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30 Jahre Solwodi: Festakt in der Bopparder Stadthalle

Der Saal war gut gefüllt am vergangenen Freitag in der Stadthalle in Boppard. Die Benefizveranstaltung anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Hilfsorganisation "Solwodi" (Solidarity with Women in Distress) war feierlich und hatte dennoch ernste Themen: die Benachteiligung von Frauen und die Gewalt gegen Frauen.
Maria von Welser, Schwester Dr. Lea Ackermann und Barbara Harnischfeger bei den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Solwodi-Bestehen. Foto: P!ELmedia

Maria von Welser, Schwester Dr. Lea Ackermann und Barbara Harnischfeger bei den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Solwodi-Bestehen. Foto: P!ELmedia

TV-Journalistin Maria von Welser ging in einem Diavortrag zum Thema „Wo Frauen nichts wert sind“ auf die Schicksale der Frauen in Afghanistan, Indien und Ostkongo ein. Für ihre Recherchen hatte sie die drei Länder bereist und von ihren Erfahrungen und Gesprächen vor Ort berichtet. Ihren Reisebericht hat Frau von Welser in einem gleichnamigen Buch zusammengefasst. Die Gewalt gegen das weibliche Geschlecht sei nach wie vor gravierend, betonte von Welser. „Unsere lateinamerikanischen Kolleginnen sprechen gar von einem Feminizid und ich dachte zunächst, dass sie vielleicht übertreiben. Aber es ist leider die Wahrheit“. Die bedrückenden Berichte von Maria von Welser wurden begleitet von der Harfenistin Elke Steltner, die mit ihren ruhigen Klängen zur Stille und zum Nachdenken einlud.

"Wut kann auch zum Guten gebraucht werden"

Anschließend sprach Moderatorin Barbara Harnischfeger mit Sr. Dr. Lea Ackermann über ihre Beweggründe, sich für Frauen einzusetzen, die „nichts wert sind“. Vor 30 Jahren gründete Ackermann in Kenia die Organisation SOLWODI – „ohne einen einzigen Cent und nur mit der tiefen Überzeugung, dass ich mich um die chancenlosen Kinder Gottes kümmern soll“, erzählte sie. In Mombasa traf sie damals immer wieder auf Frauen und Kinder, die sich aus ihrem Elend heraus prostituieren mussten – und deren Leid schamlos ausgenutzt wurde von Touristen, die sich eine Weltreise leisten konnten und Frauen für ihr billiges Vergnügen kauften. „Das hat mich sehr traurig und wütend gemacht“, blickt Schwester Lea zurück. „Aber Wut kann manchmal auch zum Guten gebraucht werden.“

Praktische Hilfe für Frauen und Kinder in Not

Das war der Anfang einer Menschenrechtsorganisation, die heute allein in Deutschland 18 Beratungsstellen und sieben Schutzhäuser zählt. Dazu kommen 34 Beratungsstellen in Kenia. Auch in Rumänien und Österreich hat Solwodi inzwischen jeweils eine Beratungsstelle mit Schutzhaus. Eine weitere Kontaktstelle befindet sich in Ruanda. Von Anfang an war es Sr. Lea ein Anliegen, gemeinsam mit den Frauen nach Lösungen und Alternativen zu suchen, damit sie nicht länger ihre Körper verkaufen mussten. „Ich hatte damals  nichts“, sagt Schwester Lea. „Aber ich wollte ihnen eine helfende Hand sein und sie unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden, damit sie letztlich durch neue berufliche Perspektiven auf eigenen Beinen stehen können. Ich bat deshalb meine Freunde in Deutschland um finanzielle Mittel.“ Mit dieser Unterstützung hilft Solwodi Frauen und Kindern mit Unterbringung, Wohnung, Ausbildung, Begleitung zu Behörden, Arbeitssuche und vielem mehr.

Hilfe auch für Frauen auf der Flucht

Ein weiteres Beispiel für die Bandbreite an Hilfeleistungen, die Solwodi bietet, ist das kenianische Sportprojekt SOLASA. Mittlerweile gibt es im Rahmen dieses Projektes 40 Fußballteams, in denen afrikanische  Mädchen ihre Sozialkompetenz durch Fußball erhöhen können und so auch lernen, ihrem Alltag eine Struktur zu geben. Solwodi ist jedoch weit mehr:  Sie bietet schutzsuchenden Frauen Hilfe und Schutzwohnungen an. Die Unterkünfte können in der aktuellen Flüchtlingskrise auch von allein reisenden Flüchtlingsfrauen (und ihren Kindern) in Anspruch genommen werden. Solwodi hofft, bald die ersten Flüchtlingsfrauen begrüßen zu dürfen und appelliert an die Politik, dieses Angebot zu nutzen.


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