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Rettungswagen wird High-Tech-Auto

Früher ging es darum, einen Notfallpatienten möglichst schnell ins Krankenhaus zu bringen. Mit dem Telenotarzt wird die Technik und das Know-How kurzerhand zum Erkrankten gebracht. Ab diesem Monat werden fünf Rettungsfahrzeuge im Kreis mit dem mobilen Retter-System ausgestattet.
Stellten das Telenotarzt-System vor (v.l.): Udo Crespin (Abteilungsleiter Gefahrenabwehr Kreis Euskirchen), Frank Pütz (Malteser Hilfedienst), Lukas Brosch (Deutsches Rotes Kreuz), Rainer Brück (Kreisrettungsdienst), Dr. Frederik Hirsch (P3-Group/Technik-Telenotarzt). Foto: Oliver Geschwind

Stellten das Telenotarzt-System vor (v.l.): Udo Crespin (Abteilungsleiter Gefahrenabwehr Kreis Euskirchen), Frank Pütz (Malteser Hilfedienst), Lukas Brosch (Deutsches Rotes Kreuz), Rainer Brück (Kreisrettungsdienst), Dr. Frederik Hirsch (P3-Group/Technik-Telenotarzt). Foto: Oliver Geschwind

Im Kreis Euskirchen schrillen die Alarmglocken: Nahezu explodiert ist die Zahl der Einsätze des Rettungsdienstes in den vergangenen Jahren. Setzte sich der Krankenwagen 1976 noch 4.100 Mal Richtung Patienten in Bewegung, rückte der Rettungsdienst in 2016 rekordverdächtige 32.500 Mal aus. Darunter fallen auch 8.800 Einsätze, bei denen die schnelle Hilfe des Notarztes gefragt war. »Wir stoßen an unsere Leistungsgrenze«, weiß vor allem Udo Crespin, Leiter der Gefahrenabwehr. Dass der Kreis Euskirchen nicht in die Unterversorgung gerät, dafür sorgt nun ein mobiles Retter-System.

Einsatz

Der Telenotarzt, der in der Leitstelle in Aachen sitzt, ist bei Bedarf direkt durch die Rettungswagenbesatzung in den Einsatz zu bringen. Das funktioniert per Kamera, Sprachverbindung und technischer Übertragung der Vitalparameter (z.B. Blutdruck, EKG). Der fahrende Notarzt wird bei weiterem oder bereits beim Notruf erkennbaren lebensrettenden Bedarf zeitgleich in den Einsatz gebracht.

Testphase

Im Herbst 2016 hat der Kreistag über die Einführung des sogenannten »Telenotarztes« entschieden. Ab diesem Monat erfolgt die Einführung des medizinischen Assistenzsystems stufenweise in fünf Rettungswagen. Der Rettungsdienst des Kreises Euskirchen hat im Jahre 2012 durch Eigeninititive an einer durch die Europäische Union geförderten und durch die Universitätsklinik Aachen (RWTH) durchgeführten Maßnahme zur Erprobung der telemedizinischen Versorgung von Notfallpatienten für die Dauer eines Jahres teilgenommen. Der Erfolg, bei zunächst zurückhaltender Einstellung hinsichtlich der technischen Umsetzung bei den problematischen topografischen Verhältnissen im Kreis Euskirchen, war eindeutig. Technisch ist die Telemedizin in diesem Bereich möglich. Bei örtlich unterschiedlichen Empfangsqualitäten erfolgt sogar ein technischer Wechsel der Kommunikationspfade automatisch.

Keine Konkurrenz

Ausgestattet werden im Kreis ein drittes Fahrzeug in Euskirchen, Rettungsfahrzeuge in Bad Münstereifel, Tondorf, Hellenthal-Rescheid sowie der kommende Rettungswagen in Marmagen. »Das System stellt keine neue Konkurrenz zum fahren Notarzt dar, jedoch eine wesentliche Ergänzung«, betont Udo Crespin. Das heißt, mit der Einführung des Telenotarztsystems wird kein Notarztdienst reduziert. Die Interventionszeit am Notfallpatienten wird mit dem Eintreffen des Rettungswagens wesentlich verkürzt. Und sollte der Einsatz des fahrendes Notarztes nicht mehr erforderlich sein, steht er zur Verfügung, wenn sich an anderer Stelle ein lebensbedrohlicher Notfall ereignet.

Bewährtes System

Der Telenotarzt-Dienst gehört bereits seit zwei Jahren zum festen Bestandteil des Aachener Rettungsdienstes und hat sich dort bewährt. @ Mehr dazu im Netz: www.telenotarzt.de


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