Seitenlogo
ju

Kleine Blutsauger vermehrt unterwegs

Milde Temperaturen, hohes Gras: das mag die Zecke besonders gerne. Der Parasit gilt als eines der gefährlichsten Tiere Deutschlands – und ist auch in der Region aktuell besonders aktiv.
Zecken lauern auf Gräsern, Zweigen oder warten in Sträuchern oder im Unterholz auf Wirte. Gehen Menschen oder Tiere vorbei, lassen sich die Spinnentiere abstreifen.  Foto: Pixabay

Zecken lauern auf Gräsern, Zweigen oder warten in Sträuchern oder im Unterholz auf Wirte. Gehen Menschen oder Tiere vorbei, lassen sich die Spinnentiere abstreifen. Foto: Pixabay

Wenige Veranstaltungen, andauernde Kontaktbeschränkungen – viele Menschen zieht es daher noch mehr als sonst in den Wald und auf die Wiesen. Dort lauert ein berühmt-berüchtigter Blutsauger auf einen Wirt: die Zecke. Eine Begegnung mit dem kleinen Krabbler kann unter Umständen gefährlich werden.

Nicht zu unterschätzen

Weltweit gibt es etwa 900 verschiedene Zeckenarten. In Deutschland ist die bekannteste Art der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Von März bis Oktober sind die Parasiten vermehrt unterwegs.  
Stechen die winzigen Blutsauger zu, können sie gefährliche Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose übertragen. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) informiert: Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind deutschlandweit je nach Region bis zu 30 Prozent der heimischen Zecken wie der Gemeine Holzbock Träger sogenannter Borrelien. Dass längst nicht jedes Tier gefährliche Erreger überträgt, weiß auch Biologe Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband: »Zecken bekommen die Borreliose-Erreger von Mäusen oder von Vögeln. Wenn sie jetzt aber an Rehen, Ziegen, Schafen oder an anderen Wiederkäuern saugen, dann verlieren sie die Erreger und sind meistens borreliosefrei.«
Wachsamkeit ist dennoch geboten, gegen Borreliose gibt es nämlich keinen Impfstoff. Zur Vorbeugung helfen nur lange Kleidung und Zeckenschutzmittel. Wer dennoch von einer Zecke gestochen wird und einige Tage bis Wochen danach rund um die Einstichstelle eine ringförmige Rötung beobachtet, sich außerdem abgeschlagen fühlt, Fieber und Kopfschmerzen bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen. Da eine Borreliose durch Bakterien übertragen wird, lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln. Bleibt die Infektion unentdeckt, können im weiteren Verlauf Haut, Herz oder Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gegen eine FSME, die durch einen Virus übertragen wird und zu einer Hirnhautentzündung führen kann, bietet eine gut verträgliche Impfung den einzigen Schutz. Diese sei vor Beginn der Saison besonders sinnvoll, aber das ganze Jahr über möglich, so die Krankenkasse. Die gute Nachricht: Nur wenige Zecken sind mit dem FSME-Virus infiziert, klärt das RKI auf. Wer von einer Zecke gestochen wird, sollte daher in jedem Fall Ruhe bewahren.
»Es ist nicht so, dass man vor einem Waldspaziergang warnen müsste«, sagt Ulrich Frömsdorf, Leiter des Forstamtes Wittlich. »Von den Zecken geht ein Level an Gefahr aus, mit dem man umgehen kann. Wichtig ist, sich die Thematik nochmal ins Gewissen zu rufen und angemessen vorsichtig zu sein. Denn: Zecken können nicht nur von unten an die Beine gelangen, sondern sich auch von oben fallen lassen. Beispielsweise von einem Ast oder von Blättern auf einem halben Meter Höhe, die man gestreift hat.« Am besten entfernen ließen sich die Tiere nach einem Biss mit einer Pinzette – ohne Hektik und ohne die Zecke zu quetschen. Wer sich das Entfernen nicht zutraue, sollte im Zweifel einen Arzt aufsuchen, rät Frömsdorf.
 Was man tun kann, damit es gar nicht erst zum Zeckenbiss kommt, weiß Inge Hettinger, Pharmazeutisch Technische Assistentin (PTA) in der Eifelapotheke Bitburg: »Die Menschen haben die Möglichkeit, sich mit entsprechenden Präparaten einzureiben. Diese bekommen sie auch bei uns. Es besteht aber auch die Möglichkeit sich beim Arzt impfen zu lassen.«

Apotheken informieren

Einige Eifler haben sich bereits in der Apotheke schlau gemacht: »Es waren bereits viele Menschen hier, um sich zu informieren«, berichtet Inge Hettinger. »Ich selbst habe allein in den letzten zwei Monaten etwa 30 bis 35 Kunden dazu beraten. Es gibt auch Kunden, die möchten sich nicht nur über Zecken beim Menschen, sondern auch bei ihren Tieren (Hunde, Katzen) informieren. Wenn diese eine Zecke haben entfernen die Besitzer die Zecken aber meist schon selbst. Wenn sie sich das nicht zutrauen, empfehle ich den Gang zum Tierarzt.«
Denn: Auch Tiere können sich durch Zecken mit gefährlichen Krankheiten infizieren. Daher gilt auch für alle Tierbesitzer: Vorsicht ist besser als Nachsicht. (sas)


Meistgelesen