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Afrikanische Erfahrungen

Wenn bei uns im Herbst die Blätter fallen und die Temperaturen zurückgehen, kündigt sich in Südafrika der Sommer an.

In dieser Jahreszeit heißt es heute auch für Matthias Schlegel, der vier Jahre Lehrer in Johannesburg war, lieber einen Tee genießen, als ein kühles Getränk. Der Autor des WochenSpiegel-Ausreise-Tagebuchs ist seit einem Jahr wieder zurück in Deutschland - seit Beginn des neuen Schuljahres auch wieder zurück am Megina Gymnasium in Mayen. Vier Jahre war der Lehrer für Sport und Deutsch an einer Schule in Johannesburg tätig. Vier Kisten mit privatem Hab und Gut packte er zum Start ins südafrikanische Berufsleben - mit einem Container voller Sachen kehrte der heute 44-Jährige zurück. "Ich habe mir dort ein Cross-Motorrad zugelegt. Das musste mit", schmunzelt Schlegel und man weiß sofort, dass er die Offroad-Erlebnisse, die er mit seiner Enduro-Maschine unternahm - unter anderem auf den Abraumhalden der Goldminen - zu den persönlichen Highlights zählte. Das war ein nettes Nebenprodukt seiner Tätigkeit an einer Schule, die einen "deutschen und einen englischen Zweig" hatte. In jedem Monat waren je Schüler umgerechnet 500 Euro Schulgeld fällig. Lediglich eine Klasse mit Kindern aus dem Township Soweto wurde Jahr für Jahr von Sponsoren alimentiert. Das Thema Apartheid spiele im liberalen Johannesburg heute keine größere Rolle mehr, aber es gebe noch Städte, da werde - meist hinter vorgehaltener Hand - der Rassentrennung nachgetrauert. "In Südafrika liegen reich und arm halt manchmal sehr eng beieinander", beschreibt der gebürtige Pfälzer, der gerne ein Eifeler ist, die Lebensumstände, die auch der Kriminalität Vorschub leisten. Häufig seien Gewaltexzesse Auseinandersetzungen zwischen Banden, aber es gebe halt Landstriche, die sollte man nicht unbedingt alleine und im Dunkeln betreten, erzählt Schlegel. Dass er nicht zum Stubenhocker wurde, lag zum einem an seinem Naturell und an reiselustigen Kollegen - einer mit einem Landrover ausgestattet. Neben Mosambik war er unter anderem auch in und um Durban am Indischen Ozean unterwegs. "Hier haben wir auf Dünen gecampt - Skorpione, Schlangen und Affen inklusive", lacht Matthias Schlegel, der bei einem Besuch in Namibia auch die deutsche Vergangenheit im Süden Afrikas hautnah kennenlernte. "Wir sind einmal über Weihnachten nach Windhuk und Swakopmund gefahren. Die Sonne brannte und aus dem Radio schallte uns ,Stille Nacht‘ entgegen. Übrigens: Der Südafrikaner verbindet mit Weihnachten sowieso am Pool liegen und grillen", berichtet er über die Lebensart am Kap der guten Hoffnung. Nachdem er nach seiner Rückkehr zunächst ein Jahr an einer Schule in Bad Neuenahr tätig war, ist er jetzt wieder ans Megina Gymnasium zurückgekehrt. "Es war mein Herzenswunsch. Es ist eine Super-Schule", gibt Schlegel unumwunden zu. Die afrikanischen Erfahrungen möchte er aber nicht missen: "Wenn ich es noch nicht erlebt hätte, würde ich es wieder tun. Aber im Moment wäre eine Wiederholung nicht reizvoll. Vielleicht irgendwo in Südeuropa. Da wäre der Heimweg dann nicht so weit…!" Fotos: Pauly/privat


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