Seitenlogo
FIS

Ein Dorf und sein Chronist

Wer sich für die jüngere Geschichte von Gusenburg interessiert, kann sich schnell einen umfassenden Überblick verschaffen: in Günter Dellwos jährlich erscheinendem »Rückblick«, den er seit drei Jahrzehnten herausbringt.
Seit 30 Jahren erscheint der jährliche Gusenburger »Rückblick«, für den viele Bürger ihrem Dorfchronisten Günter Dellwo sehr dankbar sind. Foto: Schmieder

Seit 30 Jahren erscheint der jährliche Gusenburger »Rückblick«, für den viele Bürger ihrem Dorfchronisten Günter Dellwo sehr dankbar sind. Foto: Schmieder

Der »Rückblick« ist prall gefüllt mit Fotos und Fakten – vor allem aber mit Geschichten. Sie dokumentieren auf einzigartige Weise die Geschichte der Gemeinde, vor allem aber die ihrer Bürger. Was auch immer über das Jahr hinweg in Gusenburg geschieht – Dorfchronist Günter Dellwo hält es fest, wofür er fast täglich mit seinem Fotoapparat unterwegs ist. Besondere Ereignisse wie vor drei Jahren, als 100 Jahre alte Linden gefällt wurden, sind ebenso in Wort und Bild im »Rückblick« festgehalten wie Feste oder Veranstaltungen. Bürger können sich über die Arbeit des Gemeinderats informieren und erfahren Wissenswertes aus Kindergarten und Grundschule oder über die Vereine.

Grundstein vor 30 Jahren Ehe-Jubilare haben ebenso ihren Platz in der Jahreschronik wie Betriebsgründer oder Bauherren und Neubauten. Ergänzt wird das von statistischen Daten wie Einwohner- und Schülerzahlen oder auch den Namen der Neugeborenen und der Verstorbenen des Dorfs und sogar einer jährlichen Erntebilanz. Angefangen hat all das vor mehr als 30 Jahren im Rahmen der »Altentage« in der Vorweihnachtszeit. Die Jugendkapelle, 1976 von Dellwo gegründet, spielte dort immer auf. Dirigent Dellwo, damals Vorsitzender des Musikvereins, zeigte dann auch mal Fotos wie von Häusern oder Wegekreuzen. Später wurden daraus Dia- oder Filmvorträge, zu denen er Geschichten über Ereignisse des vergangenen Jahres erzählte, was er dann irgendwann in gedruckten DIN-A5-Heften festhielt.

Täglich Chronistenarbeit Aus anfangs 40 Seiten sind inzwischen bis zu 90 geworden, wofür der 70-jährige Familienvater und Großvater täglich mehrere Stunden beschäftigt ist. Die Leidenschaft, Dinge zu dokumentieren, hatte ihn schon früh gepackt. Als Dachdecker führte er eine Art Tagebuch, in dem er notierte, was er wo gearbeitet hatte, und auch für den Musikverein führte er ein Buch. Als ihn ein Arbeitsunfall monatelang ausbremste, absolvierte der Flügelhornist Dirigentenlehrgänge und fing an, sich intensiver mit der Ortsgeschichte zu befassen. Viele seiner Texte sind als »Notizen des Dorfchronisten« auf der Internetseite der Gemeinde (www.gusenburg.de) zu finden. So etwa Beiträge über die früheren Nagelschmieden, die römische Tempelanlage, das Kühlhaus, heute Feuerwehr- und Gemeindehaus, oder »Das Gusenburger Lied«. Die mündlich überlieferte Melodie instrumentierte er 1987 für den Musikverein und dichtete zwei weitere Strophen dazu. Ortschronik zur 550-Jahr-Feier Für die Ortschronik, die im Juni zur 550-Jahr-Feier des Dorfs erscheinen soll, hat Dellwo als einer von vier Co-Autoren von Chronist Rudolf Müller weitere Themen aufgearbeitet. So befasste er sich mit der Wasser- und Stromversorgung und der Geschichte von Häusern wie der Dorfschule, der Poststelle oder früheren Geschäften und Gaststätten. Teile davon finden sich auch schon mal im »Rückblick«, dessen 30. Ausgabe Ende Februar erscheinen soll. urs


Meistgelesen