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Paul Verstraten: "Ich male das, was Du nicht siehst"

Das Wort Surrealismus bedeutet übersetzt etwa "über dem Realismus". Damit ist nicht allein eine künstlerische Stilrichtung gemeint, sondern auch abstrakte Gedankengänge, unabhängig vom Bewusstsein. Wie die gereiften Ideen von Paul Verstraten – einem jungen Trierer Künstler, der mit altmeisterlicher Detailverliebtheit seine Gedanken auf die Leinwand projiziert.

Motive teils jenseits der Vorstellungskraft: Wenn Verstraten seinen Pinsel schwingt, entstehen erstaunliche, surrealistische Bilder. Ist es nun das Bild auf der Leinwand oder das im Kopf entstandene, welches beim Betrachten fesselt und fasziniert? Ein Imperativ zum Geniestreich.

Künstlerisches Naturtalent

Mit seinen 21 Jahren gehört Paul Verstraten als künstlerisches Naturtalent schon fast zu den Experten der Surrealisten. "Beim Malen versuche ich dem Denken zuzuhören und äußere Reize auszublenden", sagt der gebürtige Offenburger, "das erfolgt meist aus dem tiefsten Inneren heraus." Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft zum Malen und Zeichnen. Doch den Kunst-Leistungskurs am Gymnasium empfand er als eine Qual. Vielleicht auch ein Grund, warum er die Schule vorzeitig abbrach. "Ich musste Dinge lernen, von denen ich nichts wissen wollte. Meine Fragen konnten nicht beantwortet werden." Später absolvierte er ein Vorstudium der bildenden Künste und ein mehrmonatiges Praktikum bei der Berliner Künstlerin Hella Santarossa. Letzteres sollte prägende Auswirkungen haben auf seinen weiteren kreativen Lebensverlauf.

Produktive Widersetzlichkeiten

Das Mögliche ist nicht nur in der als bewusst empfundenen Wirklichkeit präsent. Zum Glück auch darüber hinaus. Die Kunst kann eine Hilfe bieten, daran zu erinnern. "In ihr lassen sich auch die Antworten auf Probleme finden, die noch nicht als solche wahrgenommen wurden. Ein bisher unausgesprochener Gedanke", so Verstraten. Auffällig ist die wiederkehrende Symbolik in seinen bevorzugt mit Acrylfarben gestalteten Werken. Beispielsweise verwendet er ein bildliches Vokabular der eigens generierten Sprache. So kann ein Baum für einen unausweichlichen Grund stehen, ein Stuhl für das Gesetz oder ein Kühlschrank für das Hinauszögern des Unvermeidlichen. Verstratens Malerei erfordert Zeit und Muße vom Betrachter. Ein oberflächliches Werten führt zu nichts weiter, das Verstehen dagegen schon.

Zeit für Veränderung

Die Zeit ist es, die Innen und Außen auf einer Ebene zusammenführen kann. Zeit der Auseinandersetzung mit inneren Konflikten in Abhängigkeit mit äußeren Reizen. Veränderungen werden erfahren, nicht widerfahren. In dem Werk "Das sorgenlose Kind des Kunstlichts" ist ein geblendetes weibliches Gesicht zu erkennen. Körperlos auf eine hölzerne Handelspalette gesetzt. Nicht fähig, eine Veränderung oder Bewegung herbeizuführen. "Warum sollte sie auch? Sie ist über einen angeschlossenen blauen Tresor versorgt", erklärt der Künstler und lächelt, "was sie will und wer sie ist, bleibt der persönlichen Interpretation überlassen." Lässt sich in Gegensätzen denkend eine, oder mehrere, Antwort finden? Die Kunst des 21-Jährigen wirft etliche Fragen auf. Profan wie abstrakt oder gesellschaftskritisch. Eine spannende Gedankenreise durch diverse Wirklichkeiten. Mehr über den Künstler, seine Gedanken und die schöpferischen Arbeiten gibt es hier. RP


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