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Kinder und Jugendliche nicht alleine lassen

Bilder des Grauens zeigten die Medien nach den Terroranschlägen in Paris. Selbst den Erwachsenen fehlen häufig die Worte nach diesen schrecklichen Taten. Doch wie geht es eigentlich den Kindern und Jugendlichen bei diesen Berichten? Sollte man sie von den Geschehnissen fernhalten oder besser offen darüber sprechen? Der WochenSpiegel hat mit einer Lehrerin aus der Region über diese Problematik gesprochen.

Katharina Leibig ist Religions- und Französischlehrerin an der Realschule plus in Treis-Karden und Klassenlehrerin einer fünften Klasse. Nach den Terroranschlägen in Paris seien zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit Fragen zu ihr gekommen und ein Schüler habe sogar ein Bild auf seinen Tisch gelegt mit dem Schriftzug »Je suis Paris«. In der ersten großen Pause am Montag nach den Terroranschlägen fand eine Dienstbesprechung der Lehrerschaft statt, bei der die Schulleitung auf eine geplante Schweigeminute aufmerksam machte und die Lehrer dazu aufforderte, im Unterricht das Thema aufzugreifen. Letztendlich sah es in den meisten Klassen aber so aus, dass nicht die Lehrer das Thema einleiten mussten, sondern schon von Seiten der Schüler Fragen und Beiträge dazu kamen, erzählte Katharina Leibig. Sie redete mit ihren Schülerinnen und Schülern darüber, warum die Europa-Flagge vor der Schule auf Halbmast war. Die Kinder zogen Parallelen zu dem Anschlag auf Charlie Hebdo und World Trade Center. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern gingen sie darauf ein, warum sich ein Mensch überhaupt selbst umbringen kann und wie dabei auch andere Menschen mit ums Leben kommen können. »Wir haben lange und sehr ernsthafte Gespräche geführt. Wenn die Kinder mit Fragen oder Aussagen auf uns zukommen, ist es wichtig, diese aufzugreifen und zu erklären«, so Katharina Leibig. Ihr sei es auch wichtig gewesen, im Religionsunterricht den großen Unterschied zwischen dem Islam als Weltreligion und den islamitischen Terrorgruppen zu erklären. Es sei ganz wichtig, dass die Kinder falsche Verallgemeinerungen erkennen. Bei der Schweigeminute zeigte sich dann auch bei den sehr jungen Grundschülern große Ernsthaftigkeit und Empathie mit den Betroffenen. Viele Kinder falteten ihre Hände oder schlossen ihre Augen. Die Lehrerin erklärte, dass die Kinder die traurigen Geschehnisse über verschiedene Wege mitbekommen. Daher sei es unumgänglich mit ihnen darüber zu sprechen. Als Tipp oder Empfehlung will sie den Eltern mit auf den Weg geben, mit den Kindern offen und kindgerecht über die schlimmen Ereignisse zu sprechen, denn Ungewissheit schürt Ängste. An den Schulen bemühen sich die Lehrkräfte Unklarheiten bei den jungen Menschen zu beseitigen und deswegen sollten die Eltern genauso agieren. So hat Katharina Leibig beispielsweise Schüler darüber sprechen gehört, dass einer der Attentäter ein Flüchtling war und deswegen alle Flüchtlinge Terroristen seien. Diese falschen Annahmen müsse man direkt klarstellen. Außerdem sollte den Heranwachsenden klargemacht werden, dass Muslime nicht nur aufgrund ihres Glaubens automatisch für die Anschläge mitverantwortlich sind. Es muss Aufklärung stattfinden, sowohl in Schulen, als auch daheim, unter anderem um falsche Gerüchte unter den Gleichaltrigen zu vermeiden. 


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