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Wenn ein Bonbon Vertrauen schafft ...

Ein Lächeln und ein Bonbon - manchmal ist Völkerverständigung ganz leicht. Zwischen Peter Kradepohl und dem kleinen Ferad genügten ein freundliches Gesicht und eine leckere Süßigkeit, um Vertrauen zu schaffen. Mit Worten verständigen konnten sich die beiden zunächst nicht, denn sie sprechen (noch) nicht die gleiche Sprache.
Der kleine Ferad und sein Sprachpate Peter Kradepohl: Spielerisch wird der Junge, der mit seiner Familie aus dem syrischen Grenzgebiet geflohen ist, mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Nicht nur die sprachlichen Fortschritte des kleinen Jungen sind bemerkenswert, längst sind die beiden richtig gute Freunde geworden. mn-Foto

Der kleine Ferad und sein Sprachpate Peter Kradepohl: Spielerisch wird der Junge, der mit seiner Familie aus dem syrischen Grenzgebiet geflohen ist, mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Nicht nur die sprachlichen Fortschritte des kleinen Jungen sind bemerkenswert, längst sind die beiden richtig gute Freunde geworden. mn-Foto

Kein Wunder, denn die Eifel ist nicht die Heimat des kleinen Ferad, der zurzeit die Katholische Grundschule in Mechernich besucht. Er ist mit seiner Familie aus dem syrischen Grenzgebiet geflohen und zwischenzeitlich in Weyer untergekommen. Peter Kradepohl hat er im Oktober des vergangenen Jahres zum ersten Mal kennengelernt. Als Ferad seinen großen Freund erblickt, strahlt er über beide Backen und läuft auf ihn zu. Der Mann ist schließlich sein »SmiLe«-Pate. Der Diplom-Ingenieur und Architekt aus Mechernich, der rund 40 Jahre lang für die Deutsche Bahn arbeitete, ist einer von derzeit 140 Ehrenamtlern, die in ihrer Freizeit helfen möchten, Flüchtlingskinder in die Gesellschaft zu integrieren. Seit dem vergangenen Jahr ist Peter Kradepohl im Ruhestand und hat jetzt Zeit, die er sinnvoll nutzen möchte. »Das Schicksal der Flüchtlinge hat mich angerührt«, umschreibt er seine Motivation. Durch einen Zeitungsartikel erfuhr er von dem Projekt. Da Peter Kradepohl von seiner Tochter, die in der Katholischen Grundschule Mechernich als Pädagogin arbeitet, von den Problemen wusste, entschloss er sich dazu, selbst Sprachpate zu werden.

Vorbereitung

»Hier kann ich im konkreten Einzelfall helfen«, sagt der Mann, der gerne Vater und Opa ist und sich immer gerne mit Kindern beschäftigt hat. »Man sollte Kinder mögen und den Umgang mit ihnen gewöhnt sein, wenn man Sprachpate werden will.« Sehr sinnvoll fand Peter Kradepohl die intensive Vorbereitung auf das Ehrenamt. Man erhalte nicht nur wertvolle Tipps, sondern es werde auch auf mögliche Schwierigkeiten vorbereitet. So ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass Kinder zunächst überhaupt keine Reaktion zeigen. Peter Kradepohl erinnerte sich da an einen Trick, der bei seinen Kindern und Enkeln immer funktioniert hat - das Bonbon. In der Stunde, die er mit Ferad pro Woche verbringt, geht es nicht darum, ihm die deutsche Sprache didaktisch korrekt zu vermitteln. Dazu seien die Lehrer da.

Klangfarbe

»Unsere Aufgabe«, erläutert er, »ist es, viel mit den Kindern zu sprechen und zu spielen.« Untersuchungen hätten gezeigt, dass gerade Kinder im Alter zwischen fünf bis acht Jahren Sprache sehr leicht durch die Klangfarbe erlernen. Die Art und Weise, wie Ferad mittlerweile selbst schwierige Wörter wie Mandarine ausspricht, scheint dies zu bestätigen. Peter Kradepohl kennt zwar auch die Familie des kleinen Ferad, über sein konkretes Schicksal weis er allerdings wenig. Dass der freundliche kleine Junge einiges erlebt haben muss, zeigten seine Reaktionen etwa auf Polizeisirenen. »Mein Ziel ist«, sagt Peter Kradepohl, »dass Ferad mir seine Geschichte einmal selbst erzählen kann - auf deutsch.«

SmiLe

Mit dem Projekt »SmiLe«, Abkürzung für Sprachbildung mit individuellem Lernerfolg, können interessierte Menschen Kinder bei der sprachlichen und gesellschaftlichen Integration unterstützen. Die Paten entdecken mit dem Kind an einem Vormittag für eine Stunde pro Woche mit Spielen, Vorlesen oder Basteln die deutsche Sprache. Die Paten werden in einem vierteiligen Kurs sowohl im interkulturellen Umgang als auch in Methoden und Inhalten der »SmiLe«-Arbeit geschult. Ansprechpartnerin und Begleiterin ist Jutta Bernardy vom KoBIZ, Kommunales Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Euskirchen. Kontakt unter Tel.: 02251/15-697 oder eMail: jutta.bernardy@kreis-euskirchen.de


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