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Johannes Conen: Ein Raum-Zeit-Kontinuum

Die Ideen befinden sich im stetigen Wandel. Konstant bleibt die opulente Bandbreite des Einfallsreichtums. Johannes Conen ist ein schillernder Künstler und ein Akrobat in der Bewältigung der Gleichzeitigkeit. Er nutzt das Spannungsfeld zwischen Bewegung und Stillstand für seine Leidenschaft: Kunst in Bild, Kostüm, Video, Licht und Regie.

Entgegen der Theorie des holographischen Prinzips verhält sich Conens Wirken. Je näher auf seine Werke auf der Bühne oder Leinwand eingegangen wird, umso mehr gewinnen die zugehörigen Gedanken an Dichte. Es scheint, als werde der Betrachter Teil seines eigenen geistigen Horizonts. Des Ereignishorizonts einer bildhaften Erzählung. "Schon früh war mir die Tendenz der Berufswahl bewusst", sagt das 1944 in Venlo geborene Multitalent, "nur etwas Künstlerisches kam in Frage." Vielleicht lag das auch an den Einflüssen seines kreativen Elternhauses und an seiner schon in jungen Jahren entdeckten Begeisterung für das Malen und Zeichnen. So studierte Conen an der "Academie voor Industriële Vormgeving", der Design-Akademie in Eindhoven/Niederlande.

Alles nur Theater

Neben der Malerei, dem Konzipieren von Kunstausstellungen und der Musik schenkte Johannes Conen zusätzlich seiner großen Liebe zum Theater vermehrt Aufmerksamkeit. Unter anderem als Regisseur, Schauspieler, Autor, Szenograf, Kostüm- und Bühnenbildner. Bis heute. Zwei Jahre nach erfolgreichem Studienabschluss gründete der Allrounder in den Niederlanden das freie Theater "Mikroskoop". 1967 – eine Zeit, geprägt von Protestbewegungen, Umbruch und Spannungen. Die Mentalität dieser Generation spiegelte sich auch in den Bühnenstücken wider. "In Anlehnung an den polnischen Regisseur Jerzy Grotowski entwickelten wir unser Programm. Ganz ohne Subventionen", so Conen. Mit politisch beeinflussten Aufführungen ging das Ensemble auf Tournee. "Nach neun Jahren war die Luft raus", erinnert sich der 71-Jährige, "man sagt im Volksmund, beim Theater bleibe man nicht länger als sieben Jahre an einem Ort."

Kein teutonischer Irrsinn

Eine Verpflichtung am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg folgte. Johannes Conen zog nach Deutschland. Diese Entscheidung beeinträchtigte keineswegs seine Kreativität. Weitere namhafte Häuser schätzen Conens breitgefächertes Vermögen und vor allem die gelungenen Kooperationen. Eine persönliche Besonderheit war für ihn das Zusammenwirken mit dem experimentellen Komponisten Karlheinz Stockhausen bei der Realisierung mehrerer Opern aus dem "Lichtzyklus". Licht entstammt nicht irdischer Natur. Klare Entschlüsse schon eher. Als Professor und später Gründungsdekan des Fachbereichs Gestaltung lehrte er an der Hochschule Trier Design in den digitalen Medien. "Nach einigen Jahren fühlte ich mich damit allein nicht ganz ausgefüllt", so Conen, "ich wäre in den Mühlen des Hochschulbetriebs zerrieben worden. Ein weiteres parallel laufendes Projekt befand sich bereits in den Kinderschuhen."

Erweiterter Spielraum entlang der Zeitachse

Die digitalen Medien und die Lichtkunst spielen somit auch in den aktuellen Projekten eine wichtige Rolle. In der Schauspielerin Martina Roth fand er sein passendes Pendant. Gemeinsam als Künstlerpaar riefen sie das "bbt bewegtbildtheater" ins Leben. Eine charakteristische Form des Theaters, welche das reale Schauspiel mit artifiziellen Videoprojektionen vereint. Ein großes Ganzes von virtueller Wirklichkeit, eingebettet in reale Bedingungen.

Ende nicht in Sicht

Es ist schon beachtlich, dass Johannes Conen eine ganze Halle mit unterschiedlichsten Werken seines künstlerischen Lebenslaufs füllen kann. Und das ist lediglich ein Auszug. Die Auflistung seiner virtuosen Tätigkeiten zählt über 60 eng geschriebene Zeilen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Bis zum 8. November findet seine Ausstellung "Wiederaufnahmen" mit anregenden Veranstaltungen in der Kunsthalle der Europäischen Kunstakademie in Trier statt. Am Donnerstag, 15. Oktober, ab 20 Uhr wird im Rahmen des Theaterabends "Die Frau und die Stadt" aufgeführt – ein Stück aus dem Bewegtbildtheater.  Weitere Infos und Eindrücke gibt es unter www.bewegtbildtheater.de  und  www.bewegtbildstudio.de RP, Fotos: Pick


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