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Kai Brückner

Desolate Wohnzustände - und das Jobcenter zahlt (trotzdem) die Miete

Joerg Staiber

Joerg Staiber

Bild: Unglaublich: Das Abluftrohr des Holzofens ist nicht an den Kamin angeschlossen - der Ofen ist deshalb nicht nutzbar.

Die Mietwohnung von Richard Z. ist in einem desolaten Zustand.

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Keine Heizung, kaputte sanitäre Anlagen, keine funktionierende Dusche und eine abenteuerliche Stromversorgung: Richard Z. aus Idar-Oberstein fühlt sich von seinem Vermieter skrupellos übers Ohr gehauen und ausgenutzt.

Richard Z. weiß nicht mehr weiter: Im September des vergangenen Jahres hatte Z., der zuvor längere Zeit obdachlos war, endlich wieder ein Dach über dem Kopf gefunden. Doch die Umstände, unter denen er seither in Idar-Oberstein lebt, sind untragbar, wie der 46-Jährige findet:
»Die Wohnung ist nicht beheizbar, hat keine funktionierende Dusche, verfügt über eine abenteuerliche Strom- und Wasserversorgung und ist an allen Ecken und Enden verwahrlost und beschädigt«, sagt Z.

Insbesondere die fehlende Heizung stellte den 46-Jährigen in den Wintermonaten vor große Herausforderungen: Zwar habe ihm der Vermieter einen Holzofen zur Verfügung gestellt, diesen jedoch nicht an den Kamin angeschlossen. »Ich bin mit nicht einmal sicher, ob in dieser Wohnung überhaupt ein Holzofen betrieben werden darf«, sagt Z. Der Vermieter sei ihm eine Antwort auf diese Frage trotz mehrmaligen Nachfragens schuldig geblieben.
300 Euro plus Nebenkosten beträgt die Miete für die 45 Quadratmeter große Wohnung - also ein durchaus ortsüblicher Satz. Allerdings für eine Behausung, die nach Ansicht von Richard Z. im derzeitigen Zustand unbewohnbar ist. Zumal die Deckenhöhe der Wohnung im Schnitt gerade einmal 1,80 Meter betrage, sagt Z. »Stellenweise sogar noch weniger.«

Für den 46-Jährigen ist seine Wohnsituation eine große Belastung - und ein herber Rückschlag: Lange Zeit obdachlos, bekam er mit Hilfe sozialer Einrichtungen für Wohnungslose zumindest eine Postadresse, konnte so ein Konto eröffnen und bekam trotz Obdachlosigkeit einen Minijob. Durch Zufall erfuhr er dann von der freien Wohnung, die er nun bewohnt. Zwar sei die Wohnung schon bei der ersten Besichtigung in einem unzumutbaren Zustand gewesen, allerdings habe der Vermieter ihm damals versprochen, den reichlich vorhandenen Müll zu entsorgen, einen Ofen aufzustellen und die sanitären Einrichtungen in Ordnung zu bringen, wie Richard Z. betont.

Beim Jobcenter, das die Miete für die Unterkunft zahlt, hat Richard Z. sich ebenfalls beschwert. »Die Miete wird aber seit einem halben Jahr trotzdem anstandslos bezahlt«, sagt der 46-Jährige. Er weiß sich nicht mehr zu helfen, wagt deshalb den Schritt in die Öffentlichkeit: Insbesondere die fehlende Heizung habe in den kalten Wintermonaten mittlerweile auch gesundheitliche Spuren bei ihm hinterlassen, wie er betont: »Ich bin dauerhaft krank und kann deshalb auch den Minijob, den ich bis Ende des Jahres mit der Option auf Verlängerung hatte, nicht mehr ausüben.« Obendrein fürchtet Z., dass er wieder in der Obdachlosigkeit landen könnte: »Ich habe Angst, dass er mir der Vermieter meine Sachen einfach vor die Tür stellt«, sagt der 46-Jährige besorgt.
Auch wir haben beim Vermieter nachgefragt und um eine Stellungnahme gebeten. Dieser wolle sich gegenüber unserer Zeitung allerdings nicht äußern.

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