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Der Hirschkäfer - das unbekannte Wesen

Dr. Markus Rink ist als Förster der Natur in vielfältiger Weise verbunden. Für seine Promotion suchte er sich die größte einheimische Käferart, den Hirschkäfer, als Forschungsobjekt aus. Eine Zweckgemeinschaft auf Zeit, die für ihn zu einer großen, lebenslangen Leidenschaft wurde.

Wenn Dr. Markus Rink über den Hirschkäfer doziert, ist der Laie auf den ersten Moment leicht überfordert. Was bringt einen Menschen dazu, sich mit einer Käferart zu beschäftigen? Die Antwort Rinks ist recht einfach: "Der Hirschkäfer ist imposant!" Stimmt! Das Hirschkäfermännchen wird bis zu 8,5 Zentimeter lang und das Weibchen immerhin bis zu fünf Zentimeter. Beim Männchen hat der Oberkiefer eine verblüffende Ähnlichkeit zu der Geweihform eines Rothirsches und ist damit auch für den Namen verantwortlich. Die Oberkiefer des Weibchens sind deutlich kleiner. Beide können Fliegen.Rund vier Jahre spielt sich das Leben unter der Erde ab, bis die Larve sich verpuppt und sich zum Käfer verwandelt, oberirdisch ihrem Auftrag nachgeht und für Nachwuchs sorgt. "Der Hirschkäfer ist nur sechs bis acht Wochen über der Erde aktiv", erklärt der Experte, der das Tier im Rahmen seiner Promotion schätzen lernte. Der Hirschkäfer recycelt die Erde Der Hirschkäfer ist gesetzlich geschützt. Dies gilt auch für seine Entwicklungsstadien und Nester, die zum Beispiel in abgestorbenen Baumstümpfen zu finden sind. "Deshalb sollte man vorsichtig sein, wenn Baumstümpfe entfernt werden. Der Hirschkäfer ist nämlich nützlich, weil er als Larve die Humusbildung beschleunigt. Er recycelt sozusagen die Erde", erklärt der Alfer, um die Schutzwürdigkeit der seltenen und damit stark gefährdeten Käferart betont. Mit der Gründung der Hirschkäferfreunde, die in Deutschland rund 85 Mitglieder zählen, hat er sich auch die Dokumentation der europaweiten Verbreitung des Käfers zur Aufgabe gemacht. "Mich erreichen rund 1.000 Meldungen jährlich. Wir bilden quasi einen Fanclub. Der Hirschkäfer liebt beispielsweise Flußtäler - da wo es warm ist. Ich habe damals einen in Alf gefunden und das hat mein Interesse geweckt. Obwohl er so selten ist, ist er oft nahe bei den Menschen. Das konnte ich im Rahmen meiner wissenschaftlichen Forschungsarbeiten auch mit aufgeklebten Sendern nachweisen. Meine bisherigen Untersuchungen in Deutschland sprechen für eine größere Verbreitung als bisher angenommen. Stetiger Landschaftswandel und nach eigenen Untersuchungen auch der Klimawandel werden den größten mitteleuropäischen Käfer vor neue Herausforderungen stellen", erklärt der Hirschkäferexperte, der im Moment versucht mit seinem Hund und dessen Geruchssinn dem Käfer auf die Spur zu kommen, heißt Orte der Larven zu finden. Im Mai beginnt die Hirschkäferzeit Ab Mitte Mai bis Mitte Juli fliegen die Hirschkäfer. Die Männchen bekämpfen sich in der Paarungszeit. Das ist aber nicht die einzige Gefahr, die den Hirschkäfern droht. "Elstern, Spechte, Käuze und Marder gehören zu ihren Feinden. Und nur die wenigsten Männchen sterben einen natürlichen Tod - viele vertrocknen, weil sie oft nur zweimal Flüssigkeit zu sich nehmen. Das Weibchen muss ja zur Eiablage unter die Erde. Zwischen 35 und 40 Eier sind es. Allerdings sind die Zyklen unbekannt", so Dr. Markus Rink. So selten Menschen bewusst Hirschkäfer sehen, so verhält es sich ein bisschen auch mit den Forschern der Käfer. "Käferleute sind Einzelgänger", schmunzelt Dr. Rink, der sich zukünftig mit Blick auf die Hirschkäfer noch mehr der Ökologie widmen will. Weitere Info unter www.hirschkaefer-suche.de Fotos: Rink / Pauly


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