Seitenlogo
Jutta Kruft

FWM: Ökologische Stadtentwicklung macht die Innenstadt lebenswert

Statt Dauerbaustelle gibt es in Kottenheim einen Trinkwasserbrunnen mit Erholungsraum.

Statt Dauerbaustelle gibt es in Kottenheim einen Trinkwasserbrunnen mit Erholungsraum.

Bild: H. Schönberg

Mayen. Innenstädte und Zentren sind seit jeher Orte des urbanen Lebens, das geprägt ist durch Handel, Wohnen, Arbeit, Kultur, Tourismus und das Aufeinandertreffen und Zusammenkommen von Menschen. Eben diese Lebendigkeit und Nutzungsmischung bringt es mit sich, dass sich die städtischen Zentren schon immer in einem dauerhaften Prozess des Wandels befinden. Gegenwärtig leidet die Innenstadt von Mayen – wie die in vielen Städten – zunehmend unter Leerständen, dem ungewissen Schicksal von Kaufhäusern und Geschäften und z.T. geringeren Besucherzahlen. Diese bereits Jahre andauernde Entwicklung haben die Pandemiejahre, aber auch die fortschreitende Digitalisierung verstärkt. Deshalb zielt eine Vielzahl von Förderprogrammen von Bund und Land darauf ab, einerseits diese Entwicklungen in den Innenstädten abzufedern und andererseits die Erarbeitung von innovativen Konzepten und Handlungsstrategien zu fördern.
Breite Einigkeit herrscht dabei darüber, dass Innenstädte in Zukunft multifunktionaler werden müssen. Statt der bisher oft vorrangigen Versorgungsfunktion wird in vielen Entwicklungskonzepten ihre Vernetzungsfunktion betont: Nutzungen wie Produktion, Logistik, Wohnen, Dienstleistungen, Kultur, Bildung und Tourismus müssen demnach bei der Erarbeitung von Zielbildern genauso berücksichtigt werden, wie die Themen Gesundheit, Aufenthaltsqualität, Digitalisierung, Sauberkeit und Sicherheit. Damit rücken aber die Lebensqualität, die Gesundheit, das soziale Miteinander der Bevölkerung und die Qualitäten des öffentlichen Raumes in den Mittelpunkt! Eine starke Gemeinwohlorientierung ersetzt die monopolartige Kauf- und Konsumorientierung. Von daher teilen die Freien Wähler Mayen (FWM) die Einsicht vieler Studien, dass Strategien zur Innenstadtentwicklung, die nur auf die Handelsentwicklung abzielen, zunehmend ihre Wirksamkeit verlieren. Zentrale Herausforderungen für die Innenstadt sind nach Ansicht der FWM in den nächsten Jahren/Jahrzehnten die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und die positive Antizipation der prognostizierten Mobilitätswende.
Der Klimawandel zwingt die Stadtpolitik, nach vorne zu schauen und zu überlegen: Welche Maßnahmen sind nötig, dass die Mayener Innenstadt auch noch in 20, 30 oder 40 Jahren trotz der Hitze eine hohe Aufenthaltsqualität hat und lebenswert ist? Wie muss sie gestaltet sein, dass Menschen sich dort auch treffen wollen? Dazu sagen die Studien: Als Allererstes braucht man eine an den Klimawandel angepasste Architektur. Das bedeutet einerseits eine Nutzung erneuerbarer Energien, die man dann auch im Stadtbild sieht, etwa mit Solarpanelen. Und andererseits, und das ist ganz wichtig: mehr Grünflächen in der Innenstadt, und zwar überall! Auf der Straßenebene, aber auch an den Fassaden und auf den Dächern. Das Grün sorgt nicht nur für eine bessere Aufenthaltsqualität, sondern wirkt auch der Überhitzung entgegen. D.h. die Innenstadt der Zukunft sieht bereits optisch wesentlich grüner aus als heute und hat so eine wichtige ökologische Funktion für das Kernstadtklima! Und nach allen Prognosen zum Abschied des Verbrenners wird es im Rahmen einer Mobilitätswende deutlich weniger motorisierten Verkehr in der Innenstadt, selbst in einer ländlichen Region wie Mayen, geben – auch bei parkenden Autos! Das hat einen positiven Nebeneffekt: Es werden Flächen frei. Diese erhöhen den Spielraum für die Innenstadtgestaltung. Der wird gebraucht, denn die Flächennutzung soll ja vielfältiger werden. Es geht also prinzipiell um neue Qualitäten des Zusammenlebens in der Innenstadt.
Aus solchen langfristigen Überlegungen zu einer dringend notwendigen ökologischen
Stadtentwicklung in Mayen mit seiner Innenstadt in Kessellage (!) resultiert u.a. die abweichende
Bewertung der Freien Wähler Mayen zum Hochgaragenprojekt. Dieses Projekt schreibt für über 2
Generationen die derzeitige Kernstadtsituation rein statisch und unveränderlich fest - entgegen aller
Prognosen zum Klimawandel und seinen Folgen. Für die FWM ist dieses Festhalten an alten,
starren Denkstrukturen keine zukunftsfähige Stadtentwicklung; so scheinen viele Ratsfraktionen
leider auch immer noch zu glauben, dass in nächster Zeit die frühere, gegenwärtig so vermisste
„Normalität“ zurückkehrt. Das sehen die Freien Wähler Mayen aufgrund der derzeitigen
Krisenentwicklungen – lokal und global – völlig anders.
Deshalb nehmen die Freien Wähler gerade auch das Urteil diverser Studien ernst, die feststellen,
dass der Einzelhandelssektor langfristig generell Einbußen zu erwarten hat. Von daher ist für die
FWM aber auch in Mayen eine Ertüchtigung der Innenstadtbetriebe zur Nutzung digitaler
Verkaufskommunikation ein wichtiger Schritt zur Sicherung des gesamten Sektors. Generelles Ziel
einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung muss es aber sein, die Kernstadt in Mayen so zu gestalten,
dass sie verstärkt auch andere Besuchsmotive als das Shoppen bedienen kann.

Weitere Nachrichten aus Kreis Mayen-Koblenz
Meistgelesen