Viele Herzen für Menschen in Not
In der Vorweihnachtszeit ist die Spendenbereitschaft der Deutschen traditionell besonders hoch. Das macht Sinn, schmerzen doch Armut, Krankheit und Einsamkeit genau in diesen Wochen am meisten. Flohmärkte, Päckchenaktionen, Benefiz-Konzerte, Christbaum- oder Plätzchenverkäufe: Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, Spenden für Menschen in Not zu rekrutieren. Wir hörten uns im Landkreis um - ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen. Weniger Päckchen, dafür mit 1.740 Euro deutlich mehr Geldspenden verzeichnet die für 2015 bereits abgeschlossene Aktion »Weihnachten im Schuhkarton«, die Kinder in der Dritten Welt und im früheren Ostblock beschenkt.
Hilfe nach Übersee und in der Nachbarschaft
Armut herrscht auch vor der Haustür. Naheliegendes Beispiel sind die Klienten der diversen Caritas-Beratungsdienste. An Weihnachtsbäumen hängen Umschläge mit individuellen Wünschen: Das notwendige Geld kann hineinlegen, wer immer sich angesprochen fühlt. Ein weiteres Beispiel für die Not vor der Haustüre sind die Kunden der Wittlicher Tafel. Für sie packt der Lions-Club Mittelmosel 200 weihnachtlich gefüllte Tüten. Zusätzlich berichtet Präsident Werner Gaß (Bernkastel-Kues) von Wunschzetteln, die der Kinderschutzbund anonymisiert dem Club vermittelt. »Das kann ein Rucksack für die Schule sein oder eine Barbie-Puppe.« Jeder Wunsch wird erfüllt, unabhängig davon, ob er Erwachsenen sinnvoll erscheint. Der Plätzchenverkauf der Kolpingsfamilie Wittlich erbringt jährlich 1.200 bis 1.400 Euro, die 2015 allein erziehenden Bolivianerinnen zu Gute kommen: Sie lernen nähen und decken damit den Lebensunterhalt ihrer Familien.Briketts, Konzerte, Hausbesuche
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die seit 1736 existierende Sebastianus-Bruderschaft Wittlich legt ihr Augenmerk in der Vorweihnachtszeit verstärkt auf Besuche. Jürgen Bungert berichtet, dass bei den jungen Schützenmeistern die Sensibilität für die Problematik sogar steigt. Und: Die Besuche sind unabhängig von der Konfession der Bedürftigen. Seit immerhin schon 170 Jahren hilft die von Schreinern gegründete Wittlicher Josefsbruderschaft, die auch Frauen aufnimmt. Sie hilft in allen sozialen Not- und Härtefällen. Mit rund einer halben Million Euro hat die Vinzenzkonferenz bereits Not gelindert. Auch deren Mitglieder besuchen Menschen der Pfarrei, auch sie packen Weihnachtstüten, früher oft mit Holz und Briketts, heute eher mit Geld für die kaum noch kalkulierbare Heizungsrechnung. Schwieriger mit individueller Hilfe ist es im Landkreis für evangelische Christen: Pfarrerin Susanne Triebler kämpft mit dem großen Gebiet, das sie zu betreuen hat. Anders als ihre katholischen Kollegen bekommt sie Notsituationen oft schlichtweg nicht mit. Sie würde gerne mehr helfen und ermuntert ihre »Schäfchen«, sich zu melden.Fußball, Musik und Lichtkunst
Statt Eintrittsgelder zu erheben verlassen sich die Wittlicher Lions beim Weihnachtskonzert auf die Spendenbereitschaft der Zuhörer. Zu Recht; die vom Club verdoppelte Spendensumme geht beispielsweise an die Vinzenzkonferenz, die IGFM Wittlich von Katrin Bornmüller oder an Kinder von Strafgefangenen. Die Benefiz-Radler organisieren im Dezember ein Fußballturnier im Eventum. Was dort zusammen kommt, erhält das Mehrgenerationenhaus. Mit dem Geld wird in diesem Jahr explizit den Flüchtlingskindern geholfen. Dass Menschen gar nicht erst flüchten müssen, darum kümmert sich seit fast 30 Jahren die Mali-Hilfe um Peter Brucker. Am 17. Dezember laden die Aktiven in Longkamp im Rahmen der Adventsfenster zu einem großen Event ans Malihaus. Die Bläsergruppe des Musikorchesters spielt live, und Lichtkünstler R. O. Schabbach illuminiert das Haus mit der »flame of peace«. »Spenden kommen zurzeit eher mehr als weniger«, weiß Brucker. Sie werden auch am 17. Dezember gerne genommen. pugKOMMENTAR: Die frohe Botschaft
Es ist eine frohe Botschaft und sie steht dem christlichen Kulturkreis - nicht nur im Advent - gut zu Gesicht: Wir spenden weiter, wir spenden viel, wir spenden Geld, Dinge, Freude und Lebenszeit. Und wir spenden breit gestreut. An Kinder, Alte, Kranke, in der Nachbarschaft und nach Übersee. Diese Extra-Ration Menschlichkeit bringt Licht und Wärme in kargen Zeiten.
Dass im Kreis Bernkastel-Wittlich gerade Flüchtlinge, ob aus Kriegen und Bürgerkriegen oder »nur« aus bitterer Armut bei uns Unterschlupf finden und mit versorgt werden, ändert nichts an dieser großen Spendenbereitschaft. Die Hilfe für Flüchtlinge nimmt anderen Not Leidenden nichts weg. Das ist das klare Ergebnis unserer Recherche. Alles andere wäre auch beschämend gewesen.
Schreiben Sie uns, wie Sie es in diesem Jahr mit dem Spenden halten: petrageisbuesch@tw-verlag.de
Fotos: P. Geisbüsch / S. Baumann