viele Menschen sind entsetzt, sind sie doch erst vor wenigen Tagen noch selbst über die Brücke gelaufen...

Die Brücke ist wichtig für den Tourismus

Im Gespräch mit dem Wochenspiegel betont Ortsbürgermeister Bernd Rehm die Verhältnismäßigkeit: »Andere Regionen sind momentan wesentlich schlimmer als wir,« unterstreicht der Kriminalhauptkommissar. Der Ort Plein habe aufgrund der geografischen Lage keine Gebäudeschäden. Betroffen seien überwiegend nur Feld- und Waldwege.  »Klar ist aber auch, dass es kein Ausweg ist, diese Brücke nicht mehr zu errichten. Die Verbindung vom Lieserpfad zur Pleiner Mühle ist aufgrund unserer touristischen Infrastruktur von erheblicher Bedeutung.« Kurzfristig sei das Problem aber wohl nicht zu lösen, vorher noch eine Menge Dinge zu klären: »Wo genau soll eine neue Brücke hin? Können wir mit Fördergeldern rechnen? Sind die Betonpfeiler statisch noch in Ordnung und was ist aufgrund des Wasser- und Wegerechtes überhaupt erlaubt? Können wir ev. Hilfe zur Selbsthilfe geben?«, zählt Bernd Rehm  auf. Eines steht für den Pleiner Ortsbürgermeister aber schon felsenfest: »Es ist mir auch persönlich eine Herzensangelegenheit, dass die Brücke wieder hergestellt wird. . .« Kommentar Brückenbauer »Ist doch nur eine Brücke...« denken Sie vielleicht und dass dieser Verlust  in Anbetracht der verheerenden Katastrophen anderswo doch kaum der Rede wert sei. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Einerseits. Andererseits ist gerade diese Brücke von erheblicher Bedeutung für die vielen Wander-Touristen auf einer der landschaftlich reizvollsten und überregional viel beworbenen Strecken der Eifel überhaupt. Schlussendlich ist sie ein kleines Detail in einem großen Drama, das uns alle wohl noch lange beschäftigen wird. Was in diesen Tagen aber Hoffnung macht, ist die Welle der Hilfsbereitschaft untereinander, in der Menschen täglich »Brücken bauen«: selbstlos, selbstverständlich, kreativ... Auch für die Mühle wird sich sicher eine gute Lösung finden.   


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