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Ein brasilianischer Hochwälder will´s in Freiburg packen

Er lebt weiter den Traum, einmal auf der großen Fußballbühne zu stehen: Der in Thiergarten aufgewachsene und bei Eintracht Trier fußballerisch groß gewordene Marcony Pimentel ist mittlerweile im fünften Jahr beim SC Freiburg – und steht im Blickfeld von dessen Cheftrainer Christian Streich.

Im Sommer  2011 zog  er mit gerade einmal 15 Jahren von zu Hause aus,  um sich nicht irgendeinem Profiklub anzuschließen: Die Freiburger Fußballschule gilt bundesweit als vorbildlich für Jugendarbeit und Nachwuchsförderung durch einen Verein. Spielzeit für Spielzeit rekrutiert der Klub aus dem Breisgau rund die Hälfte seines Kaders aus Spielern, die zuvor eines oder mehrere eigene Nachwuchsteam(s) durchlaufen haben. Durchgebissen hat sich dort ein gutes Stück weit bislang auch Marcony Pimentel: Im Alter von acht Jahren mit seiner Familie aus Brasilien in den Hochwald gezogen, nach einer Saison beim SV Damflos dann in die Nachwuchsabteilung der Trierer Eintracht gewechselt, wurden die Scouts des SC Freiburg auf den schnellen, trickreichen  und technisch sehr begabten Flügelstürmer aufmerksam. »Ich wurde mehrere Male nach Freiburg eingeladen. Nach Gesprächen und Probetrainings teilten die Verantwortlichen mir dann mit, dass sie mich haben wollen«, erinnert sich Pimentel. Auch wegen der professionellen Bedingungen in Freiburg und der Philosophie beim Sportclub, der 1993 erstmals in die Bundesliga aufstieg, über viele Jahre hinweg dort vertreten war und sich derzeit anschickt, nach der laufenden Saison aus der Zweiten Liga wieder dorthin zurück zu kehren, entschied er sich für den SCF. Angeklopft hatten bei ihm und seinen Eltern auch  Mainz 05, Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Kaiserslautern.

Er schwärmt für Kaká

Dem Traum, Profifußballer zu werden, war er somit vor rund viereinhalb Jahren schon mal um einiges näher gekommen....  »Am Anfang war es aber hart«, erinnert sich der Deutsch-Brasilianer, der  für den einstigen Weltklassefußballer  Kaká schwärmt und noch lieber für die Selecao, wie für die DFB-Elf an den Start gehen würde, wie er zugibt.  Das Heimweh war zunächst groß: »Nachts lag ich voller Selbstzweifel wach im Bett und fragte mich `Was machst Du hier eigentlich`«gibt Pimentel zu. Die Eltern schauten alle zwei, drei Wochen vorbei. Besuche im Hochwald waren und sind eigentlich nur in den Spielpausen im Sommer und im Winter möglich. Mit der Zeit gewöhnte er sich indes an sein neues Umfeld und das Internat in der Freiburger Fußballschule, das im Stadion des früheren SC-Lokalrivalen Freiburger FC untergebracht ist. Er besuchte die Realschule  und später ein Berufskolleg, welches  er im Sommer mit dem Fachabitur in der Tasche verließ.

 Bei den Profis mitgewirkt

Sofern er nicht durch Verletzungen gehandicapt war, zählte Pimentel in den B- und A-Jugend-Bundesligateams des Sportclubs zum engeren Kreis, spielte oft von Beginn an. Da die Durchlässigkeit hin zum Profikader groß ist, aber auch, weil speziell Zweitliga-Co-Trainer Lars Voßler   große Stücke auf ihn hält, durfte der inzwischen 19-Jährige in der Sommervorbereitung bereits einigte Male in Tests bei den »Großen« mitwirken. Beim SC Freiburg II in der Regionalliga Südwest gilt es  für ihn derzeit primär darum, Spielpraxis zu sammeln. Das gelang seit August bislang nur acht Mal, hatte aber handfeste Gründe: Muskuläre Beschwerden und eine Krankheit warfen ihn wochenlang zurück. Zuletzt wirkte Pimentel aber wieder mit und zeigte wie beim 2:1 kurz vor der Winterpause gegen das  Topteam 1. FC Saarbrücken starke Leistungen. Seit Sommer lebt er nicht mehr im Internat, sondern lebt in einer eigenen Wohnung und konzentriert sich voll auf den Fußball –  trainiert wird auch beim  viertklassigen SC II vor- und nachmittags. Die umfassende Betreuung und die Top-Bedingungen an der Freiburger Fußballschule will er weiter nutzen, um seine Stärken (Schnelligkeit und Beidfüßigkeit) auszubauen und sein Manko (mangelnde Torgefahr) auszumerzen. Bis Mitte 2017 läuft Pimentels Vertrag. Bis dahin wird sich wohl entscheiden, ob er in Freiburg  den Sprung ganz nach oben schafft oder nicht.  AA


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