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Patenschaft für Flüchtlingskinder

Die beiden EKG-Schüler Helen Knechtges und Lukas Schneider betreuen im Rahmen des Leihpaten-Programms junge Flüchtlinge. Der Austausch steht dabei im Vordergrund.
Helen Knechtges und Lukas Schneider unterstützen junge Flüchtlinge als Leihpaten. Foto: Tim Nolden

Helen Knechtges und Lukas Schneider unterstützen junge Flüchtlinge als Leihpaten. Foto: Tim Nolden

»Ich könnte mir nicht vorstellen, in ein anderes Land fliehen zu müssen«, sagt Helen Knechtges.  Dieses Gefühl gab für sie den Anlass, den Menschen zu helfen, die diesen Schritt tun mussten.
Seit drei Jahren läuft in Adenau das Projekt »Leihpaten«. Darin werden Oberstufenschüler als Paten an jüngere Schüler aus Real- und Grundschule vermittelt und unterstützen sie. Die Schüler werden zu Beginn in einer Fortbildung vorbereitet und treffen sich dann jede Woche mit ihren Patenkindern. Die Organisation der Treffen übernehmen sie selber. Für Fragen und Probleme gibt es regelmäßige Paten-Treffen.
»Es geht nicht um schulische Unterstützung, sondern um einen Austausch«, erklärt Lukas Schneider, der ebenfalls als Pate tätig ist, über die Arbeit als Pate. Es sind nicht nur Flüchtlinge, die unterstützt werden – die Schützlinge von Helen Knechtges und Lukas Schneider allerdings sind beides junge Menschen, die eine Flucht hinter sich haben. Das kann für die Paten durchaus herausfordernd sein. Beim letzten Treffen, so erzählt Lukas Schneider, habe sein Patenkind ihm von der Flucht aus Aleppo erzählt, von den Familienmitgliedern, die er zurücklassen musste und davon, dass sein Zuhause mittlerweile komplett zerstört ist. »Man muss einfach versuchen, Kraft zu spenden«, so Helen Knechtges, die auch ähnliche Gesprächssituationen erlebt hat.

Auszeit vom Alltag

Meist aber geht es in den Treffen darum, den jungen Menschen eine Auszeit zu ermöglichen. Oft wird gemeinsam gespielt und dabei lernen die Flüchtlinge die deutsche Sprache und Kultur besser kennen.
Lukas Schneider bringt seinem Paten beispielsweise beim Spielen deutsche Wörter bei. »Ich habe ihm Gegenstände gezeigt und ihm gesagt, was das deutsche Wort dafür ist«, so Schneider. Im Gegenzug hat er auch einige Worte arabisch gelernt.
»Mein Patenkind hat ihr Deutsch beim Memory verbessert«, erzählt Knechtges.  Für beide Schüler ist es ein toller Erfolg, zu sehen, wie sich ihre Schützlinge nun besser zurechtfinden und ihre Sprachkenntnisse verbessern konnten. »Meine Patenkind war anfangs sehr schüchtern. Jetzt blüht sie auf und kann sich bei unseren Treffen fallen lassen«, sagt Helen Knechtges.
Ganz ähnliches kann auch Lukas Schneider berichten. »Jedes Mal, wenn wir uns treffen, steht er mit einem Lächeln da«, sagt er. Das zeige ihm, dass auch der Junge aus Aleppo Spaß an den Treffen habe. Beide Schüler erleben die ehrenamtliche Arbeit als Paten als Bereicherung. »Es ist eine schöne Erfahrung, bei der man einiges mitkriegt«, sagt Schneider. »Man kann sich ein eigenes Bild von den Menschen machen, statt sich auf Nachrichten und Politik zu verlassen«, so der Schüler weiter.
Die Jugendlichen, die sie betreuen, seien wissbegierig und dankbar, sagen Schneider und Knechtges unisono. Deshalb ist es den Schülern wohl auch leicht gefallen, auch im neuen Schuljahr weiter als Paten tätig zu sein.

Extra: Das Projekt

Ins Leben gerufen wurde das Schülerpaten-Projekt von Annette Schumacher-Menningen, die als Ehrenamtlerin die Flüchlingsarbeit in der Verbandsgemeinde Adenau unterstützt.
Die Schüler der Oberstufe des Erich-Klausener Gymnasium in Adenau wurden angesprochen, ob sie bereit seien Patenschaften zu übernehmen. Die Koordination an der Schule übernimmt die Lehrerin Sabrina Reinsch. 20 bis 30 Schüler habe man bisher jedes Jahr als Paten gewinnen können, so erzählte Reinsch.
»Die Resonanz war sehr gut«, freute sich die Lehrerin. Die Patenkinder würden von der Grund- und der Realschule vermittelt und kommen aus der dritten bis sechsten Klasse.
Das Angebot richte sich nicht explizit an Flüchlingskinder, so Reinsch, bisher allerdings wären fast nur Kinder mit Fluchtgeschichte  als Patenkinder vermittelt worden. Wie viele von ihnen betreut werden können, das richtet sich nach der Zahl der Freiwilligen.
Regelmäßig werden auch immer wieder neue Paten gesucht, denn in der Zeit vor dem Abitur müssen sich viele verstärkt um ihre eigenen Leistungen kümmern.


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