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Kalter Krieg unter dem Ahrwein

Vor zehn Jahren öffnete die »Dokumentationsstätte Regierungsbunker«. Leiterin Heike Hollunder hat die Zeit miterlebt.

Eine 60-Watt-Funzel an der Decke, alle paar Meter eine Lampe an der Wand, nichts als eine blanke Betonröhre und einmal im Monat die Türen für ein paar Besucher öffnen – so stellte man sich anfangs den Umgang mit dem einstigen Ausweichsitz der Bundesregierung vor.  »Als der zurückgebaute Teil des Regierungsbunkers 2007 erstmals geöffnet wurde, kamen an zwei Wochenenden 8000 Besucher«, erinnert sich Heike Hollunder, Leiterin der Dokumentationsstätte. Spätestens da wurde klar, dass das größer ist als angenommen. Dokumentationsstätte feiert Zehnjähriges Am kommenden Wochenende feiert die Dokumentationsstätte ihr zehnjähriges Bestehen. 1997 wurde der Bunker aufgegeben. Fünf Jahre lang, von 2001 bis 2006, wurde die Anlage zurückgebaut. Währenddessen entschied man, einen Teil als Dokumentationsstätte zu erhalten. Florian Mausbach, damals Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, sei damit »hausieren gegangen«, sagt Hollunder: »Aber niemand wollte den Bunker haben.« Für Museen und ähnliche Einrichtungen hätte sich der Betrieb nicht gelohnt, da man nur mit ganz wenigen Besuchern rechnete. Auf Initiative von Landrat Dr. Jürgen Pföhler übernahm der Heimatverein Alt-Ahrweiler die Trägerschaft. Damals ging man von der eingangs beschriebenen Situation aus. Doch die Öffentlichkeit war enorm interessiert. Im März 2008 wurde die Dokumentationsstätte Regierungsbunker eröffnet. 84.000 Besucher wollten das Bauwerk im ersten Jahr besichtigen. »Im ersten Jahr haben wir echt Pionierarbeit geleistet«, sagt Hollunder. Der Bund hatte zwar 2,5 Millionen Euro in den Bau des Eingangsbereichs investiert. Doch wurden nur drei Toiletten eingebaut, ein Wasseranschluss und ein Parkplatz waren anfangs nicht vorhanden. Edelgeschäfte und Bordell vermutet Vor Kurzem besuchte der 800.000. Gast den Bunker. Auch Bundespräsident Horst Köhler war unter den Gästen des ersten Jahres – für Heike Hollunder ein Höhepunkt in der zehnjährigen Geschichte.
Natürlich wollten auch viele Bewohner des Ahrtals den Bunker sehen. »Viele waren enttäuscht. Man hatte sich damals vorgestellt, dass es hier luxuriös zugehe und es Edelgeschäfte und ein Bordell gebe und nicht den Charme einer Jugendherberge aus den Sechzigern oder Siebzigern habe«, erzählt Hollunder. Ursprünglich sollten die Besucher nur die blanke und zurückgebaute Betonröhre sehen.
Schnell entschied man, 203 Meter der Röhre im Originalzustand zu zeigen. »Das sind weniger als ein Prozent des gesamten Bunkers«, sagt Hollunder. Der erstreckte sich über 17,3 Kilometer mit 936 Schlaf- und 897 Büroräume. Die Einrichtung und Exponate, die gezeigt werden, mussten wiederbeschafft werden. »Der letzte Mitarbeiter, Paul Groß, hat einiges auf Seite gepackt, als klar wurde, dass die Dokumentationsstätte entstehen wird«, verrät Heike Hollunder. Andere Exponate stammen von Privatpersonen und als Dauerleihgaben aus verschiedenen Museumsarchiven. Ein kleines Bett für Helmut Kohl Ein Highlight sind für die Leiterin die pinkfarbenen Sessel aus dem Bundespräsidialamt. Erstaunt seien die Besucher über das karge Schlafzimmer des Bundeskanzlers – und das schmale Bett. »Vielen sagen, dass Helmut Kohl da sicher nie reingepasst hätte«, erzählt Hollunder schmunzelnd. Für Heike Hollunder ist der Bunker nicht nur ein Teil der bundesdeutschen Geschichte, sondern auch Heimatgeschichte: »Die 180 Mitarbeiter des Bunkers lebten zum großen Teil im Ahrtal. Und bei Übungen wurden beim Bäcker in Dernau die Brötchen bestellt.« www.regbu.de


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