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Wo Rehe, Eulen und Frischlinge aufgepäppelt werden

Auf der Terrasse zum Haus der Tierärztin Elif Istemi steht ein Rehkitz. Das Tier reckt neugierig den Hals, als die Hausherrin durch das Gartentor kommt. Als sie sich dem Haus nähert, kommt ein zweites Reh aus dem Gebüsch und begrüßt die Tierärztin.

Man merkt sofort, dass die Tiere vertraut mit ihr  sind – scheu gegenüber der Tierärztin sind sie kaum noch. „Ich habe die beiden auch mit der Flasche großgezogen“, erzählt Elif Istemi. Die beiden Rehe  werden auf 4.000 Quadratmetern alt, sie können nicht ausgewildert werden. „Sie würden sofort geschossen“, so Istemi.

Zerfetzte Flügel

Die beiden Rehe sind nicht die einzigen Tiere, die Elif Istemi in ihrem Garten in der Nähe der Steinbachtalsperre verpflegt. Die Tierärztin kümmert sich um Wildtiere, die angeschossen, angefahren oder durch andere Ursachen verletzt wurden und versucht, sie wieder aufzupäppeln. So hat sie zurzeit eine Eule in einem Gehege hinter dem Haus, die am Auge verletzt wurde. Mit konstanter Pflege versucht sie, die Tiere wieder fit für die Wildnis zu machen.
Haustiere – abgesehen von den beiden Rehen – hat Istemi nicht. Ein Hund beispielsweise würde gar nicht zu den Wildtieren passen, schließlich sollen die sich nicht in ihrer Zeit in der Pflege an ihren zweitgrößten Feind gewöhnen.

Leider schaffen es nicht alle verletzten Wildtiere, trotz sorgsamer Pflege, zurück in die Wildnis.  „Wenn sie stark verletzt sind, zerfetzte Flügel haben, dann kann es sein, dass sie nicht wieder gesund werden“, sagte Istemi.  Wildtiere, die nicht mehr wildbahntauglich werden, müssen eingeschläfert werden. Ein Greifvogel, der nicht mehr fliegen, nicht mehr jagen kann, hat in der Wildnis keine Chance. Und ein Leben als Haustier kommt für diese Tiere auch nicht in Frage.

Wilderei

Anders sieht es beispielsweise bei Frischlingen aus. Die werden gar nicht erst ausgewildert, sondern werden in Wildparks entlassen, wenn sie alleine lebensfähig sind.
Dass so viele Wildtiere als Fundtiere bei Istemi abgegeben werden, hat mehrere Gründe. Falsche Jagd und Wilderei gehören dazu. Greifvögel beispielsweise dürfen überhaupt nicht geschossen werden. „Greifvögel und Eulen abzuschießen ist eine Straftat“, so Istemi. Dennoch gehöre der Kreis Euskirchen zu den Gebieten mit den meisten Abschüssen.

Abschusszeiten

Wildschweine und Rehe hingegen dürfen geschossen werden. Allerdings argumentiert Istemi, dass die Abschusszeiten für Rehe nicht günstig liegen. So wie die Zeiten lägen, käme es oft vor, dass tragende oder säugende Tiere geschossen würden, so dass ihre Kitze plötzlich ohne Mutter da stünden. Auch die Probleme mit Wildschweinen seien hausgemacht, so die Tierärztin. Normalerweise würde die Zeit, in der Wildschweine reif für Nachwuchs sind, durch die Leitbache einer Rotte vorgegeben. „Ungebildete Jäger schießen die Leitbachen ab, was dazu führt, dass die übrigen Bachen zu unterschiedlichen Zeiten Frischlinge bekommen“, erklärte Istemi. So würde der falsche Eindruck entstehen, es gäbe zu viele  Wildschweine. „Die Population ist in vielen Gebieten sehr stark zurückgegangen“, so die Tierärztin. Neben ihrem Engagement für Wildtiere betreibt Elif Istemi in ihrer Praxis in Euskirchen  auch eine Auffangstation für Reptilien. Werden Echsen, Schlangen oder Schildkröten beschlagnahmt oder gefunden, nimmt die Tierärztin sie auf und vermittelt sie an Reptilienhalter weiter.
Kontaktadresse:
Münstereifeler Straße 145
Tel. 02251 / 777 27 27


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