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Kinderbetreuung für das Vierfache

In einem großen Schritt zieht Bitburg die Beitragshöhen für die Betreuung an seinen beiden Grundschulen an. Eltern reagieren mit Abmeldungen. Im Raum Prüm ist die Lage günstiger.

Kurz vor den Weihnachtsferien haben Eltern von Bitburger Grundschülern unerwartete Post von der Stadtverwaltung erhalten. Der Inhalt: Die Stadt erhöht ab Januar den Beitrag für die Nachmittagsbetreuung an ihren beiden Grundschulen um das bis zu Vierfache. "Bei den Klassenelternsprechern sind die Drähte heiß gelaufen", sagt der Schulelternsprecher der Grundschule Nord, Bruno Reicherts. Aus der Grundschule Süd heißt es ebenfalls: "Das tut den Eltern weh." Auch Azra Hasani ist betroffen. Ihre Tochter besucht die zweite Klasse der Grundschule Nord. Als alleinerziehende Mutter trifft sie die Beitragserhöhung hart. Da sie Vollzeit arbeitet, ist sie an allen Tagen auf die Betreuung angewiesen. Der Elternbeitrag hat sich in ihrem Fall um rund 130 Prozent erhöht. 84 Euro kostet sie die Nachmittagsbetreuung nun monatlich - ohne Mittagessen. Das bedeutet fast 50 Euro weniger im Portemonnaie als zuvor.

Schulen anhören

Reicherts beklagt die Kurzfristigkeit, mit der die Stadt die Änderung vornahm: Beschlusss und Mitteilung im Dezember, Umsetzung im Januar. Für die Eltern wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Erhöhung schrittweise eingeführt worden wäre. Seit 2001 hat es keine Anhebung gegeben. Nun fällt sie vehement mit der Tür ins Haus. Die Stadt kündigte gleich mit an, dass es möglicherweise nicht bei dieser Anhebung bleibt. Im Schreiben an die Eltern heißt es: "Die Verwaltung wurde durch den Stadtratsbeschluss beauftragt, in den kommenden Jahren die Kosten der Betreuung erneut zu prüfen und diese bei Erforderlichkeit nochmals anzupassen." Reicherts hofft, dass die Schulen künftig in die Diskussion mit eingebunden werden. Bürgermeister Kandels habe dies signalisiert. Reicherts sieht momentan nicht viel Einflussmöglichkeiten: "Die Stadt ist rechtlich auf der sicheren Seite." Das habe man ihm in Gesprächen in Mainz und mit dem Regional- und Landeselternsprecher versichert. Die Stadt erklärt ihren Schritt mit den gestiegenen Kosten durch den Mehrbedarf an Personal. 2014 habe unterm Strich eine Unterdeckung bei den Personalkosten von 42.500 Euro gestanden - nach Abzug der Landeszuwendungen (9700 Euro pro Jahr) und der Elternbeiträge. Das Betreuungsangebot außerhalb der Unterrichtszeiten sei zudem eine freiwillige Leistung. Für diese sei die Stadt angewiesen, möglichst kostendeckend zu wirtschaften.

Bitburg am teuersten

Argumente, die Reicherts durchaus verstehen kann. Trotzdem verzeichnen die Schulen Abmeldungen aus dem Nachmittagsbereich. Wie viele das sind, könne erst im Februar resümiert werden, sagt Stadtsprecher Werner Krämer. In der Grundschule Süd nutzen auch einige Betroffene die Möglichkeit, in den Ganztagszweig zu wechseln, um auf diesem Weg die Kosten zu sparen. Die Stadt verweist darauf, dass finanziell schlechter gestellte Familien das Bildungs- und Teilhabepaket in Anspruch nehmen können. Die Grundschule Süd rechnet noch mit zahlreichen Abmeldungen: "Manche werden erst bös´ erwachen, wenn die Abrechnung kommt." Azra Hasani hat bereits gehandelt: "Ich musste meine Tochter aus der Betreuung abmelden. Das ist ein Risenproblem. Ich werde nicht mehr Vollzeit arbeiten können." Auch andere Eltern aus der Klasse ihrer Tochter hätten ihre Kinder gezwungenermaßen aus der Betreuung abgemeldet. Wie sieht es bei den Nachbarn aus? In der VG Arzfeld wurden die Preise im vergangenen Jahr moderat angepasst von 45 Euro auf maximal 60 Euro. Das gilt für mehr als zehn Wochenstunden Betreuung. In Prüm liegt der Höchstsatz bei 50 Euro. Zum Vergleich: in Bitburg liegt er nun bei 84 Euro. In der VG Prüm ist keine Beitragserhöhung vorgesehen - trotz unzureichender Kostendeckung. Die Frist zur Abmeldung aus der Betreuung in Bitburg läuft Ende Januar aus. Alle Elternsprecher beider städtischer Grundschulen treffen sich am 11. Februar, um für die Zukunft eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten. Eingeladen sind auch die Schulleiter und der Bürgermeister. "Damit in Zukunft nicht mehr über die Köpfe der Eltern hinweg entschieden wird", so Reicherts. bil Foto: Günter Havlena/pixelio


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